Samstag, 8. Januar 2011

Wo kommt all die Panik her? (Teil 1)

Wahrscheinlich bin ich auch eines der gar nicht allzu seltenen Exemplare derer, denen die monatliche Lebensmittelpanik meilenweit am Allerwertesten vorbeigeht. Ich koche, brate und verzehre das auf was ich gerade Lust habe, und die Zutaten dafür hole ich mir dort, wo ich gerade vorbeikomme.
Ich finde das praktisch. Essen zu können wann ich will und was ich will ist was Feines. Mit ein wenig Geschick und Grundlagenkenntnissen in Küchenphysik ist es auch nicht allzu schwer aus gekauften Lebensmitteln etwas Schönes zusammenzubasteln und sich hernach vom Frauchen loben zu lassen.

So weit, so gut. Aber offensichtlich sehen das einige, wie ich schätze in durchweg öffentlichkeitsabhängigen Berufen tätige Menschen, anders. Da wird gewarnt. Ständig. Dauernd. Vor Allem.
Cholesterin im Ei, falsches Fett in der Butter, Zucker überall, aber auch Süßstoffe sind gefährlich ... es wurde schon Salz in Salzbrezeln gefunden und Alkohol in Weißwein.
Nun ja, ich halte es da mit dem alten Paracelsus, der, schon lange bevor es überhaupt Verbraucherschützer gab, einfach mal festlegte: Allein die Dosis macht das Gift!
Und wer mag dem alten Mann da widersprechen? Da hat er einfach recht. Punkt.

Nun haben es unsere medial überrepräsentierten Verbraucherschützer aber schon hinlänglich geschafft, die Öffentlichkeit so weit zu "sensibilisieren", dass sie davon auszugehen scheint, dass ein Lebensmittel (welches ja per se schon verdächtig ist, siehe Cholesterin oder gesättigte Fettsäuren!) grundsätzlich etwas "porentief Reines" sein muss. Soll heißen, dass sich irgendwelche Supermarktware mittlerweile anscheinend besser verkauft, wenn möglichst viele "Ohnes" auf der Verpackung stehen. Ohne Fett, ohne Konservierungsmittel, ohne künstliche Aromen, ohne Farbstoffe, ohne Geschmacksverstärker. Natürlich zuckerfrei (oder wenigstens zuckerreduziert) mit möglichst wenig E-Inhaltsstoffen. Lediglich das "Pure" ist "das Gute".

Manchmal wünsche ich mir insgeheim, dass unsere EU-Herrschaft gesetzlich festlegen möge, dass ALLE chemischen Bestandteile ALLER in den Verkauf zu bringenden Lebensmittel mit genauen Anteilsangaben und zugehöriger E-Erfassungsnummer auf den Verpackungen verzeichnet sein MÜSSEN.

Oh, das wäre schön. Ich sehe die Ernährungsparanoiker schon vor meinem geistigen Auge, wie sie vereinzelt und fast schon skelettiert, gerade so noch den Einkaufswagen schieben könnend durch die Gänge schlurfen und voller Verzweiflung die Inhaltsangaben lesen. Überall ist Chemie drin! Gene gar, oder sogar Atome! Nichts kann man mehr essen!

Ich schätze mal, es würde nicht allzuviele solcher Gestalten geben (die meisten von uns glauben wohl doch eher ihrem gesunden Menschenverstand, als der Panikmache von Futterwächtern) ... aber sollte vor mir so jemand im Supermarkt verenden, hätte ich kein Mitleid. Ich würde das vertrocknete Häuflein dann wohl mit der Schuhspitze sanft unter ein Lebensmittelregal schieben (es dürfte ja ziemlich leichtgewichtig sein) und ihm zum Abschied leise zuflüstern: "Besser, dass du Platz für fittere Lebensformen gemacht hast. Du hattest ja deine Chance."

Im zweiten Teil wird es dann (auch) um Dioxin-Eier gehen.

1 Kommentar:

  1. Dazu habe ich mich hier ausgelassen:
    http://mises.org/Community/blogs/fdominicus/archive/2011/01/05/now-we-know-what-39-s-serious-and-what-not.aspx

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