Donnerstag, 30. Juni 2011

Frank Schäffler, FDP

Der einzig wirklich aufrechte Streiter im deutschen Bundestag gegen die Verschleuderung deutschen Steuerzahlergeldes im Zuge der grotesken europäischen "Rettungs"-aktivitäten findet auch deutliche Worte zum staatssozialistischen Projekt "Energiewende".

Hier seine persönliche Erklärung.


Ein Auszug:

Wir ignorieren dabei sämtliche ökonomischen Einsichten über das Funktionieren von Märkten und die Wichtigkeit des Preissystems als Mechanismus zur Vermittlung von Informationen. Wir planen einen kompletten Wirtschaftszweig von oben herab und zentral. Wir gehen einen langen Schritt in die überkommene Zentralverwaltungswirtschaft. An die Stelle der privaten und dezentralen Pläne der Unternehmer und ihrer Kunden setzen wir unsere angeblich überlegene Kenntnis, wie sich Wirtschaft und Gesellschaft organisieren sollen.

„Wenn der Mensch in seinem Bemühen, die Gesellschaftsordnung zu verbessern, nicht mehr Schaden stiften soll als Nutzen, wird er lernen müssen, dass er in diesem wie in anderen Gebieten, in denen inhärente Komplexität von organisierter Art besteht, nicht volles Wissen erwerben kann, das die Beherrschung des Geschehens möglich machen würde“ (F. A. Hayek).

Die verhängnisvolle Anmaßung, dass man wissen könne, wie zentrale Planung erfolgreich zu bewerkstelligen sei, hat letztendlich zum Scheitern aller Sozialismen geführt. So wird auch die Energiewende letztlich scheitern.

 Danke, Frank Schäffler!

Mittwoch, 29. Juni 2011

Strickt euch doch Pullover

Achtung Schmankerl:

Heizen soll teurer werden, vermeldet die heutige FTD.
Die Bundesregierung will nämlich CO2-Zertifikate für alle Brennstoffe einführen. Händler von Heizöl, Gas und Pellets sollen demnach Emissionsrechte kaufen - den höheren Preis zahlen wohl letztlich ihre Kunden.
Jawoll! Der "gute Zweck" heiligt alle Mittel. Natürlich will man uns damit nur zum Reduzieren unseres CO2-Ausstoßes animieren, so ein bissl anstupsen, damit wir bloß nicht nachlässig werden bei der Rettung der Welt.
Wer nicht frieren will muss zahlen. Nicht nur für den Brennstoff an sich, sondern halt auch fürs Weltklima. Wieso die da allerdings die guten, nachwachsenden Pellets auch gleich mit einbeziehen, verstehe ich nicht so richtig, es ist aber auch egal.

Zahlen heißt es! Drücke ab an den Vater Staat! Du kannst aber deine Brennstoffsteuer geringer halten. Hängt ganz von dir selbst ab. Du musst es ja nicht so warm haben, oder?
Na, du kannst natürlich deine Bude auch komplett in Styropor verpacken, ein schickes Abluft-Wärmerückführsystem installieren und allen Trallalla. Es gibt da schon Lösungen, da hat das Handwerk einiges in petto.

Na klar kommt das ein bissl teuer ... was nix kost' is auch nix wert, ne? Papa Staat fördert dich dann aber auch ein wenig, und den Kredit hast du bestimmt in 10 Jahren zurückgezahlt. Ist doch besser so, als dauernd diese Zertifikate kaufen zu müssen. Das macht doch auch keine Freude. Schließlich ...
wird [das] eine Lösung, die jahrzehntelang Bestand haben wird", sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter der FTD.
Wo wir schon mal bei dezentralem Hausbrand sind ... ihr habt doch auch einen Kamin, nicht wahr? Also auf jeden Fall ein Rohr auf dem Dach, aus dem ihr Abgase emittiert. Das kontrolliert doch der amtlich bestellte Schornsteinfeger jedes Jahr für einen geringen Obolus.

Habt ihr da eigentlich schon einen Katalysator drin? Einen Rußpartikelfilter, oder einen Feinstaubabscheider? Denkt mal darüber nach, sowas könnte auch mal wichtig werden. Und wenn dann auf einmal alle sowas unbedingt haben wollen ... also wie der Markt dann auf die gestiegene Nachfrage reagiert, das weiß man ja nicht. Es könnte teuer werden.

Ach so, CO2-Zertifikate für Heizöl und Gas.... Ähm, Diesel ist doch auch Heizöl, und Autogas und Erdgas für Fahrzeuge, also die kann man ja nun nicht besser stellen als Hausbeheizungen. Also da muss schon Gleichberechtigung herrschen, da führt kein Weg dran vorbei.
Beim Erdgas ist es ja auch wurscht, dass das vor allem aus dem "klimaschädlichen" Methan besteht, welches man dort "klimafreundlich" verbrennt. Na, und das Ding mit den Holzpellets hatten wir ja schon.

Einfache Gleichung: Du verbrennst was, also zahlst du dafür. Für die Rente, für den Frieden, für die Umwelt, für das Weltklima. Ein bissl natürlich auch für die Staatskasse, aber das nur am Rande. Also hab dich nicht so! Du willst es warm, du willst mobil sein? Dann ist es doch deine Schuld, wenn's dich teuer kommt. Du kannst dir ja auch einen selbstgestrickten Pullover anziehen und mit dem Hintern zu Hause bleiben. Such dir einfach eine Heimarbeit die dich warm hält, und keine Energie verbraucht. Stricken zum Beispiel. Das könnte ein zukunftsträchtiger Markt werden.
Oder du könntest aus Steinwolle-Dämm-Matten Winter-Überzieher für Einfamilienhäuser herstellen. Das wäre doch auch was.

Oh, und dann kam da noch so ein Vorschlag auf. Also, hehe, naja ... das ist ja eigentlich schon so ein bissl Zukunftsmusik, aber dennoch interessant. Ja, also wir haben da ja diese Solardächer gefördert. Haben wir gemacht. Wegen der Umwelt und dem Weltklima und so. Naja, also jedenfalls haben wir dafür gesorgt, dass man damit richtig gut Geld verdienen kann.

Keine Angst, da wird nichts dran geändert. Versprochen ist versprochen, Pacta sunt servanda, ne? Hey, auf uns ist doch Verlass!
Aber da wäre noch eine Sache. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass die Dinger den Hummelflug stören, und Zugvögel eventuell durch Lichtreflexionen in die Irre leiten könnten. Naja, also da muss man schon Maßnahmen ergreifen, für die Umwelt und die Natur und so. Und Forschungen müssen da betrieben werden, au weiohwei.

Jedenfalls kostet das alles ja auch Geld. Und da muss der Staat schon ein bissl steuernd eingreifen, das verstehst du doch, oder? Wie wäre es denn mit einer Dachflächen-Nutzungsgebühr nach Quadratmetern verspiegelter PV-Fläche? Das hätte auch den Vorteil, dass der Eigentümer seine Gebührenlast ja auch vermindern kann, indem er Solarpanels mit höherem Wirkungsgrad verbaut.

Das wäre überhaupt auch ganz toll für die deutsche Wirtschaft, die dadurch Anreize bekäme bessere PV-Anlagen zu erfinden. Und die kleinen Handwerksbetriebe hätten dadurch auch wieder volle Auftragsbücher, und die Konjunktur zieht an, und das BIP steigt, und wir können mehr gegen den Hunger in der Welt tun, und für die Integration von Mitbürgern mit Migrationshintergrund, und für bessere Bildung sorgen und und und ...

Das ist doch toll, oder? Da gewinnen wir doch alle. Und die Umwelt freut sich, und unsere Kinder werden mal eine bessere Welt erben.

Auf geht's Michel! Du bist Deutschland!

Griechenland feiert

... die Verabschiedung des Sparpakets am heutigen Mittwoch mit Feuerwerk und Maskeraden. Verdenken kann ich es ihnen nicht.

Die nächsten Tage und Wochen versprechen spannend zu werden.

Dienstag, 28. Juni 2011

Reisetagebuch mit Mafiageschichte

Wie schon gesagt, ich habe mich in den letzten Tagen in Kalabrien rumgetrieben. Geplant war da nix, vorbereitet noch weniger. Irgendwann stand endlich unser beider Urlaub zeitmäßig fest, und wir mussten eine Woche vorher noch ein Reiseziel finden.
Süditalien wollte ich, weil ich Land und Leute sehr mag, und Kalabrien wurde es dann, weil auf Sizilien irgendwie nichts passendes zu finden war.

Dass dies eine außergewöhnliche Entscheidung gewesen sein sollte, versuchte uns dann beim Begrüßungstreffen unsere Reiseleiterin beizubiegen. (Dieses lieblich lächelnde Exemplar muss übrigens entstanden sein, als in einer Douglas-Filiale ein Edelparfum-Regal direkt auf einen Stapel Hochglanzmagazine und Reiseführer gekippt ist, welchen man dann auf einer Sonnenbank hat trocknen wollen. Sie war aber wirklich sehr nett.)

Ob unsere Bekannten uns ungläubig angeschaut hätten, als wir sagten, dass es nach Kalabrien ginge? Öhm ... nö? Warum? Ja, weil der Tourismus hier noch so jung sei, und es noch ungewöhnlich wäre hier hin zu fahren.
Kurzer Seitenblick zu den anderen zwanzig Nasen im Saale ... Nee, wie Urlauberavantgarde sehen die auch nicht unbedingt aus. Sei es drum, lassen wir ihr ihren Verschwörermoment. (Ich wusste da noch nicht, dass der US-Konsul in Neapel 2008 Kalabrien als fast failed state bezeichnet hatte, und das stillgelegte Klärwerk direkt hinter den Strand-Sonnenliegen habe ich auch erst später gesehen.)

Danach jedenfalls noch ein bissl Landeskunde und ein paar empfohlene Tagestouren, das sollte es dann auch gewesen sein. (Seit wann gibt es eigentlich keine alkoholischen Getränke zur Begrüßung mehr? Vor Jahren wurde ich auf Zypern noch mit Whiskey sour willkommen geheißen, seitdem noch 1 - 2 mal mit Sekt, aber irgendwie haben sich wohl Automatenfruchtsäfte aus Plastikbechern durchgesetzt. Eine EU-Harmonisierung?)

Egal, drei Trips gebucht (Sizilien, Stromboli und ein mal Bootstour die Küste entlang) - fein. Diese Woche ist schon mal organisiert.

Zum Hotel habe ich mich ja schon ausgelassen, da muss ich nichts mehr sagen. Aber zur Stadt noch kurz: wir mussten, um in die Innenstadt zu gelangen, an einer Kirche mit Pater Pio Denkmal und angeschlossenem Friehof entlang. Alter Schwede, dort sieht der Gottesacker aus wie eine Miniatur Einfamilienhaus-Siedlung, Respekt vor dieser Gruftkultur - wirklich beeindruckend.
Einmal war dort, also an der Kirche, ein Riesenauftrieb. Anscheinend weil da gerade ein bedeutender Geistlicher namens Rodolpho verstorben war, oder noch lebend die Kirche beehrte - keine Ahnung. Aber das Publikum war der Kracher. Das hätte Scorsese nicht besser besetzen können, wenn sie verstehen was ich meine.

Ältere, elegante Herren mit riesigen Brillen und italienischen Mamas an der Seite (oder ebenso eleganten, leicht welken Ladys), kräftige oder verwegene mittelalte Typen und natürlich die jungdynamisch gegelte Enkelgeneration mit Sonnenbrille und apartem weiblichen Anhang. Grandios! Großes Kino!

Die City selbst ist auf sympathische Art original. Kleine Gassen, alte Häuser, ein bissl was für Touris, jede Menge Aussichten und Ansichten und sie ist vor allem von den Einwohnern dominiert. Urlauber sind dort sichtbare (und hörbare!) Gäste, prägen aber (noch?) nicht das Straßenbild.
Ich weiß nicht, ob es am Wetter oder am dortigen Temperament liegt, dass die Bewohner am Abend noch einzeln oder in Grüppchen auf der Straße stehen und palavern, aber mir gefällt das sehr. Hat irgendwie was heimeliges.

Insgesamt war es jedenfalls sehr schön dort. Ich würde es guten Gewissens als Urlaubsziel empfehlen.

Das aber nur als Geplänkel. Richtig interessant wurde es, als wir auf der Sizilien-Tour unsere Reisebegleiterin mal ein bissl über Kalabrien ausfragen sollten.
Okay, man macht viel in Familie, zu Weihnachten gibts große Gelage mit explizit roten Geschenken, in der letzten Zeit durchaus illuminiert von grausigfarbenen Plastiktannen ... aber, hey - woran denkt man denn zuerst bei Kalabrien? Na?

Richtig, an die ehrenwerte Gesellschaft - die 'Ndrangheta (ist kalabrisch und heißt soviel wie "stolzer Mann")

Und da hatten wir Glück, dass unsere begleitende (deutsche) Landeskundige schon seit 24 Jahren dort unten lebt, und wohl auch ziemlich wissbegierig ist. So hat sie selbst auch schon mal einen örtlichen Don interviewt um mehr zu erfahren. (namens Don Chicho, oder so ähnlich)

Ich versuche mal, ihre Ausführungen hier wieder zu geben.

Anders als in Sizilien und Neapel (Cosa Nostra und Camorra) entstammt die kalabrische 'Ndrangheta nicht den Adeligen und Großgrundbesitzerclans, die sich als Staat im Staate ihre Pfründe gegen die aufständischen Bauern sichern wollten, sondern einer Art Graswurzelbewegung. Die beiden erstgenannten Organisationen sind älter, und wohl Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden, als es zwischen Bourbonenherrschaft und Risorgimento in Süditalien ein bissl drunter und drüber ging.

Zu der Zeit war Kalabrien noch mafiafrei. Die kalabresische Bevölkerung unterstützte auch den Kampf Giuseppe Garibaldis für die italienische Einigung gegen die Fremdherrschaft. Die Bauern verstärkten und versteckten die aufständischen Briganten. Als diese dann erreicht war (wohl ca 1860), wandten sich jedoch die siegreichen Italiener gegen die süditalienische Bevölkerung.

Ab hier beißen sich jetzt die Angaben unserer Führerin mit den Geschichtsartikeln aus der Wikipedia, aber ich will ja ihre Darstellung, die sie aus Gesprächen mit der Bevölkerung und Freunden bezieht, wiedergeben. Sie wies auch explizit darauf hin, dass die offizielle Geschichtsschreibung von den Siegern verfälscht wurde, und erst vor 1 -2 Jahren eine öffentliche Diskussion mit wieder aufgetauchten Dokumenten begonnen hätte, die die überlieferte Darstellung der Kalabreser bestätigen.

Angeblich gab es also eine Volksabstimmung, ob das Land eine Monarchie oder eine Republik werden sollte, wobei sich Süditalien für die Republik entschied. Das geeinte Land wurde aber als Monarchie geführt, und die einstmals Verbündeten aus dem Norden begannen nun, den Reichtum Süditaliens auszubeuten.
Ich habe dafür keine Belege gefunden, aber in der Legende war das ehemalige Königreich Neapel durchaus wohlhabend, und es gab angeblich auch eine Eisenhütten-Industrie die so toll war, dass der russische Zar diese in seiner Heimat irgendwo 1 zu 1 nachbauen ließ. Irgendeine wichtige Eisenbahnstrecke bestand wohl auch aus diesem Neapel-Stahl.

Na, jedenfalls wurde im Süden nun alles "abgewickelt", wie wir sagen würden, und im Norden neu aufgebaut. Der Süden blutete an Menschen und Geldern aus (hohe Steuerbelastung, Wirtschaftsförderung im Norden).

Die übrig gebliebenen Aufständischen und die Bevölkerung blieben nun weiter im Widerstand, diesmal gegen die italienische Regierung. Daraufhin gab es eine oder mehrere Strafexpeditionen, denen ca 100000 Kalabreser zum Opfer fielen.
Die ehemaligen Briganten gingen in den Untergrund und betätigten sich nunmehr als Robin Hoods, die den Reichen nahmen und den Armen gaben. So die Legende von den Ursprüngen der kalabresischen Mafia.

Als Mussolini dann an die Macht kam (interessanterweise in den Ausführungen stets kumpelig "Benito" genannt), hatte dieser eine Begegnung mit einem Boss der sizilianischen oder neapolitanischen Mafia, der seiner Macht besonders sicher war. "Benito" fand das nicht so prickelnd und ließ den Kampf gegen die beiden großen Organisationen intensivieren, woraufhin ein Großteil der Mafia-Elite sich in die USA absetzte. Der kalabresische Vorläufer der Mafia war damals noch zu klein und unbedeutend.

Ohne die große Konkurrenz konnte sich die Organisation allerdings ungestört entwickeln. Man ging auch dazu über nicht mehr nur Gutes für die Bevölkerung zu tun, sondern auch für die eigene Tasche.
Als nach Mussolini nun die alten Mafiosi wieder verstärkt Fuß zu fassen versuchten, war Kalabrien für sie schon eine tote Zone. Fest in der Hand der nunmehr starken Organisation namens 'Ndrangheta.

Wie leben nun die Kalabreser heute mit ihrer organisierten Kriminalität?

Ambivalent. Die Mafia hilft dort, wo der Staat versagt. Vielmehr hat sie, wenn gewünscht, die Macht zu helfen. Wer in den teils korrupten Wirrnissen der italienischen Bürokratie kein Land mehr sieht, kann sich auch vertrauensvoll an den örtlichen Boss wenden. Allerdings steht man dann in dessen Schuld, was durchaus auch unangenehme Gegengefallen nach sich ziehen kann.

Ansonsten lässt man die kleinen Leute in Ruhe. Die Gewaltkriminalität in Kalabrien ist wohl auch sehr sehr niedrig, weil die Mafia flächendeckend präsent ist, und ihre Augen und Ohren überall hat. Man kennt alle seine Schäfchen und möchte Ruhe im Stall haben.
Auch erhebt die 'Ndrangheta keine Schutzgelder von kleinen Händlern, sie hängt sich nur in die großen Geschäfte rein.
Wenn jemand (ein genanntes Beispiel) ein Pizzeria in seinem Heimatort aufmachen möchte, so kann er das auch einfach ohne Nachfragen tun. Sollte er aber dasselbe in einem fremden Ort tun wollen, so muss er dort mit den drei wichtigsten Personen sprechen. Dem örtlichen Bürgermeister, dem Priester, ... und mit dem zuständigen Boss natürlich. Wird man sich mit letzterem einig, dann steht dem Geschäft nichts mehr im Wege.

Für mich persönlich war die folgende ausdrückliche Beteuerung sehr beruhigend: Touristen stehen explizit unter dem besonderen Schutz der Mafia (sofern man sich anständig benimmt natürlich). Urlauber bringen nicht nur Geld ins Land, sondern auch Prestige - da soll es ihnen auch gefallen, so dass sie nur Gutes berichten, und noch mehr Touris anlocken. Man kann also getrost seinen Mietwagen offen stehen lassen, oder mal vergessen den Rucksack richtig zu schließen - es wird keiner Hand an dein Eigentum legen. Eine Frage der Ehre! Und natürlich der Angst von Kleinkriminellen vor den richtigen Gangstern.

Überhaupt die Ehre. Die 'Ndrangheta unterscheidet sich angeblich noch in einem Punkt sehr von ihren nahen Verwandten. Es geht hier nicht nur um profane Geschäfte, sondern eben auch um Mannesehre und übersteigerten Machismo. Deshalb ist sie, wenn einmal verärgert oder gar in der Ehre gekränkt, auch besonders brutal. Hat wohl etwas mit einem gewissen historischen Minderwertigkeitskomplex zu tun, resultierend aus der sowieso abschätzig betrachteten süditalienischen (unterentwickelten), und vor allem noch der bäuerlichen Herkunft.

Ein Beispiel für die wirklich totale Kontrolle der Organisation über das Land hatte unsere Begleiterin auch noch persönlich erlebt. Ihrem Sohn war irgendwo sein Portemonnaie abhanden gekommen, was diesen sehr bestürzt hatte weil sich darin ein besonderes Erinnerungsstück befand. Suchen half nichts, das Ding war weg. Verloren, gestohlen - weg.
Etwa drei Wochen später bekam sie einen Anruf auf ihrem privaten(!) Handy von den Carabinieri aus einem 30 km entfernten Ort. "Ob sie die Reiseleiterin XY sei?" Ja? "Ist YZ ihr Sohn?" Ja. "Sein Portemonnaie wurde bei uns abgegeben, sie könne es sich abholen."

Also ich wüsste nicht, wie die Polizei an meine Handynummer kommen sollte, und dass eine Brieftasche mit allen Ausweisen und Karten darin in eine 30 km entfernte Stadt zum Abgeben gebracht würde, wage ich auch zu bezweifeln. Da kennt man halt auf irgendeinem Wege jeden, keiner kann sich den Augen und Ohren der Organisation entziehen. Kann auch mal von Nutzen sein, solange man ein ehrbarer Bürger ist - sogar für ansässige Ausländerinnen gilt das.


Ich will das hier nicht romantisieren, und ich glaube, auch die Kalabreser sehen die 'Ndrangheta nicht unbedingt als Sahnestück ihres Landes. Wir sollen auch nicht vergessen, dass auf einen Mafioso auch tausend ehrliche Kalabreser kommen. Aber die Geschichte fand ich doch sehr interessant, und vielleicht interessiert sie auch den einen oder anderen Leser hier.

Montag, 27. Juni 2011

Energiewendemärchen zur Erinnerung

Anlässlich des gerade erschienenen Updates zu den aufklärenden dreizehn Energiewendemärchen von Herrn Dr. Ing. Günter Keil, möchte ich hier nochmal die Links und eine kleine Übersicht dazu verewigen.

Es gibt Texte, die einfach immer wieder lesenswert sind!

Zuerst erschienen am 28.05.2010 auf der Achse des Guten, wegen der besseren Lesbarkeit aber hier zum ScienceScepticalBlog verlinkt:

Teil 1: 

Nr. 1: Das Märchen vom deutschen Vorbild

 

Nr. 2: Das Märchen von der Überflüssigkeit der 7 abgeschalteten Kernkraftwerke

 

Nr. 3: Das Märchen von den geringen Kosten der “Energiewende”

 

Nr. 4: Das Märchen von den umweltfreundlichen “erneuerbaren” Energien

 

Nr. 5: Das Märchen vom großen Energie-Einsparpotenzial

 

Nr. 6: Das Märchen von den neuen Stromspeichern

 

Nr. 7: Das Märchen vom Elektroauto als Stromspeicher

 

Teil 2: 

Nr. 8: Das Märchen von der Sonne, die keine Rechnung schickt

 

Nr. 9: Das Windstrom-Märchen: “Der Windpark XY kann Z-tausend Haushalte versorgen.”

 

Nr. 10: Das Geothermie-Märchen

 

Nr. 11: Das Märchen vom Technologiesprung

 

Nr. 12: Das Märchen vom Segen der Dezentralisierung

 

Nr. 13: Das Jobwunder-Märchen: “Erneuerbare” Energien schaffen viele Arbeitsplätze”

 

Update auf EIKE 

Nr. 14: Das Märchen vom Ökostrom


(Dr. Ing. Günter Keil war als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München / Fraunhofer Gesellschaft sowie im Bereich Projektförderung beim Bundesforschungsministerium tätig. Heute lebt er als freier Autor in Sankt Augustin.)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 25. Juni 2011

Wie ist es eigentlich so weit gekommen?

War das so, dass die USA sich eine hausgemachte Subprime-Krise gebastelt hatten, indem sie die Banken verpflichtete auch finanziell schlecht gestellten Bürgern Hausbau-Kredite zu gewähren? Dass diese Kredite lustig als Risikocamouflage-Verbriefungen in alle Welt verkauft wurden?
Dass sich jede Menge Banken weltweit dadurch ein unschönes Risiko mit hohen Renditen einkauften?

Wo begann es? Bei Fannie und Freddy?

Mussten dann nicht auf einmal überall Banken vom StaatSteuerzahler gerettet werden, als diese und ähnliche Blasen platzten? Als keiner dem anderen mehr Geld leihen wollte? Ist Irland nicht auf diesem Weg in die faktische Insolvenz getrudelt? Wurde durch das einmal gesäte Misstrauen und den gestörten Kapitalverkehr zwischen den verschiedenen Finanzknotenpunkten nicht auch das Vertrauen in heftig verschuldete Staaten mit exorbitantem Außenhandelsdefizit erschüttert?

Anders gesagt: sind die PIIGS nicht dadurch in den Fokus der Bondmärkte geraten? Haben sich die Euro-Aparatschiks und die EZB dann nicht über alle einmal festgelegten Regeln hinweg gesetzt, um die Euro-Peripherie und damit die Struktur der Euro-Währungszone zu "retten", weil kein vernünftig denkender Investor dort noch Geld hinterherschmeißen wollte?

Wurden da nicht Milliardenzahlungen nach hier und da auf den Weg gebracht, Bürgschaften übernommen, Finanzkonstrukte mit E's und F's und M's und irgendwelchen kryptischen Namen gegründet (Faszilität?)?

Hat der ganze Salat, der da seit über einem Jahr angerichtet wurde, nicht bisher gar nichts gebracht?

Auf jeden Fall haben wir jetzt schöne Vergleiche anzubieten, wie die WELT meint.
Die EZB ist momentan mit dem 23-fachen ihres Eigenkapitals nahezu so gehebelt wie Lehman Brothers in den dunkelsten Zeiten (damals das 30-fache). Der Durchschnitt anderer europäischer Notenbanken – Schweiz, Schweden, Norwegen – liegt bei einem Hebel von etwa 5,5. Selbst schlecht geführte Hedgefonds liegen sehr selten höher als das Zehnfache ihres Eigenkapitals.
Hoppala ... waren nicht Hedgefonds immer die Werkzeuge des Bösen? Die Hochrisikoteufel, die mit ihren Spekulierereien ganze Volkswirtschaften ins Verderben stürzen konnten? Und nun steht die EZB da wie eine "Zockerbude der Verzweiflung"? Grandios, echt!
Zu groß und wichtig um fallen gelassen zu werden. Das kleine, putzige Griechenland wurde so mittlerweile zum Systemrisiko für EZB, Bundesbank, die anderen Nationalbanken, nunmehr verstaatlichte Banken, andere Eurostaaten, die CDS-verkaufenden US-Banken und und und...

Ist das nicht herrlich, den Politniks bei der Arbeit zuzusehen?

Dieser Dilettantenstadel der Ratlosen lässt unseren "Hüter des Etats" (ROFL!!!) nun auf keinen Fall überhaupt noch an Steuersenkungen für die Bewohner Zipfelmützenlands denken. Klar doch, wo soll das Geldpolster denn auch herkommen? Zehn Milliarden? Weniger Kohle aus deutschen Portemonnaies? Unglaublich! Unverfroren!
Wo wir doch eine "Energiewende" zu bezahlen haben (Warum eigentlich?). Und wo wir doch zu Zahlungen an irgendwelche Rettungsinstitutionen verpflichtet sind (Warum dies? Und ... wie lange noch? Wieviel am Ende?).

Die FAZ regt sich derweil über Tausend Milliarden Euro auf. Hat die wer bekommen? Hat die wer gegeben? Sind die irgendwo aufgetaucht und gleich wieder versunken? Hat bisher überhaupt irgendeine politisch opportune, "alternativlose" Geldrumschmeißaktion irgendetwas Nachhaltiges gebracht?

Ich sehe nix. Nur Chaos. Irgendwann hat es mal angefangen. Vielleicht bei den Subprimes, auf jeden Fall bei der Etablierung des weltweiten Scheingeld-Systems.
Aber egal wie es begann, so wie hier agiert wird, wird es kein glückliches Ende geben. Lediglich die Zahlen werden immer größer. Irgendwo, oder einfach ... überall?

Dienstag, 21. Juni 2011

Ich hatte es geahnt...

Irgendwann musste es ja kommen. Meine beiden aktuellen "Lieblingsthemen" mussten einfach früher oder später  zueinander finden. Spiegel online fasst es heute so zusammen:
Öko-Vorstoß des deutschen Finanzministers: Nach Ansicht von Wolfgang Schäuble könnten die Griechen ihre Wirtschaft wieder flott bekommen, wenn sie große Mengen Solarstrom in die Bundesrepublik exportieren würden.
Wirklich, ich hatte es geahnt, denn an was denkt man denn so zuerst, wenn man spontan etwas mit Griechenland, Spanien, oder Portugal assoziieren soll? Richtig, - Sonne.
Und bei welchem Thema schaukeln sich derzeit unsere Regierenden und ihre Titularopponenten gegenseitig so richtig  hoch? Richtig, beim Aufbau von Energie-Utopia.


Dieser obige Vorschlag, oder vielmehr Schäubles "Ansicht" ist so doof, dass es schmerzt. Nicht, dass ich davon ausginge, dass der Murks wirklich echt geprüft werden würde, aber allein die Tatsache dass sowas einfach mal locker, flockig aus der Hüfte geschossen wird, zeigt doch, dass die Regenten komplett die Bodenhaftung verloren haben, und nur noch in eingeübten Stanzen denken.


Man muss sich die Geschichten dieser "politischen Handlungsfelder" einmal in Häppchen vor Augen führen.
Da haben wir erstmal ein weltweites Papiergeld-Schneeballsystem aus Geldschöpfung und Staatsschulden. Nicht nur in Europa, sondern auch in USA und anderswo verschulden sich Staaten jedes Jahr mehr, und so langsam kommt die Sache in die kritische Phase. Das heißt, der Berg aus Krediten und Geldmenge ist eigentlich nicht mehr kontrolliert abzubauen. Jede Störung an einem größeren Steinchen dieses riesigen Buchgeldgebildes kann mittlerweile zu einem gewaltigen Lawinenabgang führen. Die Angst davor zwingt nun die Politik dazu, mit immer mehr Geldmörtel an entstehenden Rissen herumzuspachteln, wodurch die bedrohliche Masse nur noch größer wird.

So haben es die Politiker zwar nicht gewollt, aber inkauf genommen. So lange es gut ging konnte man damit prima Politik machen. Sie konnten subventionieren, "steuern", Wahlkampfgeschenke machen und die Wirtschaft stützen und lenken.

Als die finanzielle Situation noch nicht so kritisch war wie derzeit, kamen wiederum Politiker auf die glorreiche Idee, dass man ja diverse europäische Nationalstaaten in eine Union führen und über viele davon auch noch eine gemeinsame Währung stülpen könnte - den Euro.
Das war fein, alles sollte besser werden, harmonischer, friedlicher und einfacher. Die Schwachen sollten sich einfach an die Starken dranhängen, deren Rezepte übernehmen, und am gemeinsamen Binnenmarkt partizipieren. Ganz toll gedacht, leider völlig vermurkst. Schuld am heutigen Desaster haben wiederum (und wer auch sonst) die strategisch so toll planenden Politiker.


Die einen wähnten sich als unfehlbare historische Staatsgrößen, die anderen nahmen sich einfach zuviel von dem, was so billig angeboten wurde. Tja, jetzt sind drei Staaten faktisch pleite, und einige stehen kurz davor. (Wer mag, kann sich ja auch mal diese Zahlen angucken, um zu sehen wie es dem angeblich starken Deutschland geht)

Was nun aber tun mit Griechenland? Dem siechsten Patienten im europäischen Krankenzimmer? Gerettet wird seit über einem Jahr, und das Ergebnis ist niederschmetternd. Milliarden wurden versenkt und als Sicherheiten versprochen. Die EZB und diverse staatliche Kreditinstitute haben sich bis zum Erbrechen mit griechischen Staatsanleihen vollgesaugt, so dass ein Schuldenschnitt diese auch in den Orkus spülen würde.

Von selbst kommen die Griechen da nicht mehr raus. Die einen (die Schwachen) können nicht mehr, die anderen (die Starken) wollen nicht mehr sparen. Warum auch? Sie wissen, dass die EU-Politiker GR nicht einfach fallen lassen können, ohne selbst umgerissen zu werden. Ein hässliches Spiel für alle Beteiligten.

Um so etwas in Zukunft ausschließen können, geht die Politik nun eurorettungsmäßig sogar irgendwie total aufs Ganze, und will einfach alles reinkippen, in dieses Fass ohne Boden. Ganz toll:
Die Finanzminister der Euro-Zone haben am Montag einen dauerhaften Rettungsschirm für Pleitestaaten (ESM) in Höhe von 750 Milliarden Euro beschlossen, der ab 2013 gelten soll. (...)Die Gemeinschaft haftet für die Fehler und die Schuldenberge eines Mitgliedslandes. Entscheidend ist dabei: Der europäische Dauerrettungstopf für Schuldensünder ist in Wahrheit ein unlimitierter Transfermechanismus – wenn er funktionieren soll, muss immerzu Geld nachgeschossen werden, sobald es nötig wird. Die „Interventionsspirale“ (Ludwig von Mises) dreht sich damit endlos weiter.
Aber Griechenland? Das nur noch künstlich am Leben erhaltene Hellas? Da hat Schäuble erstmal was anderes in petto. Frei nach Marie Antoinette meint er, wenn sie kein Brot hätten, sollen sie doch Kuchen essen.
Es ist doch so einfach. GR hat kein Geld, aber Sonne. Deutschland hätte gern etwas für sein Geld wieder, ist aber nicht unbedingt spitz auf griechische Exportartikel oder irgendwelches griechisches Staatsvermögen.


Also soll GR irgendetwas herstellen was wir angeblich dringend brachen (also was die Politiker denken, das wir brauchen), und sich damit schuldenfrei machen. Für deutsche Politiker logisch - irgendwas mit Sonne. Davon haben sie ja genug, die Griechen.


E-Mobile made in Greece? Lol! Biodiesel aus EU-subventioniertem Olivenöl? Das ist sogar Schäuble zu abwegig. Aber Solarstrom? Na klar. Das klappt hier ja auch total super. Der Oberstudienrat aus Freiburg beliefert mit seinem PV-Dach ja auch den Ökostrom-Abnehmer aus Berlin. Eine Seite rin in die Leitung, andere Seite raus aus der Dose. Ganz einfach in Politikerlogik.


Jetzt stellen sich nur einige Fragen: Bei uns muss PV hoch subventioniert werden, und ein funktionierendes Backup-Netz haben. Aber wir haben ja auch wenig Sonnenstunden.
Die Griechen haben nun derer eindeutig mehr, aber warum sind die noch nicht selbst auf die Idee gekommen? Da könnten sie doch enorm an Kohle, Öl und Gas sparen? 


Vielleicht, weil sie sich solche Utopia-Sperenzchen nicht leisten können und wollen, Herr Schäuble? Aber wir können das, ja?
Okay, also wer soll diese Solarkraftwerke denn bauen, und mit welchem Geld? Wer zieht die Leitungen nach Deutschland, oder wie soll die Tagsüber-Dosis Griechenstrom hier her kommen? Müssen zwingend deutsche Solarmodule verbaut werden, oder dürfen die dann auch preiswertere aus China importieren? Wird das "Geschäft" mit Hermes-Bürgschaften in Fantastilliardenhöhe abgesichert? Gehen Freileitungen, oder müssen es Erdkabel sein?
Last, but not least: Sollen DIE HIER uns dann mit dem tollen Solarstrom beschicken???
Sie können den Griechen das Licht abdrehen - und tun es auch: die Angestellten des halbstaatlichen Stromversorgers, dessen Namenskürzel jeder in Hellas kennt -DEI. Die Bürger sollten zwischen 12 und 15 Uhr in Athen lieber keine Aufzüge benutzen, auf den Inseln Kreta und Rhodos müssten sie sich auch am Abend auf Stromausfall einstellen, und Kranke, die auf Elektrogeräte angewiesen seien, sollten lieber gleich eine Klinik aufsuchen. So lauten die aktuellen Anweisungen der DEI-Gewerkschafter, die in der Vergangenheit immer wieder bewiesen haben, dass sie ihre Blackout-Drohungen auch wahr machen.
Also manchmal habe ich das Gefühl, dass die Weltpolitiker und Superökonomen in der Berliner Regierungszentrale nur noch mit Legosteinchen im Strategie-Sandkasten rumspielen. Viele Steinchen scheinen sie dabei auch nicht zu mehr zu haben. Verbaut werden kann nur noch, was sich so ein konditioniertes Politikerhirn vorstellen kann. Milliarden nicht vorhandenen Geldes "rettend" in Euro-Phantasien reinstecken wollen, oder in komplett bescheuerten Energie-Utopien schwelgen ... oder halt, der Einfachheit halber, gleich beides zusammen.


Womit haben wir euch Pappnasen nur verdient?

Hotelanlagen

Jetzt liege ich hier in unserem Zimmer rum und habe doch mal Zeit zum Bloggen. Warum? Ich könnte mich ja auch draußen hinsetzen und die Sonne genießen.
Ha, vonwegen! Das thyrrenische Meer hat seit gestern Rüpeltage, und die Lifeguards verbieten den Sprung in die aufgewühlten Fluten. Da liegen zwischen all dem Sand halt auch ein paar größere Brocken in ein bis zwei Metern Tiefe, und wer möchte schon irgendwelche sonnencremeglitschigen Urlauber aus den Wellen bergen, wenn die unsanft mit solchen Klamotten kollidiert sind?
Nuja, dementsprechend ist natürlich auch der Poolbereich komplett besetzt. Mist. Wären wir mal früher aufgestanden ... aber, hey, es ist doch Urlaub!

Genau, es ist Urlaub, und da kann ich ja auch ein bissl Reisetagebuch führen. Heute jedenfalls.

Es gab mal zwei Dinge die für mich früher nie in Betracht gekommen wären - urlaubstechnisch. All inclusive und Hotelanlagen mit Privatstrand.
Heute bin ich da anderer Meinung. Bin wohl auch älter geworden, oder habe einfach schon genug anderes erlebt. All inclusive war für mich immer der Inbegriff des Fress- und Sauftourismus. Losgelassene, laute Teutonentrupps (wahlweise auch Briten oder Russen), die bis Mittag im Bett bleiben um sich dann am Pool für den Abend warmzutrinken, während rund um die Uhr gefuttert wird. Uargs!

Ist aber nicht so. Das rund um die Uhr zur Verfügung stehende Angebot macht die Leute irgendwie entspannter. Da konzentriert sich nix auf die drei Stunden Frühstück oder Dinner, so dass ausgehungerte TUI-Hyänen sich über das Buffet werfen müssten. Angenehm, Pluspunkt.
Getränketechnisch ist es sowieso relaxter, wenn man nicht für jedes Glas Cola bezahlen muss, oder um dem zu entgehen, flaschenweise Supermarktware im Zimmer bunkert. Nächster Pluspunkt.

Aber nun - Hotelanlagen. Der betongewordene Horror. Touri-Knäste, aus denen sich der einmal eingezogene  Feriengast nicht mehr rausbewegen muss. Poollandschaft, Restaurants, Tennisplatz, Bars und Kaufmichläden ... alles da. Und damit es nicht langweilig wird, erschrecken auch ab und an irgendwelche Animateure die hochroten, käseweißen, oder braunglänzenden Liegestuhlmaden mit dem einstudierten Hoteltanz der Saison.

Caramba, Karacho, olè!

Ja, nein. Es muss ja kein Bunker sein. Hier zumindest haben sie es sehr schön hinbekommen. Wirklich. Die kleinen Hüttchen und niedrigen Bauten inmitten eines grünpalmigen, ruhigen Geckoreservats machen echt Freude. Gegen den hoteleigenen Strand habe ich auch nichts mehr, nachdem mich früher dauernd irgendwelche fliegenden Händler aus meiner Ruhe meinten reißen zu müssen. (Meine Ex hat mal aus lauter Verzweiflung irgend so einem Strand-Bauchhändler ein Schälchen Weintrauben für später umgerechnet 25 DM "abgekauft")
Naja, und um meinen Kindle brauche ich mir auch keine Sorgen machen, wenn ich dann mal wieder ins Wasser darf...

Tja, und die Animateure ... hm, man muss es nicht mögen. Man muss aber auch nicht mitmachen. Und da hier allem Anschein nach vor allem temperamentlose Deutsche rumlungern, haben sich die Hotel-Spaßmacher sicherheitshalber wohl mehr auf auto-animation verlegt.
Aber sollen sie. Wie oft habe ich in schnuckeligen kleinen Hotels gewohnt, die abends, laut Prospekt, in ihre gemütliche Pianobar einluden, wo wir dann allerdings allein mit dem Piano und dem Barmann/Rezeptionisten waren. So treibt es die Hotelinsassen nach dem Dinner halt gemeinsam an die weitgehend kostenlose Bar zu den Animateuren und klavizimbelnden Frank Sinatra Gedächtnisinterpreten. Ist doch nett!
Wenn ich will, kann ich ja trotzdem in der mittelalterlichen Stadt flanieren und bei dortigen Gastronomen einkehren. Also bisher habe ich nur Pluspunkte auf der Liste.

Wenn da nicht die Bändchen wären. Also mir ist es ja eigentlich egal, aber ich habe noch die gutmenschliche  Kritik von Bekannten in den Ohren, dass man damit ja irgendwie beringt wäre wie eine Brieftaube, und das ganze dann doch eine Art Stigmatisierung bedeutete. Armbändchen gleich "all inclusive" gleich unselbständiger Frachtguttourist. Menschenmaterial mit am Arm zu tragender Ohrmarke, für alle erkennbar - uiuiui!

Nö, also ich sehe es sportlich. Wie eine Art billigen Modeschmuck, oder das Vereinsabzeichen als Kettenanhänger. Und ... es lädt zum Sinnieren ein.

Ich bin ja ein Weißband-Urlauber wie die meisten. Mittelschicht sozusagen. Dann gibt es noch die Goldbändchenträger, die "Reichen", die (nach Voranmeldung) kostenlos im a la cartè Restaurant dinnieren dürfen und wohl alle Cocktails inclusive haben. Hm, brauche ich nicht.
Kinder haben rote Bändchen. Da bedauere ich einen offensichtlich über 2 Meter großen Jungmann, der noch mit dem roten Kindchenstigma rumlaufen muss. Der Ärmste macht doch hier keinen Stich bei den Mädels! Die wollen doch einen, der ihnen auch mal ne Whisky-Cola holen kann! Ungerechte Welt.

Ja und dann sah ich heute ein Pärchen mit grünen Armbändern. Was sind wohl das für welche? Öko-Touris?
Werden bei denen die Handtücher nur alle vierzehn Tage gewechselt? Die Bude nicht gewischt, sondern nur gefegt? Klimaanlage, wenn überhaupt vorhanden, dann zentral gesteuert? Kein Kühlschrank, und Strom nur stundenweise?

Fragen über Fragen.

Naja, das soll es für heute gewesen sein. Morgen gehts erstmal rüber nach Sizilien, und heute, so hoffe ich doch, auch nochmal in irgend ein Gewässer.

Herzliche Grüße an alle Daheimgebliebenen ... Calimero

Montag, 20. Juni 2011

Urlaubsvertretung

Da ich mich momentan unter kalabrischer Sonne aale und dabei gewollt wenig Zeit für die Bloggerei bleibt, hier nur ein kurzer Hinweis auf einen Artikel Wolfram Weimers, der damit, als meine quasi Urlaubsvertretung, sehr schön meine beiden derzeitigen Lieblingsthemen abdeckt.

W.W. über Solarsozialismus und Euro-Rettung

Beste Urlaubsgrüße, Calimero

Donnerstag, 16. Juni 2011

Und täglich kotzt das Murmeltier

Kann sich noch jemand daran erinnern wie es vor 1998 war mit der Stromversorgung? Vor der Liberalisierung des Strommarktes? Was wurde da gemeckert, weil der jeweilige Gebietsmonopolist zuviel für die kWh haben wollte. Der hatte vielleicht eine ungünstige Kostenstruktur, auf jeden Fall zuviel Beamtenmentalität, Mitarbeiter die auch eine Wählermacht darstellten ... und er war ein teures Abklingbecken für abgehalfterte Kommunalpolitiker.

Als die Liberalisierung dann durchschlug, guckten die Versorger erstmal blöd, weil es auf einmal jede Menge Konkurrenz gab und lieb gewordene Überkapazitäten plötzlich zum Kostenfaktor wurden. Der Strompreis brach jedenfalls massiv ein, und reine Stromverkäufer begannen die Kunden einzusammeln. Es hätte so schön für die Verbraucher werden können, wenn die Politik nicht unter dem Vorwand von Energiesparanreizen begonnen hätte Energie massiv zu besteuern (Strom ist zu billig!).
Dazu kam dann noch der EEG-Wahnsinn inklusive des Anschlusszwangs von Windparks und damit verbundener Erhöhung der Regelleistung. CO2-Zertifikate, Brennelementesteuer, dies das und jenes.

Der Verbraucher, ob privat oder industriell, ist der Gelackmeierte. Strom ist mittlerweile kein Produkt mehr, sondern ein Politikum an dem ständig irgendwo rumgeschraubt werden muss.
Die Zwickmühle ist die: Verbraucher wollen es billig, Erzeuger wollen was verdienen. Die Politik sollte wollen dass

a) der Stromverbrauch nicht zum Armutsrisiko wird
b) die Wirtschaft nicht dem Land den Rücken kehrt
c) die Stromversorgung ausfallsicher, planungssicher und möglichst unabhängig ist

Was sie aber tatsächlich macht, ist eine Unterordnung in Bezug auf "Klimaziele" und den Beitrag zum Steueraufkommen des Staates.
Die Punkte a bis c geraten komplett aus dem Blickfeld, und das Feld Energieversorgung wird zum Spielball zwischen Bürokraten, die

d) möglichst auf Zufallsstrom umsteigen wollen (Vehikel CO2-Einsparung)
e) überhaupt möglichst wenig Stromverbrauch zulassen wollen (Öko-Design, intelligente Stromzähler)
f) trotzdem möglichst viele Abgaben in die Staatskasse fließen lassen wollen

Unter Beteiligung von Bund und EU entsteht ein ärgerliches, teures und vor allem unnötiges Kuriosum das man wohl mit Fug und Recht einen planlosen Plan nennen kann.
Hin- und hergerissen zwischen abstrusen Utopia-Projekten (Norwegen als Energiespeicher fluten, Desertec in Nordafrika, Elektromobilität zum Planziel erklären) und Abrissarbeiten an der herkömmlichen Stromerzeugung (Atomausstieg, CO2-Zertifikatsauktionen) versucht man jetzt den ganzen Kuddelmuddel planwirtschaftlich so zu ordnen, dass die Endabnehmer nicht einfach nur an einer sicheren Stromversorgung partizipieren können wie bisher, sondern, dass sie zum Teil des großen Plans von Erzeugung und Abnahme werden sollen.

Bisher ist von einer staatlich gesteuerten Abnahmemöglichkeit bzw -verpflichtung noch nicht die Rede, aber der Weg führt geradewegs dorthin. Vorerst werden noch die Werkzeuge dazu vorgestellt, und dem Bürger als Fortschritt angepriesen. (Hier habe ich mich schon dazu geäußert)

Nun wird die zweite Stufe gezündet, die Pläne werden konkreter. Man lese sich einmal in Ruhe durch, was Brüssel jetzt für uns auf der Pfanne hat. Brüssel will Verbraucher zum Stromsparen zwingen.
Nach Plänen von EU-Kommissar Günther Oettinger müssen die Energieversorger künftig sicherstellen, dass ihre Kunden weniger Strom und Gas verbrauchen. Jedes Jahr sollen die Unternehmen ihren Anteil am Energiemarkt um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresverbrauch senken.
Okay, die Versorgungsunternehmen sollen also ihren Produktabsatz nach Planvorgaben jährlich verringern. Also wenn das kein planwirtschaftlicher Bürokratenauswurf ist, dann weiß ich auch nicht mehr. Und um das auch zu erreichen sollen die Kunden von ebendiesen Privatunternehmen durch "Sackgang" erzogen werden. Grandios!
"Dieser Anteil der Energieeinsparung soll von den betreffenden Versorgern beim Endkunden erreicht werden“ (...)
Außerdem will Brüssel die Unternehmen zwingen, den Kunden häufiger Rechnungen zuzustellen, damit diese einen besseren Überblick bekommen und Licht, Heizung oder Waschmaschine kostensparender einschalten.
Die EU-Plankommission hat auch noch etwas für die untergeordneten Nationalstaats-Bürokraten in petto, denn diese sollen auf radikale Energieeffizienz getrimmt werden, koste es was es wolle. Es ist ja nicht Oettingers Geld.

Das Freundlichste was mir dazu einfällt ist, dass der Oettinger und seine Plankommission wohl massiv Nebenluft ziehen. Es kann ja wohl nicht sein, dass diese überbezahlten Nichtsnutze auf derart impertinente Art und Weise in die Energieversorgung, und damit in die Daseinsvorsorge der Bürger eingreifen wollen. Vom Abwürgen der noch funktionierenden Teile der arbeitsplatzschaffenden Privatindustrie mal ganz zu schweigen.

Das ist nicht nur unverschämt, das ist totale Hybris.

Und das Schlimmste ist, dass unsere Klimakanzlerin und ihr devotes Abnickergefolge nicht mal mehr auf die Idee kommen werden diesen EU-Sozialisten unter Androhung von Geldmittelstopp den Finger zu zeigen. Das bissl Empörungsgeschrei jetzt sind Rückzugsgefechte.
Die werden Richtlinien erlassen (sofern es den EU-Zirkus bis dahin noch in seiner heutigen Form gibt), sie werden Strafzahlungen bei Nichtbefolgung verhängen, sie werden sich bürokratisch austoben und dabei denken alles richtig zu machen.

Egal, ob wir wollen oder nicht - wir werden für all das zahlen. Für die verhängten Strafen, für die unerwünschte Post und den Aufwand der dafür getrieben wird, für intelligente Stromzähler ...
und wir zahlen mit dem Verlust unserer Freiheit. Wieder mal ein Stückchen mehr.

Das muss alles ein verdammt böser Traum sein. Wer nur hat die gewählt, die soetwas zulassen???


Dazu auch Zettel, sowie Rott&Meyer

Samstag, 11. Juni 2011

Wacht auf, Enttäuschte dieses Landes

Ist hier noch irgendwer zufrieden mit unserer Volksvertretung? Ich kann momentan, jedenfalls für mich, feststellen, dass ich mich überhaupt nicht mehr vertreten fühle.
Okay, da gibt es den aufrechten Frank Schäffler (FDP), aber das war es dann auch schon, soweit ich die Parlamentarier überblicke. Die Grüne Einheitspartei Deutschlands regiert, und stellt zeitgleich die Opposition.

Unbefriedigend. Für alle. Nur, wie kann man es ändern? Wie könnte man wenigstens seiner Unzufriedenheit Ausdruck verleihen?

Nichtwählen? Ungültigwählen? Interessiert die Parteipolitik überhaupt nicht. Die füllen auch bei zwanzigprozentiger Wahlbeteiligung noch alle vorhandenen warmen Sessel vollständig.

Eine andere Partei wählen? Ich sehe keine wählbare, die wenigstens die 5-Prozent Hürde überspringen könnte. Auf "eine neue Partei" hoffen? Ha ha! Alles was sich nicht linksgrün verorten lässt wird gnadenlos weggebissen. Da wird nix kommen, vorerst.

Wie also kriegen nun die bisherigen Nichtwähler ihre Stimme wieder?

Die meisten Parteineugründungen scheitern ja an ihrer Flächenabdeckung, weil sich vielleicht irgendwo ein paar Gleichgesinnte finden, dieses Modell aber nicht in alle Bundesländer und Landkreise exportieren können.
Sollte diese Hürde tatsächlich genommen worden sein (siehe Piratenpartei), kommt die Konsenfindung und Verständigung auf ein politisches Programm. Und da wird es wieder murksig, weil a) nicht jeder zu allem überhaupt eine Meinung hat, und b) die geäußerten Meinungen zu einem Konsens zusammengerührt doch wieder nicht allzuweit vom Mainstream liegen werden (man möchte sich ja nicht zu weit weg von der "angenommenen" Mitte positionieren.

Was also tun?

Eine Nichtwählerpartei gründen vielleicht? Ich weiß nicht, ob das überhaupt geht in Deutschland, aber ich glaube, dass es nur so funktionieren könnte.
Frustrierte Nichtwähler gibt es en masse, nur auf ein gemeinsames Programm werden die sich wohl nicht einigen können. Also braucht man eine Gruppierung ohne bindendes Programm, ohne Fraktionszwang, ohne Interesse an Regierungsbeteiligung.
Es geht lediglich darum, den Parteipolitikern zu zeigen, dass sie mehr und mehr eine Minderheit repräsentieren und selbst die stärkste gewählte Partei-Fraktion nur ca 20 % der Wähler hinter sich scharen kann.

Warum sind die Nichtwähler nicht in den Volksvertretungen präsent? Weil sie keine wählbare Alternative haben, weil das reduzierte Ankreuzangebot ihnen nicht zusagt, weil ihre Wahlenthaltung keine Konsequenzen in der Sitzverteilung nach sich zieht.

Warum soll dem parlamentariergewordenen Ergebnis von vielleicht 50 Prozent Zustimmung zu den arrivierten Parteien nicht ein großer grauer Block gegenüber sitzen? Eine nicht blockgewordene Masse an Leuten, die einfach nur "den Rest vom Volk" repräsentieren?
Ein Dabeisitzerblock frei von Programmatik, der nur durch sinnvolle und verständliche Gesetzesvorschläge gewonnen werden kann? Und das nicht als geschlossene Fraktion, unter einer Führung vereint, sondern als Sammlung von Individuen mit eventuell sogar konträren Politikvorstellungen?

Hui, da müssten sich die Einheitsparlamentarier aber wieder anstrengen, wenn sie nicht mehr >600 Sitze im Bundestag unter sich aufteilen könnten, sondern vielleicht nur noch 400.
Ich glaube nicht, dass wir dann eine Vierparteienkoalition sehen würden, obwohl die GEP damit ihr wahres Gesicht zeigen würde. Ich glaube eher, dass die Regierung dann dazu gezwungen wäre, sich eine Mehrheit der Stimmen des Nichtwählerblocks per Überzeugungsarbeit zu sichern.

Überzeugungsarbeit deshalb, weil solche "Nichtwähler" nicht auf die nächste Legislaturperiode schielen würden (sie dürften nur eine haben).
Ich stelle mir eine solche Gruppierung so vor: Wer es sich vorstellen könnte mal für vier Jahre Parlamentarier sein zu wollen, soll sich registrieren lassen. Die Registrierten kommen dann in einen oder mehrere Lostöpfe (nach Bundesländern und deren Einwohnerzahl, ohne sonstige Quoten), und die Anzahl der gewonnenen Sitze wird dann per Auslosung besetzt.

So einen auf vier Jahre begrenzten Job ohne Wahlkampf- und Fraktionszwang könnte sich vielleicht auch der eine oder andere Nichtbeamte, Nichtpolitologe, Nichtjurist, Nichtgewerkschafter mal vorstellen. Versüßt wird es ja durch eine ordentliche Aufwandsentschädigung, mit der man evtl. auch sein eigenes Fehlen im richtigen Leben kompensieren könnte. Außerdem hat jeder Abgeordnete im Schnitt mittlerweile 10 Mitarbeiter, wie ich letztens dem Focus entnehmen konnte. Da sollte so eine parlamentarische Auszeit durchaus auch für Normalbürger mal drin sein.

Tja, das wäre doch mal was. Die wünschenswerte Steigerung davon wäre dann wohl eine Steuerzahlerpartei, aber wir wollen es für den Anfang ja nicht gleich übertreiben.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Von verleidetem Stolz und Trotzreaktionen

Es ist schon ein paar Jahre her. Ich war noch überzeugter SPD-Wähler und glaubte an die soziale Gerechtigkeit, ich war jung und idealistisch, und dachte noch dass der Sozialismus an sich eine gute Idee wäre.
Von der Idee der Freiheit des Individuums und der Skepsis gegenüber zentralistischen Weltbeglückern und politisch korrekten Gesinnungswächtern war ich noch nicht infiziert. Nein, ich hatte darüber sogar noch nie nachgedacht.

Damals hörte ich spät nachts eine Talk-Sendung im Jugendradio in der es darum ging, ob man stolz darauf sein könne ein Deutscher zu sein. Natürlich waren das die weitaus meisten Anrufer nicht, und wenn dann mal doch einer so einen leichten Anflug von Stolz verteidigen wollte, dann wurde er vom Moderator in Staatsanwaltsmanier dazu aufs Peinlichste befragt und von anderen Hörern dafür gerüffelt.

Das Standard-Gegenargument dazu war (in Variationen), dass man nicht auf etwas stolz sein kann wozu man nichts getan hat. Also, dass man für sein Geburtsland und die Nationalität seiner Eltern ja nichts kann, dass es halt Zufall wäre ob man Deutscher sei und überhaupt ist Stolz nur "erlaubt" wenn er auf selbst Erreichtes baut.
Soweit ich mich erinnere kam die Scham über die deutschen Verbrechen des "tausendjährigen Reiches" dabei nur am Rande vor, so als Zweitargument weshalb gerade Deutsche keinen Grund zum Stolz hätten. Diese "Erbsünde" hatte der deutsche Junghörer mit Sicherheit auch (und vor allem) im Hinterkopf, aber man distanzierte sich davon sicherheitshalber schon auf die Weise, dass man sich zu einer Art Volksneutrum erklärte.

Ich fand beides falsch. Natürlich kann man stolz auf etwas sein, was einer "der meinen", oder mein Volk (mit seinen Sekundärtugenden und seinen Macken und Marotten) erreicht hat. Ganz ehrlich - auf was sollte so ein junger Mensch den sonst schon großartig stolz sein? Auf das letzte Zeugnis? Den dritten Platz beim Schulsportfest? Die vom elterlichen Taschengeld bezahlte Schallplattensammlung?

Nö, ich war (und bin) schon stolz darauf, dass unsere Verbrennungsmotoren die Namen Otto, Diesel und Wankel führen, dass Werner von Siemens unsere Stromversorgung und Kommunikationstechnik begründete, Carl Benz das erste Auto baute und deutsche Raketentechniker die Raumfahrt beiderseits des Eisernen Vorhangs prägten.
Viele weitere berühmte Forscher und Erfinder, Dichterfürsten, Mediziner, Philosophen und Musiker tragen deutsche Namen - und ja, da bin ich stolz drauf.

Natürlich blende ich auch nicht die dunklen Seiten aus - auf die Verbrecherfiguren des Dritten Reiches und ihre handelnden Mitläufer würde ich ebenso gern verzichten, wie auf die roten Unterdrücker, die mich selbst in meinen ersten Lebensjahren meinten einsperren zu dürfen.

Aber - nunja - es ist halt ein Gesamtpaket welches man da durch Geburt mit auf den Weg bekommt. Ablehnen kann man es nicht, also heißt es damit zu leben. Im Guten wie im Schlechten.

Wie komme ich jetzt gerade auf dieses Thema?

Zwei Texte, die ich soeben gelesen habe zeigen mir wieder einmal, dass man sehr wohl (und vor allem) Stolz empfinden kann angesichts einer Vergangenheit, die Landsleute von mir erlebt und gestaltet haben, und dass gerade unsere Gegenwart, in der Deutsche meinen alles gut zu machen, mich fremdschämen lässt, mir allen Stolz verleidet und mich sogar zu Trotzreaktionen verleitet.

Der erste Text stammt aus dem schon an anderer Stelle erwähnten Buch Erwin Rosens: "In der Fremdenlegion". Rosen beschreibt dort das Leben und Handeln der Legion anfangs des 20.Jahrhunderts. Es geht um militärische Höchstleistungen, aber auch um den Aufbau der nordafrikanischen Infrastruktur durch die zum größten Teil deutschstämmigen Söldner. Hart kämpfen, hart arbeiten, äußerste Entbehrungen und härteste körperliche Belastungen. Aber durch sie wird auch die ganze Region geprägt und sozusagen zivilisiert. Unter vielen dementsprechenden Geschichten fand ich gestern auch die eines "hängengebliebenen" württembergischen Legionärs, der ein gottverlassenes algerisches Wüstenkaff mit Hilfe seiner nachgereisten Familie in eine Weinbaugegend verwandelte.
Er heiratete ein spanisches Mädel, arbeitete, gedieh und wurde ein wohlhabender Farmer.
Dann kam in diesem alten Legionär ein echt deutscher Zug zum Ausbruch. Er setzte sich hin und schrieb an die Verwandschaft in Württemberg.                                                                
Vielleicht hat er ein bißchen gelogen, ein bißchen übertrieben, wie das Kolonisten gerne tun. Aber da unten in Württemberg waren gerade schlechte Zeiten, und einige junge Leute aus der Verwandschaft, die an der üblichen deutschen Dosis Wandertrieb laborierten, schnürten ihre Bündel und verpflanzten ihre Bauernenergie und ihre ererbten harten Taler nach Algerien. Sie machten es ganz genau so wie ihr Legionärsverwandter. Selbstverständlich nahmen sie sich spanische Frauen. So entstand nach und nach an der Peripherie des alten, trägen, verschlafenen Sidi Lhassen eine deutsche Ansiedlung.
Jener Fremdenlegionär, dieses Mitglieds des Auswurfs der Menschheit, wie die Franzosen die Legionäre zu titulieren beliebten, die ihnen Algerien erkämpft haben und ihnen heute noch Schritt für Schritt das wertvolle Land an der Saharagrenze erschließen, - jener Fremdenlegionär war der Gründer einer deutschen Bauerngemeinde auf algerischem Boden geworden.
Na, lieber Leser? Haben sie das auch mit etwas Wohlgefallen gelesen? Vielleicht mit ein wenig Stolz auf diese Landsleute? Da hat einer einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige gemacht und mit "deutschen Sekundärtugenden" etwas aus dem Boden gestampft, was vorher noch nicht da war.

Und nun der Zweite Text, ein Artikel von Zettel, stellvertretend für viele ähnliche, die des heutigen Deutschen gutmenschliches, "im-Einklang-mit-der-Natur-leben-wollen" illustrieren. Auszug:
Dieses  "Bio ist gut" ist eines der Meme, die sich in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bildeten, als aus den Trümmern der gescheiterten Studentenbewegung unter anderem die - wie man damals sagte - "Müslis" hervorgingen; seltsame Gestalten, die Körner aßen, den selbstgestrickten Pullover schätzten und wieder eine Landwirtschaft wollten, wie sie vor der industriellen Revolution üblich gewesen war.
Stolz sein auf diese Rückwärtsblicker, diese memmenhaften Weichbrötchen, die Angst vor allem haben? Ich habe das an dieser Stelle schon einmal thematisiert, und daran hat sich auch nichts geändert. Dieses Gejammer auf höchstem Niveau, welches auf eben die Fundamente zielt, die dieses Niveau erst ermöglicht haben, ist einfach nur erbärmlich. Das "sich-in-Spleens-ergehen", die Verherrlichung von Bio-Öko-Natürlich-Multikulti-Nachhaltig-Weich-"Gesund"-und-Tolerant ist in seiner Allumfassung nur noch abstoßend.

Ich kann auf "diese Deutschen" nicht mehr stolz sein. Nicht so, wie ich es hier noch teilweise für möglich gehalten habe. Dabei sind es mit Sicherheit nicht "die Deutschen" die mich schaudern machen. Die meisten davon dürften als Individuum noch durchaus zu rationalem Denken und Handeln fähig sein.
Nein, was mich richtig erschüttert, ist die Lemminghaftigkeit, mit der meine Landsleute sich in einen herbeifabulierten "gesellschaftlichen Konsens" ergeben, wenn z.B. Bischöfe Empfehlungen zur Energieversorgung geben sollen und dies dann als politische Handlungsrichtlinie akzeptiert wird.

Ich verstehe diese Deutschen einfach nicht mehr, wenn sie ihre Töchter zur Marine schicken und dies als tollen Beitrag gegen Geschlechterdiskriminierung ansehen, dann aber in kollektives Geheule verfallen, wenn eine Offiziersanwärterin aus der Takelage fällt. Ich bgreife nicht, wieso dauernd dieselben Gestalten in die Parlamente gewählt werden, die unser aller Leben verteuern und mit Ökorichtlinien einschränken.
Beklopptes wird zu Allgemeingut, Hirngespinste zu "gefühlten Risiken". Was war und ist wird schlecht gemacht, was kommen soll ist undurchdacht. Man hat das Gefühl in einem Irrenhaus zu leben, in welchem die Leitung den Sockenschuss hat.

Aber was mich so richtig ärgert, ist das zunehmende Gefühl, dass mich der ganze Schwachsinn in eine Fundamentalopposition drängt, die ich eigentlich grundsätzlich nicht möchte.

Prinzipiell habe ich nämlich gar nichts gegen Feng-Shui und Biolandbau, gegen Windräder und Solaranlagen, gegen Multikulti, Homöopathie und Manager-Yoga. Wer es mag soll es tun, jeder soll so leben wie es ihm Spaß macht. Wer meint, die Sonne und den Wind einfangen zu müssen um damit glücklich zu werden - bitte schön. Wer es gern hat, das seine Gurken nur mit bei Vollmond umgerührtem Kuhmist (dreimal rechtsherum!) gedüngt werden - gern. Wer die Schulmedizin ablehnt und lieber Rad als Auto fährt - so macht es doch!

Aber lasst mich mit euren Spleens in Ruhe! Und, nur weil ihr - gern steuergeldgepäppelt - die Kommunikationshoheit habt, gibt euch das nicht das Recht, ausgehend von eurem "inner circle" einen allgemeinen Konsens abzuleiten und damit den doofen Rest wahlweise zu erziehen, zu kujonieren, zu indoktrinieren oder zu erschrecken.

Ich mag keine Fundamentalopposition, ich möchte mich eigentlich auch nicht an offensichtlichem Scheitern von irren Unternehmungen ergötzen. So aber schleicht sich klammheimlich Freude ein, wenn das Biogemüse gesundheitschädigend ist, wenn eine Biogasanlage in die Luft fliegt, wenn eine Geothermie-Anlage nebst anliegender Häuser in einem Krater versinkt.
Wenn hier erst mal ein landesweiter Blackout in halb Europa die Räder stillstehen lässt werde ich nicht mehr wissen, ob ich mich nun darüber freuen soll weil ich (und viele andere) nun doch recht behalten haben.

Toll, so weit ist es also schon gekommen.

Nein, ich kann wahrlich nicht stolz darauf sein, heutzutage als Angehöriger dieses bekloppten Volkes geboren worden zu sein. Die Leitung opportunistisch oder irre, die Meinungsmacher verblendet, die Leistungsträger sprachlos, der Großteil des Fußvolks im Wahn oder desinteressiert.

Denk' ich an Deutschland in der Nacht, frage ich mich mittlerweile, wohin ich denn gehen könnte, wenn der ganze Mist hier endgültig zusammenklappt.

Samstag, 4. Juni 2011

Ein Kindlespielzeug für Calimero (Zweiter Teil)

Das war ja ein Akt! Soviel Vorfreude gehabt und soviel Ungemach in Kauf genommen (ich hatte mich von der Postfrau im Nachtschichtschlaf wecken lassen), und dann hätte ich das Teil fast wieder zurück geschickt.

Aber der Reihe nach: Kurz nach Eins wurde ich rausgeklingelt, bin zum Hoftor gespurtet und habe das Päckchen in Empfang genommen. Darin wiederum befanden sich zwei Kartons in gediegener Papp-Optik ohne bunten Hochglanz-Infokram. Gefällt mir schonmal sehr gut. Amazon Kindle ... mehr steht nicht drauf.
Zwei Päckchen waren es, weil ich mir gleich noch die Hülle mit integrierter Leselampe dazu bestellt hatte. Es soll ja auch nachts im Bett was bringen, wenn alle anderen Lebewesen im Raum schon schlafen.

Nun aber aufgerissen das Westpaket. Schlicht, schick, grau und flach isser. Hinter einer Schutzfolie liegt anscheinend noch ein Infoblatt auf dem Display, aber es ist keins ... es ist schon das Lesefeld, auf dem die letzte Ansicht quasi stromlos eingeforen stehen bleibt. Beeindruckend!
Nun muss er aufgeladen werden. Drei Stunden soll das nach Erfahrungsberichten dauern. Ich stöpsele die Mini-USB Buchse mit dem Laptop zusammen und warte.
Eine orangene LED funzelt vor sich hin und zeigt an, dass da Spannung anliegt. Auf dem Display ist nur zu lesen, dass der Akku leer ist. "Battery empty" oder so ähnlich.

Hm, mehr passiert nicht. Kein Bildschirm erwacht zum Leben, keine Fortschrittsanzeige blinkt. Kann ja auch nicht. Solange ich nichts mache, ändert sich die eInk-Anzeige ja nicht. Vielleicht haben die eine Sicherheit eingebaut, die die erste Aktion erst erlaubt, wenn die Akku-Spannung ein bestimmtes Level erreicht hat?
Nach drei Stunden reißt mich Morpheus wieder um.

Zwei Stunden später weckt mich die Gattin, aber auf meinem Kindle ist immer noch nicht mehr passiert. Die LED leuchtet stumm orange, obwohl sie langsam mal grün sein sollte. Mist, noch keine Reaktion rauszuholen.

Ich werde langsam ungeduldig und habe mich schon innerlich damit abgefunden ein Montagsgerät erstanden zu haben. Aber Frauchen gibt nicht auf. Ein Reset lässt die LED mal kurzzeitig grün werden, aber das war es auch schon wieder.
Jetzt wird gegoogelt, und siehe da - wenn der Akku komplett tiefentladen ist, kann die Ladeelektronik das Anlegen einer Spannungsquelle als Kurzschluss interpretieren und abschalten. Hilfe soll da ein mehrmaliges Ein- und Ausstöpseln bringen, um mit kurzen Stromstößen einen Anfangsladestand zu erreichen.

Plötzlich ... Heureka! Es lebt! Also jedenfalls ändert sich die Displayanzeige und informiert mich jetzt (!) darüber, dass man das Gerät erst am Computer auswerfen muss, um den Akku laden zu können. Ansonsten ist er im Datenaustauschmodus und kein Strom fließt. Na toll. Das hätte ich vor fünf Stunden wissen sollen (wobei, ohne das Spannungs-Anfangsniveau im Kindle hat der Rechner das Ding eh nicht erkannt).
Dabei ist noch zu beachten, dass kein eigenes Netzteil beiliegt, sondern man auf ein USB-Kabel angewiesen ist. Ob es mit meinem Handyladegerät klappt (auch Mini-USB) wollte ich beim ersten Mal noch nicht ausprobieren.

Okay, irgendwann wird die Lummi grün, und mein Kindle ist einsatzbereit. Jetzt wird rumprobiert. Bücher runterladen ist Sekundensache, nachdem ich ihm unseren W-LAN Schlüssel verraten habe. Mittels eines deutschsprachigen Tipps- und Einsteigerbuchs teste ich die Funktionen durch, lege mir ein paar Ordner (Collections) an und fülle diese mit einigen Werken von meinem Wunschzettel.

Ich stelle jetzt schon fest, dass es so einfach ist sich Bücher runterzuladen, dass die Gefahr bestehen könnte da schnell mal ein paar Euro zuviel per 1Click loszuwerden.
Da ist wohl Selbstdisziplinierung gefragt, wenn der "haben will"-Reflex übermächtig wird.
Bei einer normalen Buchbestellung packe ich ja immer so 3 ... 4 ... 6 Bücher in den Warenkorb, und wenn ich dann nachgucke sind es vielleicht 150 Euro. Da überlegt man dann schon, ob man nicht auf das eine oder andere verzichten kann. Bei einem Klick und sekundenschneller Lieferung fehlt diese Endsummen-Kontrollzahl.

Eins steht jedenfalls fest. Ich werde das Teil behalten und nutzen, denn es ist einfach zu praktisch. Das Wichtigste, das Lesen, ist sehr angenehm. Zuerst dachte ich, dass das Display vielleicht zu klein sein könnte, aber das ist es überhaupt nicht. Ungefähr eine Taschenbuchseite wird abgebildet, das Bild ist gestochen scharf und erweckt wirklich den Eindruck einer papiernen Seite.
Dass es sich um eine Bildschirm-Anzeige handelt, fällt erst auf, wenn sich ein Fussel absetzt. Den würde man auf einer Buch-Papierstruktur gar nicht sehen, aber hier ist er ein Fremdkörper.

Das Umblättern erfolgt schneller als beim Buch, und hat kaum eine merkbare Verzögerung. Ein bissl muss ich aufpassen, dass ich nicht dem Reflex folge schon bei den letzten zwei Zeilen umzublättern. Normalerweise folgt man ja beim Seitenumschlagen noch den letzten Worten, aber jetzt fehlt diese Zeit. Ein Fingertipp, und die nächste Seite ist da. So musste schon ein paar mal wieder auf die letzte Seite zurück.

Das Handling allgemein ist grandios. Das Gewicht von zwei Tafeln Schokolade hält man lockerer als so manches Buch. Die Seiten wollen sich nicht selbst umblättern, das Auseinanderdrücken der Buchmitte (bei sehr fest gebundenen dünnen Büchern) entfällt.
Buchseite, schwarz auf weiß - das wars. Einfach und funktional, dabei sehr angenehm zu lesen. Sonneneinstrahlung ist absolut kein Thema. Da muss man sich schon bewusst die Sonne in die Pupille spiegeln um nicht mehr lesen zu können.

Zusammen mit der Hülle entfällt auch das Halten selbst, was im Bett sehr praktisch ist. Man kann das Ding einfach im gewünschten Anstellwinkel, und gewählter Ausrichtung (Hoch- oder Querformat) irgendwo platzieren und braucht nur ab und zu einen Fingertipp zum Umblättern. In Verbindung mit der sehr gut fokussierten Leselampe der Traum meiner Kindheit. Damals war es mit der Taschenlampe unter der Bettdecke wesentlich unbequemer.
So kann ich lesen, und meine Liebste wird nicht im Schlaf gestört. Genial!

Zusammenfassend würde ich sagen, dass Amazon hier den iPod für Leser rausgebracht hat. Technisch habe ich nichts zu meckern, das Runterladen ist praktisch, und wer etwas von außerhalb des Amazon-Universums haben will, hat die Möglichkeit andere e-Books per calibre für den Kindle zu formatieren.
Schön finde ich auch, dass man eigene e-Books erstellen kann und so das Verlagsdrama für Newcomer entfallen kann.
Nach den Leseproben einiger Nachwuchsschriftsteller zu urteilen, hat auch so mancher Blogger das Zeug dazu, seine Texte als e-Book über Amazon anbieten zu können. Problemlos.

Kann er das Buch ersetzen? Lesetechnisch ja, auf jeden Fall. Aber auf den physischen Erwerb besonderer Bücher möchte ich trotzdem nicht verzichten, genausowenig wie auf CDs obwohl es MP3 gibt. Ein Buch hat einfach einen anderen haptischen und ewigen Wert, aber halt nicht alle Bücher auch einen inneren.

Ach ja, ein Problem könnte ich noch bekommen. Meist lese ich zwei bis drei Bücher parallel (1 - 2 Sachbücher/Klassiker und einen Schmöker) und wenn mir die Lust nicht nach dem einen ist, greife ich halt zum anderen. Wenn jetzt der Schmöker, als einfachste Lektüre, aber auch gerade einen Hänger in der Handlung hat? Dann ziehe ich normalerweise trotzdem durch. Ich renne doch nicht extra zum Bücherschrank und hole mir ein viertes Buch! Mit dem Kindle habe ich aber alles schon in Greifweite, da wird es wieder Disziplin erfordern um nicht irgendwann mal 20 halbgelesene Bücher gleichzeitig in der Mache zu haben.

Also, insgesamt hat sich die Anschaffung gelohnt. Calimeros Priscilla liegt draußen in der Sonne und liest gerade das von mir runtergeladene Katzenbuch. Ich werde mir heute abend wieder mit dem Kindle die letzte Stunde vor dem Einschlafen versüßen. Und wenn ich nicht gerade komplett taschenlos in der Welt unterwegs bin, werde ich den Kindle wohl als ständigen Begleiter immer mit dabei haben.

Um meine Eingangsfragen aus dem ersten Teil zu beantworten: Brauche ich sowas? Jetzt, und gerade dieses Teil?

Yes baby! :-)

P.S. @Thomas: Badewanne geht sicherlich auch, aber ich würde ihn sicherheitshalber in eine Klarsicht-Plastiktüte packen. So billig isser ja nun nicht.

Donnerstag, 2. Juni 2011

Ein Kindlespielzeug für Calimero (Erster Teil)

Die Vorgeschichte:

Seit meinem ersten Walkman habe ich mir nie wieder irgendein Gadget mit Erkennungsnamen gekauft. Der iPod ist an mir vorbeigegangen (sogar mein Vater hat einen!) und ein iPhone habe ich auch nicht. Obwohl ich das iPad sehr schick finde, und es geschenkt bestimmt nicht ablehnen würde sehe ich momentan keine rechte Verwendung dafür, da ich eh schon drei Rechner hier rumstehen und -liegen habe.
Ich wäge halt immer erst ab ob ich etwas wirklich brauchen könnte (oder Frauchen tut das für mich ;-) ), ob es gerade jetzt, und ob es genau dieses Teil sein muss. Vielleicht kommt ja später etwas viel besseres von einer anderen Firma?

Nunja, jetzt habe ich mich aber entschlossen mir einen Kindle zuzulegen.

Brauche ich sowas? Keine Ahnung, aber die Aussicht auf eine Bibliothek in der Jackentasche hat was. Überhaupt ist mir die Möglichkeit überall Lesestoff bei der Hand zu haben um Längen wichtiger, als z.B. Musik im Ohr.
Und was man da an Bücherplatz sparen könnte! Die Dinger schmeißt man ja nie weg, also wächst die Bibliothek über die Jahre um Kubikmeter Papier an. Ja, ich denke, ich brauche sowas.

Brauche ich es jetzt? Wieder, keine Ahnung. Aber ich denke, dass die Zeit dafür reif ist. Lange genug haben ja etliche Firmen daran rumgewerkelt, das Interesse war immer da, aber irgendwie waren die Ergebnisse wohl nie so recht überzeugend. Ich hatte mal so einen Oyo in der Hand, und das hat mich nicht grad vom Stuhl gehauen, aber Amazon haut den Kindle jetzt in seine dritten Generation mit voller Marktmacht in den deutschen Verkauf. Die werden schon wissen wann es dafür an der Zeit ist. Immerhin werben sie damit, dass der Kindle das beliebteste und am besten bewertetste Produkt bei Amazon.com ist. Schauen wir mal.
Die Kundenrezensionen sind jedenfalls vielversprechend.

Überhaupt ist es schon ein Unding, dass es anscheinend so schwer ist einen vernünftigen ebook-Reader zusammenzudengeln. Ich habe schon FullHD-Flatscreens mit 106cm Bilddiagonale für 500 Ocken gesehen, Klicki-Buntis und Elektronikspielzeuge für alles gibts es en masse. Kein Wunsch bleibt unerfüllt, aber an einem adäquaten Buchersatz in schwarz-weiß Optik scheiterten die Elektrofrickler regelmäßig. Die MÜSSEN das jetzt einfach hingekriegt haben, es kann nicht anders sein.
Bald geht es außerdem in den Urlaub, und ich will nicht wieder 5 kg Bücher mitschleppen und dann auf genau diese angewiesen sein! Ja, ich denke es ist jetzt an der Zeit.


Der Tag vor der Auslieferung:

Vorgestern hatte ich bestellt, morgen soll geliefert werden. Ich habe in der Zeit viele Rezensionen gelesen und mich so ein bissl auf das eingestellt, was da morgen auf mich zukommen wird. Bin schon etwas hibbelig, und freue mich schon sehr auf das Gerät. So eine Vorfreude habe ich bei einem Konsumprodukt schon lange nicht mehr verspürt. Hoffendlich werde ich nicht enttäuscht.
Jetzt brauche ich aber content, denn irgendwas will ich ja schließlich zum "anlesen" haben wenn das Ding ausgepackt ist.

Erstmal ein Einsteiger-Tipps-und-Tricks-Buch, klar. Gibts für schmales Geld, also rauf auf den Wunschzettel. Wenn der Kindle dann da ist, dauert der Download ja angeblich nur Sekunden.
So, nun Klassiker. Da gibt es Hunderte für nullkommanull Euronen. Ein Traum!
Erstmal haben, löschen kann ich ja schnell wieder wenns absolut nicht gefällt. Dante Alighieri? Hat mich schon immer mal interessiert. Auf den Wunschzettel.
Mist, Oswald Spengler habe ich gerade erst in Schwartenform gekauft, aber Kafka, die Edda, Tacitus' Germania, T.E. Lawrence etc ... alles auf den Zettel. Karl May habe ich das letzte mal in Fraktur gelesen, jetzt kann ich mir die gesammelten Werke für lau ziehen. Ist schon fein. :-D
Ein Haufen Marx und Engels haben sie, Freud, Hegel, Rousseau ... nee, das Kommunistische Manifest brauche ich auch echt nicht. Liegt hier noch als Heftchen irgendwo rum. Es reicht jetzt aber auch langsam mit den kostenlosen eBooks.

Weitergucken. Sachbücher. Hm, was ich will gibts nicht, aber dafür jede Menge Mainstream-Ratgeberkram. Meine gesuchten Autoren haben zwar jede Menge Hits, aber leider (noch?) alles auf Englisch.
Also Belletristik. Wieder Autorensuche. Was fällt mir spontan ein? Philip Kerr, Tad Williams, Tom Clancy, Sergej Lukianenko ... gibts nicht auf deutsch oder habe ich schon. Eschbach? Ja! Da gibts was Neues, allerdings teurer als die Taschenbuchausgabe. Was soll'n der Scheiß? Markus Heitz ist dagegen 'ne sichere Schmökerbank und enttäuscht auch nicht. Der wird nochmal Konsalik und Hohlbein übertreffen bei seinem Output. Ich nehme einen ersten Teil.

Okay, also mit den Autoren komme ich nicht recht weiter, versuchen wir es mal mit der Belletristik-Liste.

Also ich weiß nicht, welches System Amazon dabei hat, aber alphabetisch ist es definitiv nicht. Nach Bestseller-Ranking geht es aber auch nicht - losen die da die Plätze aus? Es erinnert mich ein wenig an einen Flohmarkt, in dem man ungeordnete Bücherkisten durchsucht.

Stelle fest, dass es eine ungeahnte Zahl an deutsche Kopulationsliteratur gibt. Swinger- und Hurengeschichten, SM, oral, anal, vertikal, "Bück dich Chefin!" usw ... auweia. Dieser Trend ist irgendwie voll an mir vorbeigegangen bisher.
Liebesschmonzetten, Bestseller, Dramen, Historienschmöker, Krimis ... ich habe keinen Plan und vermisse einen Berater der meinen Geschmack kennt. Memo an mich: Buchladen-Jutta mal wieder besuchen.

Na ja, ein paar Sachen finde ich dann doch. Rainer Innreiter, der ab und zu bei Zettel kommentiert, verdient auf jeden Fall eine Chance, eine Kurzgeschichtensammlung aus Sicht einer Hauskatze kommt auch auf die Wunschliste (für meine Liebste, die noch gar nichts von meiner Neuerwerbung weiß ;-) ), und dies und das auch noch. Aber nach stundenlangem Gesuche bin ich völlig fertig. Was für ein Haufen Zeugs wurde da schon ohne mein Wissen veröffentlicht. Unglaublich! Hoffe, dass bald alle Verlage mit dem vollen Programm auf den Zug aufspringen werden.

Es reicht jedenfalls. Der Kindle kann kommen. Morgen.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Fußballrassisten? Geht's noch?

Im Amateurfußball geht es manchmal recht robust zu. Klar, Fußball ist kein Kindergeburtstag und wenn man gewinnen will, muss man Einsatz zeigen - aber auch einstecken können.
Ich habe mich schon so manches mal drüber gewundert, wie leidensfähig die Amateurkicker doch sind, obwohl es sich dabei lediglich um nicht honoriertes Freizeitvergnügen handelt. Eine Kollegin z.B. spielt in einem Frauenfußballverein und hat mich erst kürzlich daran teilhaben lassen, dass ihre Mädels bei einem Auswärtsspiel gegen eine bekannt "einsatzfreudige" Kleinstadtelf  drei teilweise Schwerverletzte zu beklagen hatte.

Ey sorry, und gegen die tretet ihr trotzdem noch an??? Ja, müssen wir - so sind die Ligaregeln.

Bescheuerte Regeln.

Jetzt war es aber anscheinend einem Düssledorfer Stadtteilverein dann aber doch mal zu viel, und er hat sich geweigert gegen eine einschlägig bekannte Krawalltruppe anzutreten. Anscheinend sind da wohl sowohl Spieler als auch die Fans eine Gefahr für gegnerische Mannschaft, Schiedrichter und Zuschauer.

Wie oben schon angedeutet, halte ich Fußballspieler beileibe nicht für Weicheier. Die Mannschaft muss also gewichtige Gründe gehabt haben hier nicht zum Derby anzutreten.
Die Liga reagierte daraufhin so: Der Verein muss...
"...die Kreisliga A des niederrheinischen Fußballverbands verlassen. „Es kann nicht sein, daß die Vereine selbst entscheiden, wann sie antreten“, rechtfertigte ein Sprecher des Fußballverbandes die Entscheidung (...)"
Das ist schon hart, und da fragt mein gesunder Menschenverstand, wieso die Liga vorher nicht reagiert, und den offensichtlichen Rowdyclub gesperrt hat. Hier geht es schließlich sichtbar um eine unnötige Gefahr für die Gesundheit unbescholtener Spieler.

Man wird fündig:
"Am Tag nach der Spielverweigerung habe der niederrheinische Fußballverband dann entschieden, den Düsseldorfern zwölf Punkte abzuziehen. In der Urteilsbegründung schrieb der Verband unter anderem, daß dieses Verhalten „unter strengen Maßstäben als rassistisch gewertet werden könne“.
Aha! Der Krawallverein ist also eine Multikulti-Truppe und steht daher unter Artenschutz. Die Liga will ja auch nicht als "rassistisch" dastehen. Nun, eigentlich ist es wohl eher eine Mono-Kulti-Truppe, wenn man nach dem Vereinsnamen geht. FC Kosova ... ja, da denke ich auch nicht unbedingt an die Auswahl einer Waldorfschule. Man möge mir meine Vorurteile nachsehen.

Und nun? Der betroffene SF Düsseldorf setzt sich natürlich zur Wehr, und muss dabei erstmal die medialen Rassismusklippen umschiffen (wobei ich schwer davon ausgehe, dass ebendieser Düsseldorfer Verein bestimmt keine "rein autochthone Auswahl" darstellt).

Ganz oben auf der Facebook-Seite der Düsseldorfer heißt es aber sicherheitshalber erklärend:
Hallo Zusammen,

wir möchten noch einmal klar stellen, das es sich bei dieser Gruppe keinesfalls um eine Gruppe mit rechtsradikalem Hintergrund handelt! Ein nicht-antreten hätte es auch bei einem rein deutschen Gegner gegeben!
Tja, das hätte nach der Vorgeschichte wohl auch kein durchschnittlich intelligenter Mitteleuropäer angenommen, aber hier muss man sich anscheinend schon klar abgrenzen damit man nicht falsch verstanden wird.

Nur ... es nutzt euch nichts. Denn den Mainstreammedien ist der Vorfall entweder egal, oder er wird wie hier in der RP abgehandelt:
Dass es ein Fehler war, gegen den skandalumwitterten FC Kosova nicht anzutreten, dürften die Niderheider längst eingesehen haben. Denn die Vorwürfe von Unsportlichkeit und Wettbewerbsverzerrung treffen den SFD zurecht.
Tja, so sieht gelebte Völkerfreunschaft aus. Im Namen des Antirassismus - haltet auch brav weiter die andere Wange hin. Dann seid ihr wenigstens auf der sicheren Seite.

Der gesunde Menschenverstand findet leider nur noch dort Gehör, wo die ewigen Guten ständig das absolut Böse wittern. Es kommt nicht oft vor, dass ich bei der Jungen Freiheit was nachlesen muss, oder dass es mich auf die Website der Republikaner verschlägt, aber in diesem Falle kann man nur dort nachlesen was die MSM für nicht erwähnenswert halten.

(Wer damit jetzt ein Problem hat, dem kann ich auch nicht helfen.)