Dienstag, 5. Juli 2011

Dreimal Doppel-X in rosa bitte

Rene Obermann also mal wieder. Unter seiner weisen Führung führt die Telekom die Frauenquote für Führungspositionen ein. Finde ich ja mutig und konsequent, nachdem der erste dahingehende Versuch gerade erst im Februar in die Hose gegangen ist.
Aber er ist wohl ein Überzeugungstäter. Ein (Ober)Mann muss halt tun, was ein (Ober)Mann tun muss.
Sonst tut es ja anscheinend keiner.

Es könnte ja jetzt sein, dass er eine Quote aus wirtschaftlichen Gründen einführen will. Bei einem Unternehmen sollte dies ja oberstes Entscheidungskriterium sein - also wäre es möglich, dass er meint herausgefunden zu haben, dass eine weibliche Repräsentanz von unter 30 Prozent in Führungsgremien schlecht für die Unternehmensperformance wäre.
Okay, dann müsste man das Unternehmen halt über die nächsten Jahre beobachten, um zu sehen, ob da was dran ist.

Ich glaube aber eher, dass es nicht um die Qualifikation oder irgendwelche besseren Soft-Skills der nun neu berufenen Damen geht, sondern lediglich um das wieder typisch männliche Spreizverhalten eines Rene Obermann. Seht her, ich bin nicht nur gut - ich bin sogar der Beste, der Erste!

Schon im Februar ist mir Herr Obermann aufgefallen, weil er eine äußerst freundschaftliche Nähe zum LOHAS-Portal utopia.de pflegt. Damals schrieb ich:
Zunächst mal taucht dauernd der Name Rene Obermann darin auf. „Hoher Besuch bei Utopia: Rene Obermann zu Gast …“, oder: „Rene Obermann stellt sich den Fragen der Utopisten“, „Telekom-Chef Rene Obermann bei der Utopia-Konferenz …“ bla, laber, sülz.
Also entweder hat der Mann den Schuss nicht gehört und denkt, dass er da viele gutbetuchte potentielle Kunden anspricht, oder er war unnötigerweise auf iPhone-Werbetour. Vielleicht ist aber auch nur sein PR-Berater eine Vollpfeife und merkt nicht, dass sein Schützling der einzige DAX-relevante Wirtschaftvertreter ist, der sich da zum Horst macht.
Nur was hat die Utopia-Klientel mit der Frauenquote zu tun? Da gehts doch um "nachhaltigen Konsum", um grün-, bio-, öko-, ethisches Einkaufen? Alles! Es ist derselbe Themenkomplex.
So wie "fair Trade" die offensichtlich vom Markt Benachteiligten bevorzugen soll, will auch die Frauenquote den angeblich benachteiligten Damen dabei helfen, die angenommene "gläserne Decke" zu überwinden.

Es geht also um eine Form der Subvention. Nun ist eine Subventionierung aus altruistischen Motiven ja nichts Schlechtes. Wer als Marktteilnehmer meint, dass er etwas mehr Geld ausgeben möchte um damit auch einem höheres Ziel Rechnung zu tragen - bitteschön, soll er tun.

Aber wenn ein Konzernlenker seine Mit-Führenden danach aussucht, ob sie zu einer bestimmten Menschengruppe gehören, tut das ja im Namen (und mit dem Risiko) seiner Eigner. Ob die das alle so mittragen wollen? Geld riskieren für das gute Ansehen ihres CEO?
Nun ist die Telekom zu großen Teilen ja noch im Besitz des Bundes. 15 Prozent direkt, 17 Prozent über die staatseigene KfW. Damit hat Obermann ja schon einmal zwei Großaktionäre mit im Boot, die nun bestimmt nichts gegen eine politisch gewollte Frauenbevorzugung haben werden.
Bei den 54 Prozent institutionellen Anlegern weiß ich auch nicht, ob sie sich unbedingt zu einer Mehrheit zusammenfinden würden um diese "gute Sache" zu kippen. Der Telekom-Aufsichtsrat wird es jedenfalls garantiert auch nicht tun.

Ja aber wieso sollte dies denn ein Risiko sein? Die Damen werden ja nun keine unqualifizierten Platzhalter sein?

Richtig. Ob und wie gut sie sind wissen wir nicht. Vielleicht sind sie ja wirklich die Besten und haben sich den Job redlich verdient. Auch das wissen wir nicht.
Was wir aber wissen, ist, dass sie ausdrücklich als "Quotenfrauen" auf ihre Plätze berufen wurden. Für das gute Gewissen, für das Strahlen ihres CEO.

Als Untergebener hätte ich damit jetzt ein Problem. Ist die Frau über mir jetzt wirklich gut? Weiß sie was sie tut, trifft sie die besten Entscheidungen? Muss ich sie ernst nehmen, oder hinterfrage ich sie nicht doch insgeheim ständig?
Und wäre ich, als Mann mit dem Willen zum Aufstieg, jetzt nicht desillusioniert? Würde ich mich noch anstrengen, damit vielleicht eine Quotenfrau den Ruhm einheimst? Würde ich als einer von vielen Highpotentials überhaupt noch eine Zukunft in diesem Unternehmen sehen, oder würde ich nicht schon innerlich kündigen und mich nach etwas anderem umsehen? Irgendwo, wo meine Chromosomenpaarung nicht von Belang ist?

Als Anteilseigner würde ich das schon als Risiko ansehen.

Und als Kunde? Da ist es mir doch völlig wurscht, wer da nun auf dem Chefsessel sitzt. Ein Unternehmen soll Produkte und Dienstleistungen anbieten die mich überzeugen. Qualitativ und preislich. Nur dann kaufe ich was bei diesem Konzern.

Also kann eine tolle Selbstdarstellung, mit der Ankündigung der Erfüllung "gesellschaftlicher Forderungen" einem Unternehmen doch kaum neue Kunden erschließen, oder? Ich glaube kaum, dass sich nun die Mehrzahl aller Frauen in Deutschland aufgrund der Tatsache, dass die Telekom nun die Frauenquote eingeführt hat, dazu entschließt künftige Verträge nur noch beim rosa Riesen abzuschließen.

Für Männer gilt das sowieso. Für mich noch im Besonderen, weil der Verein mich schon unter der Ägide Obermanns mal grundlos hat anwaltlich verfolgen lassen.

Also irgendeinen Vorteil sehe ich durch diese Entscheidung bei der Telekom nicht entstehen. Nicht einen. Nur Risiken.
Und natürlich sehe ich den angenommenen Heiligenschein des Rene Obermann, der sich mit einer Aura der political correctness umgeben möchte - egal was es kostet. Solange keiner meckert, und das wird keiner, weil niemand die pc-Keule abbekommen möchte, so lange kann er sich spreizen.

Den Frauen allgemein ist dadurch nicht gedient, den Kunden auch nicht. Profiteur ist lediglich "der Typ, der es endlich mal durchsetzt" - sein Ego jedenfalls.
Ob die neuen weiblichen Vorstände mit ihrer Berufung zur Quotenfrau besonders glücklich sind wage ich ebenfalls zu bezweifeln. Es sei denn, sie sind nur genau das:

Quotenfrauen.

4 Kommentare:

  1. Daß Frauen immer wieder durch solche Entscheidungen als geistig und körperlich Behinderte dargestellt werden, scheint die FRauen nicht zu irritieren.

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  2. Die KfW als größter Einzelaktionär kann da selbst auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte zurückblicken.

    "Was für andere Bankenchefs die Entwicklung der Eigenkapitalrendite ist, ist für sie die Frauenquote."

    http://goo.gl/e2BoL

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  3. Doch, es irritiert die Frauen! Allerdings werden ja nur die weiblichen Wesen gehört, die andere als arme benachteiligte Häschen darstellen. Würde ich als Frau mich öffentlich in den Medien darüber ärgern, würde ich vermutlich direkt als verhuschtes Frauchen angesehen, das nicht genügend Selbstachtung besitzt, auf ihre "unterdrückten Rechte" zu pochen.

    Resignierte Grüße,
    eine Frau

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  4. Liebe Anonyma,

    ich kenne privat nicht eine Frau die solche Quoten fordern oder verteidigen würde.
    Sie finden das auch alle schwachsinnig. Durch die Bank möchte keine eine Quotenfrau werden, noch eine vorgesetzt bekommen.

    Es ist ja bezeichnend, dass sich die Quotenverfechter über solche Geschlechterdiskriminierung entweder woanders freuen (nicht im eigenen Umfeld), oder unterhalb der eigenen Ebene wie bei Obermann.

    Es würde mich aber sehr amüsieren, wenn die Vorstandsposten in staatsnahen Unternehmen jetzt reihenweise an abgehalfterte Parteipolitikerinnen gingen. ;-)

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