Donnerstag, 16. Juni 2011

Und täglich kotzt das Murmeltier

Kann sich noch jemand daran erinnern wie es vor 1998 war mit der Stromversorgung? Vor der Liberalisierung des Strommarktes? Was wurde da gemeckert, weil der jeweilige Gebietsmonopolist zuviel für die kWh haben wollte. Der hatte vielleicht eine ungünstige Kostenstruktur, auf jeden Fall zuviel Beamtenmentalität, Mitarbeiter die auch eine Wählermacht darstellten ... und er war ein teures Abklingbecken für abgehalfterte Kommunalpolitiker.

Als die Liberalisierung dann durchschlug, guckten die Versorger erstmal blöd, weil es auf einmal jede Menge Konkurrenz gab und lieb gewordene Überkapazitäten plötzlich zum Kostenfaktor wurden. Der Strompreis brach jedenfalls massiv ein, und reine Stromverkäufer begannen die Kunden einzusammeln. Es hätte so schön für die Verbraucher werden können, wenn die Politik nicht unter dem Vorwand von Energiesparanreizen begonnen hätte Energie massiv zu besteuern (Strom ist zu billig!).
Dazu kam dann noch der EEG-Wahnsinn inklusive des Anschlusszwangs von Windparks und damit verbundener Erhöhung der Regelleistung. CO2-Zertifikate, Brennelementesteuer, dies das und jenes.

Der Verbraucher, ob privat oder industriell, ist der Gelackmeierte. Strom ist mittlerweile kein Produkt mehr, sondern ein Politikum an dem ständig irgendwo rumgeschraubt werden muss.
Die Zwickmühle ist die: Verbraucher wollen es billig, Erzeuger wollen was verdienen. Die Politik sollte wollen dass

a) der Stromverbrauch nicht zum Armutsrisiko wird
b) die Wirtschaft nicht dem Land den Rücken kehrt
c) die Stromversorgung ausfallsicher, planungssicher und möglichst unabhängig ist

Was sie aber tatsächlich macht, ist eine Unterordnung in Bezug auf "Klimaziele" und den Beitrag zum Steueraufkommen des Staates.
Die Punkte a bis c geraten komplett aus dem Blickfeld, und das Feld Energieversorgung wird zum Spielball zwischen Bürokraten, die

d) möglichst auf Zufallsstrom umsteigen wollen (Vehikel CO2-Einsparung)
e) überhaupt möglichst wenig Stromverbrauch zulassen wollen (Öko-Design, intelligente Stromzähler)
f) trotzdem möglichst viele Abgaben in die Staatskasse fließen lassen wollen

Unter Beteiligung von Bund und EU entsteht ein ärgerliches, teures und vor allem unnötiges Kuriosum das man wohl mit Fug und Recht einen planlosen Plan nennen kann.
Hin- und hergerissen zwischen abstrusen Utopia-Projekten (Norwegen als Energiespeicher fluten, Desertec in Nordafrika, Elektromobilität zum Planziel erklären) und Abrissarbeiten an der herkömmlichen Stromerzeugung (Atomausstieg, CO2-Zertifikatsauktionen) versucht man jetzt den ganzen Kuddelmuddel planwirtschaftlich so zu ordnen, dass die Endabnehmer nicht einfach nur an einer sicheren Stromversorgung partizipieren können wie bisher, sondern, dass sie zum Teil des großen Plans von Erzeugung und Abnahme werden sollen.

Bisher ist von einer staatlich gesteuerten Abnahmemöglichkeit bzw -verpflichtung noch nicht die Rede, aber der Weg führt geradewegs dorthin. Vorerst werden noch die Werkzeuge dazu vorgestellt, und dem Bürger als Fortschritt angepriesen. (Hier habe ich mich schon dazu geäußert)

Nun wird die zweite Stufe gezündet, die Pläne werden konkreter. Man lese sich einmal in Ruhe durch, was Brüssel jetzt für uns auf der Pfanne hat. Brüssel will Verbraucher zum Stromsparen zwingen.
Nach Plänen von EU-Kommissar Günther Oettinger müssen die Energieversorger künftig sicherstellen, dass ihre Kunden weniger Strom und Gas verbrauchen. Jedes Jahr sollen die Unternehmen ihren Anteil am Energiemarkt um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresverbrauch senken.
Okay, die Versorgungsunternehmen sollen also ihren Produktabsatz nach Planvorgaben jährlich verringern. Also wenn das kein planwirtschaftlicher Bürokratenauswurf ist, dann weiß ich auch nicht mehr. Und um das auch zu erreichen sollen die Kunden von ebendiesen Privatunternehmen durch "Sackgang" erzogen werden. Grandios!
"Dieser Anteil der Energieeinsparung soll von den betreffenden Versorgern beim Endkunden erreicht werden“ (...)
Außerdem will Brüssel die Unternehmen zwingen, den Kunden häufiger Rechnungen zuzustellen, damit diese einen besseren Überblick bekommen und Licht, Heizung oder Waschmaschine kostensparender einschalten.
Die EU-Plankommission hat auch noch etwas für die untergeordneten Nationalstaats-Bürokraten in petto, denn diese sollen auf radikale Energieeffizienz getrimmt werden, koste es was es wolle. Es ist ja nicht Oettingers Geld.

Das Freundlichste was mir dazu einfällt ist, dass der Oettinger und seine Plankommission wohl massiv Nebenluft ziehen. Es kann ja wohl nicht sein, dass diese überbezahlten Nichtsnutze auf derart impertinente Art und Weise in die Energieversorgung, und damit in die Daseinsvorsorge der Bürger eingreifen wollen. Vom Abwürgen der noch funktionierenden Teile der arbeitsplatzschaffenden Privatindustrie mal ganz zu schweigen.

Das ist nicht nur unverschämt, das ist totale Hybris.

Und das Schlimmste ist, dass unsere Klimakanzlerin und ihr devotes Abnickergefolge nicht mal mehr auf die Idee kommen werden diesen EU-Sozialisten unter Androhung von Geldmittelstopp den Finger zu zeigen. Das bissl Empörungsgeschrei jetzt sind Rückzugsgefechte.
Die werden Richtlinien erlassen (sofern es den EU-Zirkus bis dahin noch in seiner heutigen Form gibt), sie werden Strafzahlungen bei Nichtbefolgung verhängen, sie werden sich bürokratisch austoben und dabei denken alles richtig zu machen.

Egal, ob wir wollen oder nicht - wir werden für all das zahlen. Für die verhängten Strafen, für die unerwünschte Post und den Aufwand der dafür getrieben wird, für intelligente Stromzähler ...
und wir zahlen mit dem Verlust unserer Freiheit. Wieder mal ein Stückchen mehr.

Das muss alles ein verdammt böser Traum sein. Wer nur hat die gewählt, die soetwas zulassen???


Dazu auch Zettel, sowie Rott&Meyer

8 Kommentare:

  1. Immer wieder belächelte ich die jugen Familien im Privatfernsehen, die sich mit einem Würstchenstand im fernen Ausland unabhängig machen wollen. Langsam beginne ich sie zu verstehen, wenn auch die Sache mit dem Würstchenmobil nicht so ganz.

    Ich glaube, wir können einfach nur warten. Warten, bis unser ganzes Leben vom Ökosozialismus diktiert ist und Menschen sich nach dem sehnen, von dem sie heute offensichtlich mehr als genug haben; Freiheit.

    Sebastian

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  2. Das Bekloppte an diesem ganzen Irrsinn ist ja, dass er überhaupt nicht nötig wäre. Wir leiden nicht an Energiemangel, und könnten ganz locker etliche Jahrzehnte so weitermachen wie bisher.
    Da wäre genug Zeit um zu gucken wie sich die Energieproduktion langsam wandelt. Schiefergas ist ja nur das nächste spannende Ding.

    Heißt, wir brauchen diese und andere planbürokratischen Eingriffe so nötig wie ein Loch im Kopf. Aber wenn der politische Wahn-Express erstmal rollt, dann beschleunigt er stetig, wird kontinuierlich monströser und reißt immer mehr der tragenden Brückenpfeiler um.

    Ich hätte nie gedacht, dass Honecker doch nochmal Recht behalten würde: "Den Sozialismus in seinem Lauf ..."

    Es ist wirklich nur noch zum Würgen. :-(

    Beste Grüße, Calimero

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  3. Die gute Margot ist ja noch verfügbar, die kann sich sicher gut in eine der regierenden Ökoparteien einfügen.

    Erschreckend finde ich, wie man derzeit kriminalisiert wird wenn man nicht auf Seiten der Photovoltaik- oder Ökosprossenliebhaber steht. Da kann man noch so diskussionsfreudig und offen sein, zu Diskussionen kommt es erst gar nicht. Man muss ja ein Nazi sein, wenn man auf Atome und Chemie setzt.

    Sebastian

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  4. Lieber Sebastian,

    das Kriminalisieren ist ja die Vorstufe zum Verbot. Voller Verständnis wird der voll informierte Bürger dem Verbot der kriminellen Machenschaften dann zustimmen und wir bekommen, wegen unserer Internet-Beiträge dann eine Vorladung von der ÖKOPO.

    Beste Grüße B.

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  5. Wir zahlen ja nicht nur mit dem Verlust der Freiheit, sondern wir zahlen auch für den Verlust. Verächtlicher können sich die Regierenden über die Regierten nicht machen!

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  6. Das ist ja das Schöne am gegenwärtigen Regierungssystem. Es hat, durch demagogische Wahlen, das Votum der Bevölkerung. Daß sie in ihren Wahlprogrammen nicht schreiben, "wir werden unsoziale Strompreise einführen", "wir werden die Industrie aus dem Land jagen und damit die Arbeiotslosigkeit steigern", ja, was erwartest du denn von Demokraten? Wären die Kommunisten in der DDR ein ganz kleines Stück intelligenter gewesen, dann hätten sie sich an der parlamentarischen Demagogie im Nachbarstaat ausgerichtet und die DDR würde es heute noch geben.

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  7. Ein herrlich wütender Artikel:) ALs Laie hätte ich allerdings mal eine Frage an den Kraftwerksfachmann, und zwar wegen des Projekts "Desertec". Nicht dass ich etwas von diesem Solarstrom-Hype halte, aber warum genau ist das Projekt so unrealistisch? Ich würde mich über ihre Meinung dazu freuen.

    Grüße, Daniel

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  8. Lieber Daniel,

    technisch gesehen spricht außer den Kosten eigentlich nicht viel dagegen. Die wollen die Sahara ja nicht mit Solarpaneelen zustellen, sondern (soweit ich das mitbekommen habe) mittels Parabolspiegeln ein Wärme übertragendes Medium (Wasser?) aufheizen und dann konventionell mit Turbinen nutzen. Sogar Wärme-Zwischenspeicher auf Salzbasis sind dabei. Das finde ich schon ordentlich, keine Frage.

    Mein Problem ist diese Utopia-Phantasterei mit zuvielen Unbekannten und exorbitanten Kosten.
    Wenn es eine nordafrikanische Energiestruktur dieser Art gäbe (in Größenordnungen!), dann könnte man damit Erfahrungen sammeln bezüglich Wartungsaufwand und Gestehungskosten. Ich weiß z.B. nicht, wie der Schmirgelsand sich auf die Anlagen auswirkt.

    Sollte das soweit gut funktionieren, dass man es ins Auge fassen könnte Europa daran anzudocken, kommt erstmal ein gewaltiger Aufwand auf uns zu. Das Problem dabei ist erstmal ein politisches. Ich, für meinen Teil, würde mich nicht davon abhängig machen über Seekabel von Nordafrika abhängig zu sein.

    Und darum geht es halt auch. Sowas lohnt sich nicht bei einer kleinen Versuchsanordnung, da muss von Anfang an geklotzt werden. Heißt: Anbindung über Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung mit Wechselrichterstation auf dem Kontinent. Problem dabei: Sowas muss möglichst kontinuierlich mit der Auslegungsleistung betrieben werden, sonst wird es unwirtschaftlich.

    Zusammengefasst: Dieses Strom-Utopia bedeutet schlagartige Abhängigkeit von einer Region über die wir kaum eine Kontrolle haben. Das Projekt muss auch von Anfang an groß geplant werden, obwohl wir noch nicht mal ausreichende Erfahrungen im Kleinen haben. Weder mit der Standfestigkeit der Technik, noch mit der Kontinuität der späteren Einspeisung. Man kann halt nicht testweise mal eine kleine 20 MW Anlage bauen. Ich weiß gar nicht, wie groß sowas sein müsste, damit sich der ganze Salat überhaupt erstmal rentiert. Einfach: Zu viele Unbekannte für meinen Geschmack.

    Beste Grüße, Calimero

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