Dienstag, 11. Januar 2011

Je chefiger die Frauen, desto ärmer das Land?

In Zettels kleinem Zimmer ist vor ein paar Tagen eine Frage aufgetaucht, die dort wohl eher nicht beantwortet werden wird. Da ich das Thema aber doch nicht für so uninteressant halte, habe ich sie einfach mal hierher transferiert und mache mir so meine Gedanken darüber.

Die Kernfrage lautete:
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Je mehr Frauen die wahren Bosse eines Landes sind, umso ärmer ist es.
Was halten Sie von dieser Theorie?
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In dieser Form, so vereinfacht, halte ich davon - nichts. Man muss nur mal die Gegenprobe machen und sich Länder ansehen, in denen ganz eindeutig die Männer die Hosen - sorry - den Kaftan anhaben. Wenn da nicht grad zufällig ein Westler Öl entdeckt, wird sich der Reichtum des Landes wohl auch eher nur in der Anzahl der Ziegen oder Rinder manifestieren.

Nö, ich denke dass es per se ungesund ist, wenn nur ein Geschlecht "die wahre" (oder informelle) Führung innehat. Wenn eine Gesellschaft dauerhaft prosperieren soll, ist es m.E. notwendig, dass die unterschiedlichen Talente und Temperamente von Frauen und Männern gleich stark zum Tragen kommen.
Ich denke schon, dass diese grundsätzlichen Unterschiede bestehen und dass sie sich idealerweise ergänzen sollten.

Ganz pauschal und vereinfachend sehe ich den Einfluss des Weiblichen als ausgleichend, bewahrend und eher risikovermeidend, während das Männliche durch erratische Volatilität gekennzeichnet ist. Das kann von Lethargie bis Fanatismus alles umfassen. Im besten Falle pendeln diese beiden Temperamente umeinander und bilden zusammen eine ansteigende Trendlinie.

Entscheidend für die Herausbildung dieses Idealzustandes ist meiner Meinung nach vor allem ein äußerer Einfluss. Die klimatischen Bedingungen nämlich! Und das genau so lange bis man sich ihnen auf einfache Weise entziehen kann.

Meiner Theorie nach begünstigt eine besonders lebensfeindliche Umwelt (Wüsten, karge Bergwelten u.Ä.) die Dominanz des Männlichen, weil dort durchaus die eigene Verteidigungsfähigkeit oder halt rücksichtsloser Eroberungswille für das Überleben der Sippe notwendig sind.-> Überleben durch Risikobereitschaft.

Im Gegensatz dazu begünstigt ein besonders angenehmes Klima, in dem man mit vergleichsweise wenig Anstrengung auch gut über die Runden kommt, die Dominanz des Weiblichen. -> Überleben durch Risikovermeidung.

Beispiele für weibliche Dominanz zu finden ist dabei nun nicht ganz einfach, denn sie zeichnet sich ja eher durch fehlende sichtbare Höhepunkte oder Außergewöhnlichkeiten aus. Vielleicht stimmt das mit Griechenland, Spanien und Nigeria ja, was im Ausgangspost beschrieben wurde.
Mein Lieblingsbeispiel für männliche Dominanz (die zu nichts führt) ist aber der Jemen. Entweder man murkst sich dort gegenseitig ab oder entführt Touristen ... oder 'Mann' verdämmert seinen Tag mit anderen Männern im Kat-Rausch.

In unseren Breiten ist (war?) eine Dominanz des einen oder anderen Geschlechts hingegen kontraproduktiv. Der Wechsel der Jahreszeiten verlangte Anpassung, Planung und auch Innovationen, wobei das Bewahren und die Reservehaltung eben auch eminent wichtig waren. Lethargie, wie auch eruptive Risikobereitschaft konnte man sich genausowenig leisten, wie das risikolose Leben in den Tag hinein.
Dazu kommt noch, dass die Jahreszeiten jeweils unterschiedliche Lebensweisen im Jahresverlauf aufzwangen. Auf einem Bauernhof wurde z.B. vom Frühling bis in den Herbst hinein geschuftet, während im Winter sozusagen Zwangspause war. Da lebte man von den Reserven, plante das nächste Jahr und verzog sich vielleicht in die Tüftelecke. So konnte jedes Geschlecht seine besonderen Talente ausspielen und alle partizipierten daran.

Heutzutage ist man vom Klima allerdings weitgehend unabhängig (genau, wegen der Innovationen), und ich bin der Meinung, dass man dies in den "entwickelten Staaten" auch an der wachsenden Dominanz weiblicher Werte, wie dem zeitgleich abflauenden Innovationsdruck, und damit einer Verringerung des männlichen Anteils an der gesellschaftlichen Entwicklung beobachten kann.

Mit dieser "Verweiblichung der Gesellschaft" möchte ich mich dann aber später in einem Extra-Artikel beschäftigen.

7 Kommentare:

  1. "Ganz pauschal und vereinfachend sehe ich den Einfluss des Weiblichen als ausgleichend, bewahrend und eher risikovermeidend"

    Hmm. Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof... Ich weiß nicht.
    Frauen sind zwar immer anders, aber nie gleich.

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  2. peter bach

    man darf nicht macht mit "wahren bossen" verwechseln. 2/3 aller studenten in saudi arabien sind frauen. meine eigene frau ist araberin und ingenieurin. meine arabisch-leherin hat chemie studiert. die frauen dort haben einen bedeutend stärkeren stand als meine mutter-generation oder großmuttergeneration in deutschlanhd hatten (von sich aus. sie waren schwächere frauen als die araberinnen)

    ich weiss das "wahre bosse" sehr schwammig ist. vielleicht ist es besser zu sagen, "je größer ihr stand in der gesellschaft ist."

    was sie zu den umweltbedingungen schreiben stimmt natürlich. die winter haben in europa natürlich das männliche zum überleben einer gesellschaft so wichtig gemacht. je mehr ressourcen ein gebiet hat um so weniger wichtig wird das männliche, neue ressourcen zu erschliessen. wir haben in der westliche welt sozusagen virtuell ein überangebot an ressourcen aufgebaut. was zwangsläufig zu einer größeren macht der frauen führt. jetzt haben sie alle freiheiten, sind aber trotzdem hinter den frauen aus saudi arabien hinterher. weil sie nunmal nicht diesen stärke haben wie die frauen dort.

    wie kann es denn sein, dass in jemen die männer so viel quatsch machen? sie müssten doch eigentlich sterben. weil die frauen arbeiten wie die tiere. ohne die frauen geht dort nichts.

    es ist mehr dran an dem was ich sage als man auf der ersten blick sieht. man darf nicht zu sehr nur aus der westlichen sicht die stellung der geschlechter betrachten. man wird immer wieder anecken, wie bei den studentinnen in saudi arabien. wenn man aber objektiv die dinge immer wieder mit neuen beispielen durchdenkt fällt dieser zusammenhang sehr schnell auf.

    der zweite schritt ist dann, wie es zu dieser rollenverteilung kam. das ist dann erst die umwelt.

    vielleicht mal die theorie hier abklopfen:
    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite#/beitrag/video/1215822/auslandsjournal-XXL-vom-15-Dez-2010

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  3. Hallo Rayson,

    da ist mir wohl ein Lapsus unterlaufen. Ohne ein eingefügtes "eher" kann der Satz eigentlich so nicht stehen bleiben. :-(
    Dabei hat meine Frau den Text sogar noch gegengelesen. Mist.

    Aber trotzdem, auch wenn wir beide noch hunderte Gegenbeispiele bringen könnten denke ich, dass meine Aussage in der Tendenz stimmt.

    Beste Grüße, Calimero

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  4. Hallo Peter,

    anscheinend kennen sie mehr arabische Frauen als ich, daher werden sie das alles besser beurteilen können. Aber von meiner Mutter und meinen Großmüttern weiß ich zumindest, dass sie sich das Autofahren z.B. nicht hätten verbieten lassen, und unter eine Verhüllung hätte sie auch keiner zwingen können.

    Zu ihrer Frage bezüglich der jemenitischen Männer: Ich weiß es auch nicht, aber ich schätze mal, dass sie keiner an ihrem Tun hindern kann und sie selbst sich auch nicht dazu genötigt fühlen.

    Grüße, Calimero

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  5. calimero du musst bedenken, dass ja nicht die männer die frauen unter die verhüllung stecken oder verbieten, dass sie auto fahren dürfen, sondern die gesellschaft, also beide. wenn man eine umfrage machen würde, würden auch der großteil der frauen dort für die verhüllung stimmen. mit ein paar prozent weniger sicher als bei der abstimmung der männer.

    das meinte ich mit der westlichen sichtweise. wir sehen das ergebnis: verhüllung und autofahrverbot und denken, dass liegt an den männern die den frauen etwas verbieten. die frauen haben dort aber einen viel größeren stand als unsere mütter- und großmütter generation. das war auch mein anliegen des kommentars. mit der studentinnenquote von 2/3 wollte ich zeigen, dass wenn wir denken, dass die frauen dort so sind wie die frauen hier vor 60 jahren waren, dann können wir diese 2/3 nicht erklären. und bis heute ist es in deutschland 50/50 obwohl die frauen hier alle freiheiten haben. wir müssen sie pushen damit sie überhaupt ingenieur werden durch girls-days. dort vollkommen unnötig.

    und das ist auch der punkt im jemen. den männern wird dort von der gesellschaft, männer und frauen, nicht die rolle zugeteilt, verantwortungsbewusst zu sein. ohne gewisse elemente einer gesellschaft, die verantwortungsbewusst sind, sterben die menschen. und diesen verantwoprtungsbewussten part übernehmen dort die frauen ohne die männer überhaupt zu brauchen!

    das ist ja auch der interessante punkt. je stärker der stand der frauen, umso ärmer ist das land. denn nur die männer produzieren reichtumswachstum ohne limit. das ist eine konstante, die in allen ländern und gesellschaften richtig ist.

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  6. http://mediathek.daserste.de/daserste/servlet/content/6313706?pageId=&moduleId=329478&categoryId=&goto=&show=

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  7. Durchaus interessanter Bericht, wenn auch ideologisch 'n bissl Banane.

    Nur ... was soll mir die Reportage denn jetzt sagen?

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