Samstag, 20. August 2011

Angriff der Öko-Vogonen

Die Klimapaniker-Zunft erfreut sich zwar immer noch ausgeprägter politischer Protektion, aber unter den Kollegen schwindet ihre Reputation nach meinem Eindruck doch langsam.
Das Publikum, sofern überhaupt daran interessiert, mäkelt seit langem schon an den Prognosen von Hansen, Schnellnhuber und Rahmstorf herum, oder ist wenigstens angefressen wegen der mannigfaltigen Belastungen für die Geldbeutel von Otto Normalverbraucher und Lischen Müller.
Lediglich diejenigen, die sich ausdrücklich nicht für eben jene Normalmenschen halten, bleiben beim Thema "Globale Erwärmung" noch hyperventilierend bei der Stange.

Wobei ... aus der befürchteten menschgemachten Erwärmung ist ja mittlerweile schon der menschgemachte Klimawandel geworden. So lässt sich alles eben einfacher erklären. Ob es warm wird oder kalt, ob es stürmt oder windstill ist, ob es regnet, schneit, hagelt oder trocken bleibt - ist das Wetter nicht wie im letzten Jahr, so ist das "Klimawandel". Menschgemacht selbstverständlich, klar.

Nun möchten unsere Regenten ja nicht, dass die Sahara ergrünt, Sibirien im Schlamm versinkt oder Tuvalu überflutet wird. Sie möchten nicht, dass Brandenburg zu Sandwüste wird, oder in Hamburg die gleichen klimatischen Verhältnisse wie im anscheinend ganzjährig unbewohnbaren Freiburg herrschen.
Na, und dann wären da noch die Verluste an tierischem Leben, die zu beklagen wären, und natürlich die 50 Millionen Klimaflüchtlinge, die eigentlich schon 2010 eingetroffen sein sollten.

Sagen wir mal so - die Klimapropheten haben eine Menge Visionen verbreitet, und die Politiker haben dies gern zum Anlass genommen um menschliches Tun großflächig zu beeinflussen, zu regeln, zu verbieten, oder wenigstens so richtig schön zu besteuern.

Glühlampen verbieten, Häuser in Styropor einpacken, CO2-Zertifikate für Holzpellets, Zufallsstrom für deutsche Michels und subventionierte Solarpanels für jeden Süddach-Eigner. Die Angst macht Schwachsinn durchsetzbar.

Nun ist es aber schon ein bissl unruhig geworden um die Prophezeiungen der Klimapriester von der Church of Global Warming.
Wir hatten Climategate und Himalayagate, wir hatten vier tote Eisbären, die auf das baldige Ertrinken aller Knuts und Flockes hindeuteten, obwohl es nichtmal von den vieren Fotos gab. Wir hatten Bodenmessstationen in mittlerweile urbanen Wärmeinseln, und nun strahlt die Erde auch noch mehr Wärme ab, als bisher angenommen.

Aber jetzt kommts. Wer meinte, dass irgendwann einmal wieder Vernunft in die Sache kommen würde, weil einfach zu viele Pfeiler der Treibhausgas-Theorie grundlegend morsch geworden sind, der sollte jetzt ganz stark sein.
Ab hier kann man sich von der Ratio komplett verabschieden, denn nun werden die Möglichkeiten surreal:

Wenn wir nicht mit unserem schändlichen Tun aufhören, und weiter Treibhausgase in die Erdatmosphäre pusten, dann könnten:
Öko-Aliens kommen und unsere Spezies vom Angesicht der Erde tilgen, um den Planeten zu retten.
Sagen Wissenschaftler. Schreibt der Guardian:
"Green" aliens might object to the environmental damage humans have caused on Earth and wipe us out to save the planet. "These scenarios give us reason to limit our growth and reduce our impact on global ecosystems. It would be particularly important for us to limit our emissions of greenhouse gases, since atmospheric composition can be observed from other planets," the authors write.
Ähm, ja. Okay. Da ist dann wohl nix mehr hinzuzufügen. Da müssen wir wirklich dringend handeln.
Ich hatte jahrelang geglaubt, dass die Men in Black eine Hollywood-Erfindung seien, und es sich bei Figuren wie Claudia Roth, Jürgen Trittin, oder Bärbel Höhn um ganz normale, wenn auch ein bisschen verdrehte Menschen handelt.

Vielleicht habe ich mich aber doch geirrt. Die mit Geheimwissen ausgestatteten MIB rapportieren der NASA und diese dem IPCC. Sie sehen Zusammenhänge, die unsereinem verschlossen bleiben, und versuchen uns lediglich vor Schlimmstem zu bewahren.
Die Vogonen sind grün! Und sie wollen keine galaktische Umgehungsstraße bauen, sondern aus der Erde einen Wildpark machen wenn wir nicht endlich einsichtig sind. Ganz sicher!


via: Propagandafront

Dienstag, 16. August 2011

Eurobonbons für den Club Med

Halleluja, was für ein Theater! Wollen wir Eurobonds? Sollen wir es tun? Müssen wir gar?

Schäuble sagt nein, Merkel sagt nein. Wir mussten aber schon in der Vergangenheit lernen, dass Angela, die Alternativlose nach langem Sträuben noch stets umgekippt ist. Und wer sollte sie auch stützen? Die CDU schwankt schon, nur die FDP hält noch stand. Wenn es aber Spitz auf Knopf stünde, und wirklich die Koalitionsfrage gestellt würde? Dann schlüge doch die Stunde der "Opposition" aus Grünen und der SPD. (Lediglich der Linken traue ich zu, dass sie keine Eurobonds befürworten, die würden lieber gleich "die Reichen" enteignen.)

Also ich würde jedenfalls nicht drauf wetten, dass die Eurobonds ausgerechnet von der Kanzlerin verhindert werden. Wo Frankreich uns doch so dringend braucht.

Überhaupt Frankreich. Wenn Paris nun auch sein Triple-A verlieren sollte, sind die dann raus aus der Nummer? Geht der Euro dann umgehend koppheister, oder sind die Eurobonds dann dringender denn je? Was wird, wenn die letzten Nachrichten zum marginalen deutschen Wirtschaftswachstum die Märkte annehmen lassen, dass jetzt auch die letzte Euro-Lokomotive schwächelt?
Ist das dann wurscht, weil eh alles an Verbindlichkeiten der Eurozone auf einen großen gemeinsamen Papiergeld-Lagerplatz gekippt wird?

Aber wenn das egal sein würde, weil es nur auf gemeinschaftliche Größe ankommt, dann könnte doch auch nur Frankreich seine Anleihen mit denen der Euro-Peripherie zusammenschmeißen, oder?
Da das aber anscheinend keiner will, scheint es also doch allein an Deutschland zu hängen. Also ist es auch ungünstig, wenn die "stärksten" Länder schwächeln - so stellt es sich mir jedenfalls dar. Ja nun?
Alle wollen also Euro-Bonds außer Deutschland? Nö, glaube ich nicht. Hat mal jemand die anderen Triple-A-Länder gefragt? Gar die Bürger derselben?

Wohl nicht. Und man wird auch wissen warum. Würde man die potentiell geforderten Leistungserbringer, d.h. die Leute deren Steueraufkommen gegen die ausstehenden Staatsschulden aufgerechnet wird, dazu befragen, würden sie den Schuldenvergemeinschaftern wohl mehrheitlich den Vogel zeigen.
Daher ist Volkes Meinung hierbei störend, wenn die Experten das Für und Wider der Euro-Anleihen diskutieren. Wobei ich hier mal kurz Tucholsky zitieren möchte:
"Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig."
Was verstehe ich, als Mini-Volksanteil, denn da nun falsch wenn ich Eurobonds gefühlsmäßig ablehne? Was bringt Experten dazu, diese Anleihen als positiv anzusehen?

Zunächst mal würde dadurch der Euro-Kollaps eventuell verhindert, und schlecht wirtschaftende Staaten des Alten Kontinents würden finanziell aufgefangen und gegen die "ungezügelten" (d.h. nicht steuerbaren) Märkte immunisiert. Fein soweit, sehe ich ein (in Politikerlogik) - doch zu welchem Preis? Und warum ist das überhaupt nötig?

Weil unsere Gemeinschaftswährung dran hängt, die Weltwirtschaft vielleicht sogar, und nicht zu vergessen die ganzen Lebensversicherungen, Banken und Pensionsfonds die die Spargroschen der Bürger verwalten. Stimmt, das ist keine schöne Vorstellung wenn sich da alles in Rauch auflösen würde.

Nur, wenn das alles an die Zahlungsfähigkeit der Eurozonenländer gebunden ist, und diese anscheinend nur gegeben ist wenn sich Deutschland als (bürgender und zahlender) Stabilitätsanker zur Verfügung stellt - ist das nicht ein bisschen viel Verantwortung? Was ist ein Weltfinanzsystem und eine Eurozone denn wert, wenn alles irgendwie auf die Zahlungswilligkeit der wertschaffenden Steuerbürger einer europäischen Mittelmacht aufgebaut sein soll? Ist das nicht grundsätzlich fragwürdig?

Ein neues Argument für Eurobonds habe ich erst kürzlich gelesen. Demnach wäre es toll, wenn die Eurozone eine riesige neue Anlagemöglichkeit böte, um sein (ungenutztes) Geld anzulegen. Quasi als Konkurrenz zu den US-Treasuries, die bisher den einzigen Papiergeld-Lagerplatz mit ausreichend Fassungsvermögen darstellen. Der Euro könnte so sogar zu einer Welt-Leitwährung werden.

Klingt da nicht ein bissl Allmachtsphantasie durch? Weil der US-Schuldenturm mittlerweile ein wenig wackelig geworden ist, hätten wir die Chance einen europäischen als Alternative zu installieren?

Da stelle ich mir doch die Frage, ob es nicht grundsätzlich falsch sein könnte die Weltwirtschaft auf Papiergeld-Schuldenbergen aufzubauen. Man sieht ja dass es irgendwann kritisch wird, und ein neues halbfragiles europäisches Billionengrab wird daran auch nichts ändern.
Auch muss die Frage gestellt werden, warum es überhaupt so einen Haufen Kapital geben muss, für dass es offensichtlich keinerlei realwirtschaftliche Verwendung zu geben scheint.

Ich glaube ja, dass Politiker und Mainstream-Ökonomen mit dem Papiergeldsystem eine für sie ideale Spielwiese um jeden Preis erhalten wollen. Die einen haben dadurch finanziellen Spielraum mit fast unbegrenztem Dispokredit, und die anderen meinen eine Welt ohne Naturgesetze zu verwalten in der es nichts gibt, was man nicht irgendwie noch regeln könnte.

Nur glaube ich schon, dass es ökonomische Naturgesetze ähnlich denen in der Physik gibt. Es gibt Masseträgheiten, Potenzialunterschiede, Anziehungskräfte, abstoßende Polaritäten und sicherlich noch diverse andere Analogien. Und dagegen kann man halt nicht dauerhaft anhalten.
Vor vierzig Jahren hat man den Karren auf die schiefe Ebene gesetzt, und seitdem beschleunigt er. Anfangs gut beherrschbar, aber mit steigender Geschwindigkeit wird es halt schwieriger die Kontrolle zu behalten.

Da mögen die USA als Schwergewicht auch bei hohem Tempo noch in der Spur gehalten werden können, während es Leichtgewichte wie Griechenland und Portugal schneller aus der Bahn wirft - aber auch wenn wir Europa per Gemeinschaftsbonds zu einer Schwergewichtsseifenkiste zusammenbinden wird die Fahrt nicht gebremst werden. Eher wird die Fuhre noch schneller. Da können die Mainstream-Ökonomen noch soviel am Fahrwerk und den Spoilern rumfrickeln - die Karre wird nicht langsamer. Kann sie leider gar nicht werden.

Darum sind Eurobonds meiner Meinung nach nur eine Art teure Stabilisatoren, welche Deutschland doch bitte kaufen möge. Für die Südschiene und für viele Mainstream-Ökonomen. Auf das die Kiste doch bitte noch eine Weile rollen möge.

Sowohl auf unserer schiefen Bahn, als auch auf der US-Amerikanischen.

Samstag, 13. August 2011

Löcher reißen ist nicht schwer...

Löcher stopfen aber sehr.

Au Mann, jetzt muss Deutschland schon um Strom-Nothilfe ersuchen. Nicht dass ein Tsunami wichtige Kraftwerksstandorte in Germany überspült hätte, oder wir sonstwie unverschuldet in den Elektroenergie-Notstand geschliddert wären ... nein, wir haben uns selbst und sehenden Auges in ein schwarzes Stromloch verwandelt.

Erstmal wird Österreich gefragt, ob man uns denn aushelfen könnte. So im Fall der Fälle. Also wenn es in Süddeutschland eng wird mit der Stromversorgung, ... im Winter, wenn es kalt wird und der Verbrauch hochschnippt. Ich hatte ja schonmal irgendwo erwähnt, warum unangenehmerweise gerade Deutschlands Süden mit fossilen Grundlast-Kraftwerken nicht gerade überversorgt ist (Logistikproblem der Brennstoffversorgung), und daher muss man nun etwas anderes finden, wenn man dort die Kernkraftwerke außer Betrieb nimmt.

Also, Rettungsanker Österreich. Dumm nur, dass die im Winter selbst traditionell zum Stromimporteur werden und deshalb Bedenken äußern:
Das Nachbarland könnte der Anfrage laut „Kurier“ nur nachkommen, wenn es auf stillliegende Kapazitäten bei Gaskraftwerken zurückgreift. Dies würde dann aber durch einen höheren CO2-Ausstoß die Klimabilanz Österreichs verschlechtern.
Der letzte Satz hierbei ist das absolute Sahnehäubchen. Statt zu sagen, ja ihr Deutschen - wir können liefern, indem wir teure Reserven aktivieren, und dafür könnt ihr dann richtig blechen, kommt der Verweis auf die "Klimabilanz" der Alpenrepublik.
Muhaha ... die einen schalten aus ideologischen Gründen ihr Grundlast weg, und die anderen möchten dafür nur ungern geradestehen, weil ihnen dadurch ihre wiederum ideologische Klimabilanz versaut würde.

Nuja, irgendwie wird es schon schiefgehen. Auf eventuell einen süddeutschen Reaktor in kalter Reserve würde ich da zwar nicht unbedingt setzen, weil so ein Teil bestimmt etliche Stunden (wenn nicht gar Tage) zum Hochfahren braucht, aber es gibt ja noch Tschechien und Polen. Ist bestimmt nur eine Frage des angemessenen Preises und der Grenzkuppelstellenkapazität.

Wer trotzdem nicht auf das Glück vertraut, kann sich hier ja mal informieren, wie man in einer früheren staatlichen Energieplanwirtschaft mit dem Mangel umgegangen ist. Das könnte durchaus wieder interessant werden - wenn es Winter wird südlich des Mains.

Deppenrepublik.

Freitag, 12. August 2011

Kultur und Medien auf tugendhaftem Ökopfad

"Die Stadt als Steckdose" titelt der Tagesspiegel und stellt ein Projekt vor, in welchem der Fahrtwind von U-Bahnen als Energiequelle genutzt wird. Wieder einmal sind es Künstler, die "Bewusstsein" erzeugen wollen, und wieder sind es Journalisten, die darob ganz entzückt sind. (im Artikel selbst übertreibt man es nicht so sehr, aber der Radiomoderator, der gerade darüber berichtete war schwerstens enthusiasmiert)

Ach, was könnte man doch nicht alles Grandioses anstellen um (zum wiederholten Male) irgendwelche x Kraftwerke überflüssig zu machen, mag der Utopist da denken. Man muss es nur wollen, nur Ideen haben, und diese Ideen konsequent umsetzen. Wenn es die blöden Kapitalisten nicht tun, dann muss halt die künstlerische Avantgarde beweisen, dass eine bessere Welt möglich ist.

Ganz ehrlich, ich finde solche Installationen eigentlich prima. Ob die da nun mit U-Bahn Fahrtwind ein paar Windräder antreiben, oder ob ein Supermarkt seine Ladenkassen mittels kinetischer Straßenplatten mit Strom versorgt - die Ideen sind zunächst mal interessant. Auch die Möglichkeit sein Handy mittels abgezapfter Lichtenergie von Leuchtreklamen aufzuladen finde ich originell. Das Künstlerduo bastelt ja verschiedene Arten von "Harvestern" um an städtischen "Energielecks" ein bissl Strom zu gewinnen, was ich lustig, cool oder spannend finde.
Okay, Nutzen und Aufwand stehen in keinem vertretbaren Verhältnis zueinander, aber dafür ist es ja auch Kunst. Eben kein wirtschaftlich nutzbares Konzept.

Was mich dabei aber immer wieder nervt, ist die blühende Phantasie der berichtenden Medienmenschen. Da wird dann halt die Stadt zur Steckdose und der hochgradig erregte Vertreter der labernden Zunft rechnet irgendwelche Mini-Stromausbeute auf alle ihm bekannten "Energielecks" hoch. Was man da nicht alles machen könnte!

Ich weiß nicht, ob die ersten Solartaschenrechner und -armbanduhren eine ebenso große Verzückung hervorgerufen haben und ob damals auch die weltweite Energieeinsparung in abschaltbare Kernkraftwerke umgerechnet wurde, aber heutzutage befindet sich die Journalistenschar im permanenten Ökotopia-Wahn. Die derzeit grüne Epoche weist dabei durchaus Ähnlichkeiten mit dem vergangenen roten Zeitalter auf.
So wie die sozialistische Kunst den neuen Menschen und das rot-goldene Zeitalter pries und die fortschrittlichen Journalisten begeistert darüber berichteten, haben wir heute halt das Gleiche in Grün.

Es ist aber nicht nur der ideologische Aspekt bei der Sache, der mir so auf den Zünder geht. Es ist auch die praktische Seite die bei der Berichterstattung ständig unter die Räder kommt. Natürlich schiebt eine U-Bahn einen Schwall Luft durch den Tunnel, welcher dann als Fahrtwind auf dem Bahnhof spürbar ist. Aber wenn man diese Luftbewegung konsequent ausnutzen will und die Energie daraus "ernten" möchte, ist es letztlich die U-Bahn selbst, die diese Energie erst einmal zusätzlich ins System eintragen muss. Die künstlerischen Propeller für die Bahnhofsbeschallung werden sozusagen indirekt aus dem Bahn-Stromnetz gespeist.

Mein Vorschlag für energiesparwütige Journalisten wäre nicht ganz so sexy, würde aber wirklich was bringen. Wenn ihr in Zukunft ganz auf gekühlte Getränke verzichtet, und jeden Liter Wasser, den ihr heiß machen wollt vorher auf eure eigene Körpertemperatur bringt, dann habt ihr da etliche Kilojoule an Energie gespart. Ganz wirklich, und kaum mit Aufwand verbunden.

Mittwoch, 10. August 2011

Zeig' den Finger!

Ich liebe ja diese sinnlosen Plakataktionen, die unser Auge allüberall im öffentlichen Raum erfreuen. Durch diese haben jede Menge Plakatgestalter und -kleber Lohn und Brot, und auch vielen kuschligen Entscheidergremien, sowie den vorbereitenden Kampagnengestaltern geht so nie die Arbeit aus.

Hübsch sind die allgegenwärtigen, bunten "Machs mit!" Werbeflächen, welche uns die konsequente Benutzung von Kondomen nahelegen wollen. Sogar witzig sind manche davon. Allerdings würde die strikte Befolgung dieser ständigen Aufforderung irgendwann darin enden, dass schlicht keine Adressaten im richtigen Alter mehr davon angesprochen werden könnten. "Deutsche - schafft euch ab!" könnte es da genausogut heißen.
Aber zum Glück ignorieren doch noch genug hormongesteuerte Menschen die Empfehlungen der staatlichen Gesundheitsaufklärer.

Toll sind auch die Autobahnschilder, die im Befehlston ein "Runter vom Gas!" fordern. Da stelle ich mir manchmal die blöden Gesichter derer vor, die aufgrund solcher Ablenkung wirklich mal zusammenrauschen könnten.
Gerade Strecke, freie Fahrt, ein bissl zuwenig Sicherheitsabstand ... und dann geht der Erste wirklich vom Gas.
Der Zweite erschrickt und bremst, und der Dritte schiebt die Fuhre dann genüsslich zusammen, weil er beim Entziffern des Kleingedruckten auf dem Schild ein wenig zu abgelenkt war. Rrumms!

Jetzt gibt es aber was neues. Bei den Berliner Verkehrsbetrieben. Wenn man sich die Bilder dazu anguckt, könnte die Aktion auch heißen "Zeig' den Finger!" oder "Fühl dich nochmal wie ein Achtjähriger!", sie heißt aber "Deine Waffe gegen Gewalt", oder in der Nebenerklärung "Zivilcourage zeigen".

Okay, man zeigt also jetzt Zivilcourage, indem man mit der Hand eine Pistole formt und dabei selbstsicher grinst. Also meine Eltern hatten mir derlei Gesten noch strikt untersagt, denn "Sowas macht man nicht!".
Als Kind erschien mir das Verbot meiner Erziehungsberechtigten dabei immer ein wenig albern, denn ich wusste ja genau, dass so eine Fingerpistole für niemanden wirklich eine Bedrohung darstellt. Damit kann man ja keinem wehtun, sowas ist doch keine echte Waffe.

Tja, so ändern sich die Zeiten. In unserer Weichwurst-Gesellschaft sollen sich nun die Erwachsenen mit dem ausgestreckten Zeigefinger bewaffnen und damit couragierte Handlungsfähigkeit demonstrieren. Howdy, I'm your safeguard.

Nuja, eigentlich meinen die Kampagneros damit, dass der zivilcouragierte Bürger sich bei Gewaltvorfällen in der Öffentlichkeit lieber nicht selbst ins Getümmel stürzen soll, sondern per Knopfdruck Hilfe heranorganisieren möge. Nicht im Infight entscheidet man den Kampf, sondern durch die Heranführung von Verstärkung.

Das ist ehrlicherweise auch gesünder, denn früher gab es beim beherzten Einschreiten maximal selbst was auf die Glocke, während heute die in ihrem Tun gestörten "erlebnisorientierten Jugendlichen" durchaus auch gleich das Cold Steel zücken könnten.
Die Frage ist jetzt, ob nicht auch ohne die Plakataufforderung schon Leute auf die Idee hätten kommen können, dass man angesichts eines Gewaltausbruchs auf einen Notrufknopf drücken könnte. Oder dass man das Handy nicht nur für "coole Apps", sondern auch für Notrufe benutzen kann.

Also die Anschlussfrage: Gibt es eigentlich genügend Notrufknöpfe, und was passiert denn, wenn man einen solchen betätigt? Muss man dann die vier W-Aussagen abspulen können (Wer meldet, was ist passiert, wo ist es passiert, wieviele Verletzte)? Und wer kommt dann zur Hilfe? Ein älterer Schaffner? Zwei unterbezahlte Wachleute, die sich für das bisschen Geld sicher auch nicht in Gefahr bringen werden (und zudem noch wissen, dass sie ganz schnell verklagt werden könnten wenn sie einem bösen Jungen die "Alpha"-Jacke beschädigen sollten)?

Oder kommen dann nach fünf Minuten doch Toto und Harry angehetzt um wenigstens noch Erste Hilfe zu leisten?

Hm, ich denke, dass die offizielle Aufforderung, zur Waffe der Zivilcouragierten zu greifen eher so eine Art Legitimation für beherztes Nichteingreifen bedeutet. Wenigstens man selbst behält eine heile Haut, hat dabei aber trotzdem nicht das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben.
Das ist prinzipiell auch in Ordnung so. Nur sollten potentielle Gewaltopfer sich angesichts dieser Plakate auch gewiss sein, dass sie im Fall der Fälle für endlos lange Minuten komplett auf sich selbst gestellt sein werden.

Wenigstens hat man's nun auch in bunt.

P.S. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll schnellere und entschlossenere Hilfe dadurch aktiviert werden können, dass man beim (dann möglichst anonymen) Notruf bestimmte Codeworte gebraucht. Die Erwähnung von "Aufmarsch", "Parolen skandieren", "NPD" oder "Skinheads" soll z.B. das sofortige Ausrücken mehrerer Einsatzhundertschaften der Berliner Polizei auslösen.

Dienstag, 9. August 2011

Frechheit!

Durch Zufall habe ich mitbekommen, dass heute die online-Umfrage der EU zum Thema Plastiktütenverbot endet.

Ja, die EU-Apparatschiks kümmern sich auch noch um Glühbirnen, Gurkenkrümmungsgrade und Seilbahngesetze für jede Sandbank im Europa-Reich wenn ihnen schon das Wasser bis zum Halse steht. Völlig Wurst ob der Laden grad zusammenklappt, für irgendwelche Verbots- oder Besteuerungsinitiativen ist da immer noch Zeit.

Neu war mir allerdings, dass die Kollegen auch mal die Bürger zu ihren Ideen befragen. Löblich, löblich.
Nur ... wo fragen die das denn? Und warum erfahre ich das erst heute durch Zufall? Normalerweise halte ich mich doch eigentlich für recht gut informiert?

Hm, googeln wir mal: "Plastiktüten verbieten EU Abstimmung"

Erster Treffer ist 'ne BILD-Meldung vom Mai. "Online-Befragung findet statt" - ist aber kein Link dabei. Zweiter Treffer ist PI ... auch ohne Link. Aber im Kommentarbereich war jemand so freundlich.

Hier gehts also lang: http://ec.europa.eu/environment/consultations/plasticbags_en.htm

Bin mir jetzt grad nicht sicher, ob ich bei solchem Quatsch überhaupt mitmachen will, aber was solls. Ich meckere ja sonst immer, dass die mich nie fragen, also sollte ich da schon mittun wenns schon mal angeboten wird.

Erstmal passiert ... nix. Oh, man will mich "redirecten". Hm, schalte ich jetzt den Scriptblocker ab? Zähneknirschend ... ja. Grmpf!
Och nö, is ja alles englisch, und jetzt wollen die auch noch Zusatztexte!

Muss es doch auch auf deutsch geben, oder? Nope, ab hier ist Schluss mit der europäischen Sprachenvielfalt.
Ich versuchs aber trotzdem, so ein bissl Frage-und-Antwort Englisch kriege ich schon unfallfrei hin.

Jetzt reichts aber! Noch 'ne Seite? Noch mehr Zusatzantwort-Kästchen? Sind die komplett behämmert, oder wollen die mich weichkochen? Soll ich mich hier stundenlang durch Frageseiten hangeln bis ich aufgebe?
Ich gebe auf. Es reicht mir. Ich will mich mit diesem Kasperverein nicht rumärgern.

Wer mich nicht in meiner Sprache anreden kann, will wohl auch nicht wirklich Antworten von mir. Wie können die davon ausgehen, dass jeder sie versteht? Und was würden die z.B machen, wenn jeder die allfälligen 300 Zusatzworte in seiner Landesprache reinhämmern würde? In deutsch, baskisch, Farsi oder Urdu? Das lesen die doch eh nicht!

Was ist mit EU-Bürgern, die gar nicht auf die Idee kämen solchem Quark hinterherzugoogeln? Was mit denen, die überhaupt nicht netzaffin sind? Was ist mit Omma und Onkel Helmut? Was mit stolzen Franzosen, die nie auf die Idee kämen, dass es noch eine andere Sprache als Französisch gibt?

Also echt, solchen Murks können die auch gleich lassen. Es bleibt dabei - ich habe keinen Bock auf die EU-Kommission.

Lasst euch doch endlich eintüten!

Montag, 8. August 2011

Wiedermal gerettet

Hach, es ist so herrlich. Die EZB will nun auch spanische und italienische Staatsanleihen aufkaufen um "die Märkte" zu beruhigen.

Also erstmal stellt sich mir als ökonomischem Amateur die Frage, ob man mittlerweile keine eigene Knete mehr braucht um irgendwas zu kaufen.
Ja klar geht das auch mit Kredit ... aber wer borgt denn der EZB dafür was? Ach, keiner? Die kann die Kohle selbst drucken? Meine Fresse, also wenn unsereins ein paar tausend Tonnen Baumwollpapier zur Bundesdruckerei schaffte, dann könnten wir auch die Anleihen von Italien, Spanien, Griechenland etc kaufen?

Nee, geht nicht? Wieso?

Weil man unsereinem nicht vertrauen könnte und wir damit zu Falschgeld-in-Umlauf-Bringern würden?
Ach, das ist ja blöd. Schade, dass nur die EZB als Notenbank der Eurozone so ein tolles Vertrauen genießt. Die können das natürlich, denn "die Märkte" wissen ja, dass die Währungshüter penibel darauf achten, dass kein Falschgeld im Umlauf gerät. Nee, so eine Währung braucht ja Vertrauen - da kann ja nicht jeder irgendwie "frisches" Geld verteilen wie es ihm grad passt. Sonst ist so ein Geld ja schließlich nix wert, dafür verkauft einem ja keiner mehr was. Wäre ja schrecklich!

Okay, aber wenn die EZB so eine vertrauenswürdige Währungshüterin ist, dass sie jeden Schrott mit selbstgebasteltem Luftgeld aufkaufen kann ... warum zum Geier kaufen die nicht die gesamten Schuldscheine aller Euroländer? Ich meine, hier in der Bunten Republik hat man ja auch diverse angegammelte Wechsel im Keller rumliegen für deren Umrubelung jedes Jahr mehr Zinsen notwendig sind. Das ist doch bescheuert!

Warum soll ich für den ganzen Scheiß ohne Ende Steuern ablatzen, wenn die EZB den Mist den versammelten Gläubigern auch einfach abkaufen kann?

Mein Gott, soll sie die Schuldscheine doch haben. Soll sie sie im Keller verbunkern, die EZB. Am besten alle. All over the world ... Kellerluke auf, und rein den Kram. Jeder Verkäufer kriegt seine Außenstände in voll geilen Euros ausgezahlt, und dann kann er damit mal richtig shoppen gehen. Was kostet die Welt?

Ey, das wäre doch paradiesisch! Die Gläubiger wären auf einen Schlag ihre Sorgen los und schwämmen im Geld. Auf der anderen Seite wären alle plötzlich schuldenfrei und damit auch ihre lästigen Zinsverpflichtungen los.
Na ja, nicht so richtig schuldenfrei. Also bei der EZB hätte man dann natürlich so ein paar Fantastilliarden auf'm Deckel, aber was soll die schon tun?

Wenn du nicht pünktlich zahlst, dann ... dann ... ähm, ... dann schließen wir dich aus dem Euro aus! Öhm ... mal überlegen. Können wir nicht weiter drin bleiben, damit der Euro stark bleibt? Was soll denn das für eine Europa-Währung sein, wenn da wichtige Euroländer ausgeschlossen würde?
Also ... wir würden dann auch versprechen zu sparen. Ab 2020 geht es dann voll los mit Schuldentilgung und Haushaltskonsolidierung und dem ganzen Kram - Indianerehrenwort!

Und wenn du weiter rumzickst, du EZB, dann gehen wir auch einfach so. Alleine! Wirst schon sehen, was du davon hast! Eine Zentralbank ohne Währungsraum ... pah! Das willste nicht wirklich, oder? Also halt einfach die Klappe und vertrau mal schön auf'n Chef. Vaddi macht dat schon.

Ich verstehe echt nicht mehr, wieso die Politkasper da dauernd rumtelefonieren und von einem Gipfel zum anderen jetten. Es ist doch so dermaßen einfach, und Trichet ist doch nun auch echt weichgekocht - also ran an die Buletten! Soll die EZB doch gleich die ganze Welt beruhigen. Nicht kleckern, klotzen!

Und jetzt ehrlich: Ich begreife den ganzen Zirkus echt nicht mehr. Das Ignorieren der Sterblichkeit schützt nicht vorm Tode. Auch Rituale nicht.

Am Rande

Den ganzen Abend über hat mich das Radio mit der Meldung genervt, dass es im KKW Brokdorf einen Zwischenfall gegeben hat, woraufhin das Werk vom Netz genommen wurde.

Ja liebe Radioleute, der Maschinentrafo sorgt dafür, dass der Strom ins Netz eingespeist wird. Und ja, wenn der ausfällt ist Schluss damit. Nein, der hat nichts mit dem radioaktiven Teil zu tun, und auch wenn nur der Betreiber das sagt, ihr braucht wirklich keine Angst zu haben.
Zwischenfall heißt übrigens eigentlich Störung. In diesem Fall "Trafoschutz". Ist auch normal, dass man den Dampferzeuger, in diesem Fall den Reaktor, nach sowas runterfährt. Bleibt locker!

Und wenn der Betreiber jetzt sagt, dass der Trafo aus ungeklärter Ursache ausgefallen ist, dann ist das Technikersprache. Da braucht ihr euch keine Sorgen machen, dass das Ding da jetzt einfach puff gemacht hat und nun keinen Mucks mehr tut, während das Personal ratlos drumrum steht.
Nee, die können bloß noch nicht sagen, was da im Inneren nun genau passiert ist. Was den Schutz ausgelöst hat wissen die schon genau.

Hättet ihr mich gefragt, hätte ich achselzuckend Buchholzschutz ferndiagnostiziert, und vor dem Umdrehen noch gesagt, dass sie mal eine Öl- und Gasanalyse machen sollen.
Aber eigentlich konnte ich das jetzt nur sagen, weil die das schon selbst angekündigt haben. Gebe ich ja zu. Ja, da habe ich jetzt Ahnung vorgetäuscht. Sorry.

Ist aber wirklich so, dass, wenn der Trafo ausfällt und die danach Öl und Gas analysieren wollen, es mit ziemlicher Sicherheit das olle, bewährte Buchholzrelais war. Da hat dann nämlich was gebritzelt wo nix britzeln sollte, und ein bissl vom Trafoöl (Ja, da ist Öl drin. Im Gegensatz zu Glasflaschen, ihr Ökos.) hat sich zersetzt. Da entstehen dann chemische Verbindungen auch in Gasform, die man analysieren kann um den Schaden einzugrenzen.

Also hier noch ein kostenloser Beitrag zur Volksbildung von Radioschaffenden:

- Stromstarke Entladungen bilden Azetylen und Wasserstoff
- Energieschwache Entladungen bilden Wasserstoff und Methan
- Ölüberhitzungen bilden Wasserstoff und leichte Kohlenwasserstoffe
- Überhitzungen der Isolierung bilden Kohlenoxide und Kohlenwasserstoffe

Bitteschön. Euer fürsorglicher Calimero

Sonntag, 7. August 2011

Wo sind all die Fachkräfte hin, wo sind sie geblie-hie-ben?

Unter der Meta-Überschrift "Die verbildete Republik" hat Gerd Held auf Welt Online einen Artikel veröffentlicht in dem er die fehlende Lust an "harten Fächern", am "sich anstrengen wollen" kritisiert, und für den hierzulande herrschenden Mangel an naturwissenschaftlich-technischen Berufseinsteigern verantwortlich macht.

Da wird er schon in Teilen Recht haben. Ich finde es, soweit ich das von außen beurteilen kann, auch befremdlich, wie Schule immer mehr zur Bildungsanstalt für beliebigen Durchlauf mutiert. Wichtig scheint mir für Schulen und Bildungspolitiker vor allem zu sein, dass möglichst viele Schüler irgendwie durchgeschleust und mit einem nominell hochwertigen Abgangszeugnis versehen werden. Quotenerfüllung soll Qualität suggerieren, und mit einem mehr an Abiturienten und Studenten beweist sich die Bildungsbürokratie, dass sie ihren Teil zur Wissensgesellschaft beiträgt. Nur kommen die erwachsen gewordenen Ergebnisse des Politikfelds Bildung nicht dort an, wo man sie gebrauchen könnte.

Held konstatiert :
Es gibt also nicht zu wenig Bildung, sondern offenbar die falsche Bildung. 
und
Der wachsende Komplex „Kultur und Soziales“ passt eher zu jener betreuten Erlebnisgesellschaft, die inzwischen auch die CDU/CSU für die höchste aller Gesellschaftsformen hält.
Zettel ergänzt das  in seinem Raum noch durch die Feststellung, dass naturwissenschaftlich-technische Berufe in unserer Gesellschaft nicht mehr den idellen Stellenwert haben, der ihnen aus Sicht der Wertschöpfung gebührt. Zitat:
Physik? Igitt, das hat doch mit Atomen zu tun. Chemie? Ist schlecht in Lebensmitteln, bläst Gifte in die Luft. Mathematik? Versteht kein normaler Mensch.
und
Gut ist sanfte Energie, ist das leichte Essen, ist die Theologie der Nettigkeit, wie Margot Käßmann sie perfekt personifiziert; gut ist ist das Schonende, das Gefühlvolle, das Intuitive und das Bauchgefühl. Schlecht ist das Harte, das Verkopfte, die "kalte Technik", der "gefühllose Umgang mit der Natur".
Auch das kann ich so unterschreiben. Aber auch wenn unsere Staatsbildungsfabriken, die Politik und der Kultursektor sich immer mehr in der Huldigung des Sanften, des Öko- und Biologischen, sowie des Sozialen ergehen, sehe ich keinen Run auf den Beruf des Försters, des Schäfers oder des Landschaftsgärtners. Klar, es strömen mehr Mädchen in nun akademische Sozialberufe, wählen die Biologie, das Lehramt, oder sie wollen Tierärztin werden. Aber wo bleiben da die Jungs?

Männer und Technik gehören doch immer noch zusammen denke ich, aber kann es sein, dass nur die Art der präferierten "Meisterschaft" sich etwas gewandelt hat? Nicht mehr die Erhebung über die Natur, sondern eher die Technik der Macht über Daten, Geld und Menschen als erstrebenswertes Ziel?
Welche Bedeutung haben denn Politikwissenschaften, BWL, VWL, Journalismus, Public Relations und Mediendesign außer der Machterlangung über Menschen und deren Handlungen?

Okay, aber das nur am Rande. Die Ausgangsfrage war ja die, warum sich junge Leute nach der Schule nicht in den benötigten Größenordnungen für die MINT-Fächer entscheiden, obwohl doch gerade dort Fachkräftemangel herrscht, und diese Jobs auch nicht gerade schlecht bezahlt werden.

Gerd Held und Zettel haben ja schon beschrieben, was bildungsmäßig und gesellschaftlich bei uns schief, oder vielmehr nicht wie eigentlich gewünscht läuft. Ich möchte aber noch auf etwas anderes, viel näherliegendes hinweisen.

Es fehlt eventuell ganz einfach an entsprechenden Vorbildern.

Als Schulabgänger steht man ja das erste Mal in seinem Leben vor einer Entscheidung, die einen aus der gewohnten Herde herauslöst. Man muss für sich selbst einen Weg suchen, der den eigenen Fähigkeiten entspricht, der einen dorthin führen soll wo man später im Leben mal stehen möchte, der einen zwangsläufig von den bisherigen Schul- und Spielkameraden absentieren wird.
Man muss sich einen Weg suchen, klar - aber welchen?

Es ist zu entscheiden wie bequem der Weg sein soll, wie lohnend das Ziel erscheint, und vor allem, wie weit man sich damit vom bisher Bekannten entfernen möchte. Eine Frage der Orientierung also.
Und, wer gibt einem diese Orientierung?
Medien, Bildung und öffentliche Aufmerksamkeit natürlich. Klar, was ständig im Gerede ist, davon meint man am meisten zu wissen. Aber um wie viel wichtiger ist da doch das eigene Umfeld? Die Leute die man kennt? Eltern, Familie, ältere Freunde, Nachbarn vielleicht?

Der häufigste Berufswunsch bei Ghettokids soll ja Türsteher, Rapper oder Hartz IV sein. Ich selbst bin im Kraftwerk gelandet, weil ich bis zum zehnten Lebensjahr in einem Kraftwerksstandort gelebt habe und in meiner Familie viele in der Energiebranche gearbeitet haben. Da hatte ich ein Ziel, welches meinem Technikinteresse entgegenkam, und von dem ich schon einiges an Interessantem in Gesprächen aufgeschnappt hatte.
Bis zum Schulabschluss lebte ich dann "auf dem Lande", und, oh Wunder, die meisten meiner Schulkameraden dort zog es danach in landwirtschaftliche und handwerkliche Berufe.

Also, - kann es nicht einfach sein, dass der Mangel an naturwissenschaftlich-technisch sich betätigenden Vorbildern im Umfeld der Heranwachsenden Schuld daran ist, dass junge Menschen nicht mehr so häufig diesen Weg einschlagen? Ganz einfach weil dieser Abzweig relativ unbeleuchtet erscheint, während andere mit medialen Flakscheinwerfern bestrahlt werden?

Dazu kommt noch, dass jeder orientierungslose Jugendliche mit entsprechendem Abiturzeugnis, das Angenehme seine Schulzeit mittels eines Irgendwas-Studiums einfach noch um ein paar Jährchen verlängern kann. Dies dann auch noch mit dem Vorteil der nunmehr erlangten Volljährigkeit.
Lustig scheint das Studentenleben, vor allem auch im Gegensatz zum Ausbildungsberuf, der einen doch "nur" zum Facharbeiter macht.

Mich würde mal interessieren wieviele Leser mit einem MINT-Abschluss, oder einem technischen Beruf sich auch an Vorbildern aus dem persönlichen Umfeld orientiert haben.

Montag, 1. August 2011

Schäubléagols Schatz

Und wieder schlägt Wolfgang Schäuble zu. Nachdem er schon mit dem schönen Vorschlag brillierte, dass Griechenland sich durch Solarstromexporte nach Deutschland finanziell sanieren solle, und er vor kurzem erst feststellte, dass die Pleiteländer doch Teile ihrer souveränen Hoheitsrechte an die EU abtreten sollen, kommt er jetzt mit etwas neuem aus der Deckung.

Schäuble ist derzeit definitiv der Kistenteufel der bundesrepublikanischen Regentschaft. Ich weiß nicht, ob Angela Merkel ihn ab und zu ins Rampenlicht schiebt um die darauf folgenden Reaktionen zu testen, bzw ihre eigenen Worte und Taten anschließend als nicht "so weitgehend" zu präsentieren, oder ob er aus eigenem Antrieb handelt. So als Pfadfinder des Schreckens, als Gollum der schwarz-gelben Regierungshobbits. Schäubléagols EU-Superstaat als "Ring, sie zu knechten" ... gar keine so keine abwegige Vorstellung.

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung machte er nun endgültig klar, was er von nationalstaatlicher Souveränität der Euro-Länder, und von "den Märkten" als Feinden der Politik so hält. Nämlich gar nichts:

Kein Land darf den Euro verlassen, warnt Finanzminister Wolfgang Schäuble. Sonst wäre die Macht der Märkte über die Politik grenzenlos.

Oha, die Eurozone als Trutzburg. Alles hinter die Mauern, alles hört auf ein Kommando! Wenn wir uns schön zusammenkuscheln, können uns "die Märkte" nichts mehr anhaben!
Die Frage muss erlaubt sein, wieso die Politik sich eigentlich von den Märkten abhängig gemacht hat. So als finanzieller Selbstversorger mit dem auskommen was man selbst erwirtschaftet hat, bzw eigentlich mit dem, was die Untertanen so erwirtschafteten - das ging ja anscheinend auch nicht. Und nun hat man sich so dermaßen verschuldet, dass die Forderungen der Märkte richtig wehtun.
Die Lösung: Wir verrammeln die Tore, bemannen die Zinnen, und helfen uns ab jetzt gegenseitig. Klar doch.

Jeder Festungsbäcker legt schonmal drei Brote in die allgemeine Vorratskammer. Brote, die er in den nächsten Monaten ganz bestimmt backen wird.Dafür bekommt er dann in drei Jahre auch ein Paar Sandalen vom Schuster, der schon jetzt kein Leder mehr hat.
Wenn wir zusammenstehen sollen die Märkte doch mal kommen ... die brauchen wir nicht. Haben doch alles im Griff.

Echt jetzt? - fragt die FAS:

FAS: Herr Schäuble, haben wir vor zehn Tagen den letzten Krisengipfel zur Rettung des Euro erlebt?


Das letzte Treffen zum Euro sicher nicht. Aber so dramatisch war das doch gar nicht letzte Woche!
Nö, gar nicht. Alles kein Ding, meinte Schäuble gestern. Heute allerdings liest man im Handelsblatt folgendes:
Kaum hat die EU das Rettungspaket 2.0 für Griechenland beschlossen, denken Politiker über eine weitere Aufstockung der Euro-Hilfen nach: Es gibt immer weniger Einzahler - weil weitere Staaten wackeln.
Na, müssen die Bäcker jetzt noch mehr virtuelle Brote einlagern? Damit die Selbstversorgung der Euro-Verteidiger nicht stockt? Ja, ihr werdet sie schon besiegen, diese blöden Angreifer. Politik kann schließlich alles.

Schäuble schaut darum schonmal in die Zukunft:

FAS: Wenn wir in die fernere Zukunft schauen: Wie sieht Ihr Leitbild von Europa aus?


Ich sehe ein starkes und stärker geeintes Europa. (Genau, wir sind ja schon auf dem besten Weg zu Stärke und Einigung.) Natürlich können wir nicht alles von heute auf morgen verwirklichen. Der Souverän, also die Bevölkerung, muss bereit sein, Kompetenzen der Nationalstaaten an die Europäischen Institutionen abzugeben. (Ärgert sich der Souverän nicht schon genug mit den wenigstens theoretisch abwählbaren Protagonisten seiner nationalen Regierungen herum? Welche Verbesserungen wären denn da wohl durch demokratisch nicht legitimierte Zentralbürokratie-Herrscher zu erwarten?) Solange es keine europäische Öffentlichkeit gibt, solange es für die Bevölkerungen viel wichtiger ist, wer in den einzelnen Mitgliedstaaten regiert, können wir beispielsweise die Finanzpolitik nicht einfach auf Europa übertragen. (Welche Finanzpolitik? Die griechische, spanische oder französische? Oder muss es die deutsche sein, weil unter den Blinden ja der Einäugige König ist?)*
*Hervorgehobene Einschübe sind aus meiner Feder


FAS: Wie wollen Sie das ändern?


Ich wünsche mir die Direktwahl eines europäischen Präsidenten. Dann werden wir schon bei der ersten Wiederwahl ein sehr viel stärkeres europäisches Bewusstsein haben.
Hey, das ist ja toll! Grandios! Ein europäischer Präsident muss her. Warum kein König, Kaiser oder Bürgermeister? Oder vielleicht lieber ein Generalsekretär des Zentralkommitees der EEPdEUdSSR?
Ein europäischer Ban Ki Moon, als legitimer Nachfolger, und in der Tradition eines Herman van Rompuy?

Wow! Na da warten wir ja alle drauf. Ein europäischer Bewusstseinsverstärker in der Person irgendeines Politkaspers, dessen Reden und Aussagen ca 90 Prozent seines Wahlvolkes nur per Übersetzer verstehen werden. Einer, den, wie die diversen UNO-Grüßauguste, jeweils vor und nach seiner Amtszeit kein Schwein kennt.
Na, da werden die Mauern der europäischen Festung ja vibrieren vor Freude.

Jetzt frage ich mich aber, wer den wählen soll. Das europäische Volk, welches es nicht gibt? Aus welchem Land könnte der überhaupt kommen? Aus einem jetzt schon als zu mächtig angesehenen Land wie Deutschland wohl kaum. Wieder ein Franzose? Ein Luxemburger, oder Belgier?
Hätte Václav Klaus eine Chance, Nigel Farage, oder gar Geert Wilders?

Nö, ich denke es würde auf die Wahl zwischen fünf Unbekannten aus der europäischen Politiker-Ablagehalle hinauslaufen. Zwei Frauen, drei Männer; kommunistisch, grün, sozialdemokratisch, "konservativ" und parteiliberal. Das ganze so ein bissl gleichmäßig über die Klein- und Mittelstaaten verstreuselt, und am Ende steht der "Sieger" mit 4,27 Prozent Zustimmung der versammelten Festungsbewohner fest.

Es würde (wie immer) ein Egalwer.

Schäuble, geh in Rente. Du hattest deine Zeit.