Samstag, 22. Januar 2011

Wasser im Keller der Steppe

Stadt Herzberg im Landkreis Elbe-Elster (BB)
Die rechts stehende Grafik zeigt die geografische Lage der Stadt Herzberg im Süden Brandenburgs, während die untere die Stadt Frankfurt/Oder markiert.
Interessant ist hierbei das Gebiet nördlich Frankfurts,
das sogenannte Oderbruch (die dritte Grafik).

(alle Grafiken lizenzfrei aus Wikipedia)
Frankfurt/Oder
Das Oderbruch nördlich von Frankfurt/Oder




Gemeinsam ist diesen beiden Gebieten, dass immer mal wieder, oder sogar über Monate hinweg ein Wasserproblem haben. Nicht, wie man im angeblich trockensten aller Bundesländer annehmen sollte, ein Problem der Wasserknappheit, sondern eines des unangenehmen Überflusses an Nässe. Und dies auch nicht wegen klimawandelgeschuldeten Starkregenfällen, oder weil die Gletscher der Märkischen Schweiz aufgrund der Erderwärmung abschmelzen. Nein, das Wasser kommt aus versandeten Flüssen und, ganz mies, von unten als Grundwasser in die Keller.

Dabei klangen die Klimawandelpaniker vor ein paar Jahren noch so wie hier beispielsweise in der Berliner Zeitung. 


Brandenburg ist schon heute die trockenste Region Deutschlands. Die Erderwärmung, hervorgerufen durch klimaschädlichen CO2-Ausstoß, wird diese Situation dramatisch verschärfen. "Der Grundwasserspiegel sinkt, die Kiefern können kaum Wasser speichern und wir haben dann eine deutlich erhöhte Waldbrandgefahr", sagte gestern Hans-Joachim Schellnhuber, Wissenschaftler vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Schon zum Ende des Jahrhunderts drohten in der Mark ausgetrocknete Seen und Sandstürme. Sogar die Tropenkrankheit Malaria könnte sich ausbreiten, sollten sich die Temperaturen tatsächlich langfristig um durchschnittlich acht Grad erhöhen.
Nun könnte man sagen: okay da haben sich Schellnhuber und Konsorten halt um ein paar Jahre geirrt und statt sinkendem Grundwasserspiegel hat man es jetzt halt mit einem steigenden zu tun. Aber so einfach ist es nicht, denn gerade hier ist zu erkennen, wie segensreich sich eine Politik des gesunden Menschenverstandes gegen die Politik der Destruktivität aufgrund falscher Vermutungen abhebt.
Denn beide Gebiete sind nicht etwa einfach den Launen der Natur unterworfene Landstriche, sondern wurden über Jahrhunderte vom Menschen für den Menschen nutzbar gemacht. Im Fall des Oderbruchs entstand diese fruchtbare Kulturlandschaft sogar auf politische Initiative des Alten Fritz hin. Und das kam so:
Das heutige Landschaftsbild des Oderbruchs wurde durch die Begradigung der Oder im 18. Jahrhundert geprägt. Die Eindeichung und Trockenlegung des Feuchtgebietes erfolgte nach Anfängen ab 1735 im Wesentlichen zwischen 1747 und 1762 unter dem preußischen König Friedrich II. Ihm zu Ehren steht in Letschin ein Denkmal als Dank für die veranlasste Trockenlegung des Oderbruchs.
Nach den Plänen vom Wasserbauingenieur und Oberdeichinspektor Simon Leonhard von Haerlem wurde der Lauf der Oder am Ostrand der Niederung am Oderbruch entlanggeführt. Dazu wurde ein 18,83 km langer, mit Deichen eingefasster, weitgehend geradliniger Kanal gebaut, der den Flusslauf um rund 25 km verkürzte. Bei Hohenwutzen wurde zur Verkürzung des Oderlaufs an geeigneter Stelle der Moränenrücken des Neuenhagener Sporns durchstochen, der dadurch zur Neuenhagener Oderinsel wurde. Ein System von Abzugsgräben sorgte für die Trockenlegung des Feuchtgebietes. Am 2. Juli 1753 wurde der Fangdamm bei Güstebiese durchstochen und damit der neue Flusslauf der Oder geflutet. Seither wird die Oder am Ostrand der Oderniederung am Oderbruch vorbeigeleitet, während sich das Wasser aus dem Meliorationsgebiet in der Alten Oder sammelt. Wie geplant lagen nach kurzer Zeit große Gebiete trocken und konnten besiedelt werden, etwa 130.000 Morgen (32.500 ha) fruchtbares Ackerland waren gewonnen worden.
Aber auch das Elbe-Elster-Land wurde bis zur Wende hin wasserwirtschaftlich im Gleichgewicht gehalten, indem ein ausgeklügeltes System aus Be- und Entwässerungsanlagen gepflegt und genutzt wurde. Man mag von den alten Preußen oder der DDR-Führung halten was man will, aber ihr eigensinniges Bestreben nach landwirtschaftlich nutzbarem Land entsprach dem, was man unter "gesundem Menschenverstand" verbuchen kann.

Nach der Wende allerdings fiel etwas über uns her, dass sich nur marginal am gesunden Menschenverstand orientierte, sondern eher den Naturträumereien und Katastrophenängsten gelangweilter Großstädter entsprang. Mit dem Beitritt der neuen Bundesländer zur Bundesrepublik Deutschland kam auch eine politische Strömung über uns, die nicht hier gewachsen war, sondern aus einem Milieu stammte, welches dem Politikverständnis der gerade erst befreiten DDR-Einwohner um Jahre voraus war. Während hierzulande noch gehofft wurde, dass sich die Lebensbedingungen der Menschen endlich verbessern würden, war die politische Landschaft der alten Bundesrepublik da schon um einiges weiter. Da sollten schon die Lebensbedingungen der Bäume und Feldhamster verbessert werden. Klar, dass das zu Irritationen führte.

Dass diese Irritationen auch heute noch bestehen, zeigt folgendes Zitat aus dem Tagesspiegel vom 20.01.2011, welchem ich die Anregung für diesen Artikel überhaupt erst verdanke. (Lesebefehl!)
Ein bulliger Mann Mitte 40 nickt grimmig. „In meiner Firma haben wir überlegt, ob wir die Grüne[n] verhauen sollen“, bringt er die Stimmung in der Gegend auf den Punkt. „Diese Idioten haben doch angeordnet, dass die Flüsse und Entwässerungsgräben nicht mehr entkrautet werden, damit irgendwelche gelb-grün gestreiften Kakerlakenvögel dort brüten können.“ Die Volkszorn kocht in Herzberg an der Schwarzen Elster. Das Dröhnen der Pumpen, es ist zu einem Dröhnen der Seele geworden.
Die Grünen? Die sitzen in Herzberg nichtmal im Stadtparlament, wie sie auch sonst außerhalb des Berliner Speckgürtels lediglich eher eine laute Randgruppe darstellen. Aber sie stehen allgemein als Synonym für eine Politik, die sich eher an den vermeintlichen Interessen von Unken und Unkraut orientieren, als am Wohl der Menschen und ihrem wirtschaftlichen Auskommen.
Lange bevor Grüne, oder gar das IPCC begannen die Richtlinien der Politik mitzubestimmen war die Umweltgesetzgebung und die zugehörige Bürokratie der alten BRD ja schon weit gediehen. Hierzulande wurden, und werden allerdings immer noch die "alternativen" Vertreter des Politestablishments dafür verantwortlich gemacht, wenn Unsinn zur Realität wird. Sollte sich also ein Hausbesitzer am Dorfstammtisch darüber sorgen, dass der alte Baum neben seinem Schlafzimmerfenster ihm irgendwann mal bei Sturm aufs Dach krachen wird, dann wird er gut gemeinte Ratschläge der Umsitzenden bekommen, wie er das alte Gewächs unbemerkt schleichend vergiften kann, damit ihm nicht "die Grünen" aufs Gehöft rücken, wenn er eigenverantwortlich die Säge ansetzt.

Der gesunde Menschenverstand wehrt sich halt im Kleinen gegen unsinnige Vorgaben. Dort aber, wo er sich im Großen nicht mehr wehren kann, steht halt irgendwann mal der Keller unter Wasser.
Die "großen Parteien" können von Glück reden, dass ihre Abkehr von der durchdachten, durchaus egoistischen Politik des Alten Fritz nicht selbst auf die Füße fällt. Das grüne Feigenblatt vorm eigenen Versagen verdeckt da Einiges an allgemein fehlender Weitsicht einer abgehobenen Kaste.

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