Freitag, 25. November 2011

Ich freu' mich!

Heute morgen gegen 04:50 Uhr hat der dem Blog beiligende Zähler aus dem Google-Inventar zum 100.000sten Mal Klick gemacht. Wow!

Als ich im Januar hiermit begonnen habe, hätte ich das niemals für möglich gehalten. Denn ... auch wenn die 100.000 nur eine zehntausendstel Milliarde sind, und wir mittlerweile täglich mit ganz andere Zahlen konfrontiert werden, sind sie für mein kleines Blögchen und seinen damit absolutes Neuland betretenden Betreiber doch eine ganze Menge!

Auch wenn die anderen beiden Zähler, die ich später gestartet habe, ein bissl konservativer rechnen (keine Ahnung was die alle anders machen), nehme ich die 100k von Blogger.com als schönen Anlass zum Danke sagen.

Also herzlichen Dank allen meinen Lesern. Ich hoffe, euch bisher gut unterhalten zu haben, und werde mir Mühe geben das auch weiterhin zu tun. Mir macht's jedenfalls immer noch viel Freude. Und ... vielleicht werde ich so in zehn Jahren noch ein (Klick-)Millionär. :o)


Mit den allerbesten Grüßen ... Calimero

Montag, 21. November 2011

Gerade noch mal gut gegangen

Jetzt muss ich Herrn Schäuble nach der Kritik des letzten Artikels schon wieder in Schutz nehmen. Er hat sich nämlich durchgesetzt. Irgendwie im Interesse seines Landes, gegen eine europäische Politinstitution. Wow!

Er hat das hinbekommen, weil er bei der demokratisch nicht legitimierten Bürokraten-Auffanganstalt EU-Kommission durchsetzen konnte, dass ein Gesetz des nur halbabsurd semidemokratischen EU-Parlaments nicht angewandt wird. Hä?

Ja nun ... ehrlich gesagt habe ich mich in der letzten Zeit nicht ein einziges Mal gefragt, was denn das EU-Parlament zur Überwindung des europäischen Verschuldungsdesasters beitragen würde. In meiner Wahrnehmung beschränkt sich dieser Laden auf Silvana Koch-Mehrins Eskapaden, auf den blasenquatschenden Unsympathen Martin Schulz (der Kapo), und vor allem auf den unterhaltsamen Nigel Farage, der den Europaratspräsidenten Herman van Rompuy schon mal einen nassen Lappen nennt.

Heute klärt mich Welt online allerdings darüber auf, dass das EU-Parlament doch eine stabilisierende Maßnahme beschlossen hat. Sein bisher einziger Output dazu.
Das Europarlament ist stolz auf den verschärften Stabilitätspakt, die erste Maßnahme in der Euro-Krise, die sein Schoß gebar und nicht einer der Gipfel der Regierungschefs.
So, und wie soll dieser Pakt nun aussehen?

Wenn ein EU-Land einen zu hohen Leistungsbilanzüberschuss zu verzeichnen hat, soll es Strafen zahlen.
Wie bitte? Es sind doch gerade die letzten Länder mit solchen Überschüssen, die noch halbwegs Vertrauen am Finanzmarkt genießen, also genau die, an deren Triple-A Rating der bisher ausgebrütete Rettungs-Unsinn hängt. Warum das denn?
Die Maßnahmen sollen Ungleichgewichte in der Wirtschaftskraft mildern, so die Idee hinter dem Gesetzestext, den das Europaparlament beschlossen und den sein Präsident Jerzy Buzek am Mittwoch dieser Woche unterzeichnet hat. Deutschland soll seinen Wohlstand nicht mit dem Export von Waren erwirtschaften, für den andere Länder sich verschulden müssen, um ihn sich leisten zu können.
Äh ... ja, klar. Deutschland macht sich satt, indem es seine Nachbarn dazu zwingt sich zu verschulden. Böses D! Dafür sollst du zahlen! Wie übrigens auch Luxemburg, Finnland und die Niederlande. Ihr seid unsozial, ungerecht und verdient am Elend anderer. Parasiten!

Anders ausgedrückt klammert sich eine Horde Ertrinkender an die letzten Schwimmer, die sich noch mittels Schwimmflügeln über Wasser halten können. Aber weil das ungerecht ist, sollen sie daraus noch etwas Luft ablassen (wahrscheinlich in die Lungen der umgebenden panischen Wassertreter), damit sich auf diese Weise die Chancen aller verbessern.

Ob es jetzt ein so doll tragfähiges Geschäftsmodell ist, seine Exporte via Kreditvergabe quasi selbst zu bezahlen, lasse ich mal dahingestellt. Es geht hier trotzdem um bestehende Leistungsfähigkeit, die das EU-Parlament bestrafen möchte. Und dagegen hat sich Schäuble nun erfolgreich gewehrt.

Er hat sich dazu an die Kommission gewandt, also an den anscheinend einzig relevanten Player auf europäischer Ebene ... und schon ist die Sache aus der Welt. Bezeichnend, oder?

Bezeichnend ist auch, dass ich Schäuble und Kommission schon lobend erwähnen muss, wenn sie nur etwas tun, dass mal nicht total unsinnig ist. Gestern noch irritierte mich Schäuble mit seinem Ruf nach einer "neuen Ordnung", und belustigte mich die Kommission mit ihrem Verbot Wasser mit seiner dehydrierungsverhindernden Wirkung zu bewerben, wie sie mich schon früher mit ihrer merkwürdigen Art der Bürgerbeteiligung aufregte.

Heute darf ich erfahren, dass die europäische Verwaltungstätigkeit wieder teurer wird, und ich frage mich ernsthaft wofür man diesen ganzen Zirkus eigentlich braucht.
Nun steht der Buchstabe des Gesetzes gegen eine Erklärung der Kommission, der Exekutive des vereinten Europa. Was hat mehr Gewicht? Diese Frage stellt Buzek ungewöhnlich deutlich. "Die Kommission sollte keine Erklärungen abgeben, die als Einschränkung der Umsetzung ... interpretiert werden könnten", erklärte er im Plenum. Eine scharfe Rüge.
(Miss-)Management by Basar? Wofür sind diese ganzen Politiker-ABM eigentlich gut, wenn ihr einziger Vorteil darin besteht, dass sich auch mal Zwangskoalitionen der einen, gegen Schwachsinn der anderen durchsetzen können?

Braucht die irgendwer, außer sie sich selbst?

Sonntag, 20. November 2011

Schäuble baut die Ordnung um


Quelle: Infokriegernews, via: Rott&Meyer

Transkription, falls der Film verschütt' gehen sollte:

O-Ton: Wolfgang Schäuble

"Die Kritiker, die meinen, man müsse eine Konkurrenz zwischen allen Politikbereichen haben, die gehen ja in Wahrheit von dem Regelungsmonopol des Nationalstaates aus. Das war die alte Ordnung, die dem Völkerrecht noch zugrunde liegt, mit dem Begriff der Souveränität, die in Europa längst ad absurdum geführt worden ist, spätestens in den zwei Weltkriegen der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts.
Und wir in Deutschland sind seit dem 8.Mai 1945 zu keinem Zeitpunkt mehr voll souverän gewesen."
-snip-
"Und deswegen ist der Versuch, in der europäischen Einigung eine neue Form von governance zu schaffen, - wo eben es nicht eine Ebene, die für alles zuständig ist, und die dann im Zweifel durch, ... durch völkerrechtliche Verträge bestimmte Dinge auf andere überträgt, - nach meiner festen Überzeugung für das 21.Jahrhundert ein sehr viel zukunftsweisenderer Ansatz, als der Rückfall in die Regelungsmonopolstellung des klassischen Nationalstaates vergangener Jahrhunderte."
-snip-
"Ich möchte ihnen ganz klar sagen, dass ich ziemlich überzeugt bin, dass wir in einer Zeit von weniger als 24 Monaten in der Lage sind, und in der Lage sein werden, dass europäische Regelwerk so zu verändern. Wir brauchen nur das Protokoll Numero 14 (wer es nachlesen möchte ... im allgemeinen, im Lissabon-Vertrag), so aufzubauen dass wir daraus die Grundzüge einer Fiskalunion für die Euro-Zone schaffen."
-snip-
"Sobald wir die Euro-Krise gelöst haben, also jetzt nach dieser Rede (Gelächter), werden die Vereinigten Staaten von Amerika sehr viel stärker im Fokus der Nervosität der Finanzmärkte sein. Die Wette würde ich halten."
Kommentar:  Nationalstaaten mit ihrem Regelungsmonopol und der Begriff der Souveränität (der Völker?) sind laut Schäuble also absurde Artefakte einer "alten Ordnung". Überholter Kappes. Braucht man nicht, gibt besseres.


Auch wir Deutschen sollen seit '45 ja zu keinem Zeitpunkt voll souverän gewesen sein. Also auch jetzt nicht? Komisch. Ich dachte eigentlich, dass die BRD mit dem 2+4 Vertrag wieder ein souveräner Staat geworden wäre, und anderslautende Aussagen nur von Konspirationisten kommen können.
Hm, wer ist denn dann hierzulande der Typ mit dem letzten Wort?

Artikel 20

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
Doch nicht? 
Bastelt da gerade eine Politikerclique, die sich ständig selbst über Parteilisten in die Parlamente holt, an einem europäischen Superstaat, dessen Bewohner nur noch dafür da sind ein ansprechendes BIP zu erwirtschaften um Steuern zu bezahlen?
Ich habe bewusst Bewohner geschrieben, denn Bevölkerung, Völker, gar Volk scheinen ja Begriffe der "alten Ordnung" zu sein. Die hatten manchmal ja noch was zu sagen - Bewohner nicht.
Ganz ehrlich, ich weiß nicht, was ich von Schäubles Redeschnipseln halten soll. Will der jetzt, dass Deutschland in einer großen Euro-Union aufgeht, weil es selbst eh nicht souverän ist? So nach dem Motto: Dann lieber in einer Masse untergehen, als ständig der Außenseiter sein? Oder haben die europäischen Nachbarn zu Recht die Befürchtung, dass Deutschland sich wieder einmal Europa untertan machen will?
Die Völker (noch gibt es sie ja) wollen diesen Super-Bürokratenstaat nicht, soviel ist klar. Die klammen Länder wollen zwar gern, dass jemand ihre Rechnungen zahlt, aber von denen kujonieren lassen wollen sie sich bestimmt nicht. Und die Zahlervölker möchten sich nicht für andere noch mehr verschulden. Nichtmal reinregieren wollen sie irgendwem. Die sollen ruhig mal selbst machen.
Also was soll das? Hat irgendjemand Schäuble Prokura gegeben, auf dass er Europa umgestalten soll? Damit der Fokus der Finanzmärkte sich auf die USA richten möge?
Normalerweise würde ich schließen mit einem "Der spinnt doch!". Mittlerweile bin ich mir aber darüber nicht mehr so sicher. Entweder läuft hier gerade ein ganz gefährliches Spiel ab, und man möchte eine "neue Ordnung" von oben installieren, oder ich habe ihn einfach nur nicht richtig verstanden. Kann ja auch sein.

Dienstag, 15. November 2011

Expropriiert die Expropriateure!

An einer Reichenabgabe führt kein Weg vorbei. Die einzig dauerhaft Wohlstand schaffende Anlage ist in dieser Zeit die Investition in öffentliche Güter.
Das meint jedenfalls Boris Palmer, seinerseits grüner OB in Tübingen, sowie seine Gattin Franziska Brantner, ihres Zeichens Abgeordnete des EU-Parlaments.

Die "Reichen" sollen dem Staat was abgeben, weil dieser sich bis über die Halskrause verschuldet hat, und immer weiter verschuldet. Hier wird also in zwei Parteien unterschieden, wobei die eine über ihre Verhältnisse lebte (und lebt), während die andere Vermögen anhäufen konnte.
Da nun aber die vermögende Gruppe nach Ansicht der Artikelschreiber eine Teilmenge des verschuldeten Konstrukts darstellt, wäre es einfach, recht und billig, wenn diese einen Teil ihres "überflüssigen Vermögens" an die übergeordnete Struktur übergibt, so dass diese wieder schuldenfrei würde.

Die grüne Logik dabei ist, dass das Vermögen ja nur dadurch entstehen konnte, weil "die Reichen" zwar die vermeintlichen Segnungen "des Staates" nutzen, aber ihren Vermögenszuwachs nicht angemessen mit diesem Staat teilen müssen. Dadurch entsteht beim Staat ein strukturelles Minus, weil der sich ja um alles kümmern muss, während die Vermögenden privat ein sattes Plus verbuchen können, welches sie nicht teilen müssen. Das ist ja sooo ungerecht!

Lustigerweise meint das Autorenduo, dass gerade die Investition in öffentliche Güter einen dauerhaften Wohlstand schaffen könnte, obwohl der jetzt schon permanent in den Staatshaushalt fließende Geldstrom dies  anscheinend nicht vermocht hat. Trotz jährlich wachsenden Einnahmen des Staates, plus dessen ebenso jährlicher Neuverschuldung bleibt die Rendite, die hier ja wohl der nicht weiter definierte "Wohlstand" sein soll, negativ.

Ich würde ja mal sagen, dass eine Organisation die chronisch defizitär arbeitet, und ihrem Renditeziel "Wohlstand" anscheinend niemals näher kommt, nicht gerade ein lohnendes Investment darstellt. Da wundert es also nicht, dass sich auf freiwilliger Basis niemand daran beteiligen möchte.

Es gibt ja, grob gesagt, zwei Arten von Investments. Einmal kann man sein Geld verleihen, und lässt sich für den temporären Verzicht darauf angemessen entschädigen. Man verlangt Zinsen.
Auf diese Art beschafft sich Vater Staat ja auch einige Milliarden jährlich, also wird dort schon investiert.

Die zweite Möglichkeit wäre die, dass man sich mit eigenem Kapital an einer Unternehmung beteiligt, und dafür dann an deren Überschüssen beteiligt wird. Das muss ja nun kein Überschuss in Geld sein, sondern er kann auch aus anderen, auch immateriellen Gütern bestehen.

Sowas schwebt dem grünen Pärchen also vor, auch wenn sie schreiben, dass "die Reichen" ja Teile ihres Vermögens dem Staat borgen sollten. Geborgtes muss ja nun aber auch zurückgezahlt werden, also brächte das dem Staat keinen wirklichen Befreiungsschlag - man ächzt ja jetzt schon unter der bestehenden Schuldenlast.

Nee, gewollt ist eine Beteiligung ohne jegliche Gewinnerwartung. Quasi ein Geldgeschenk, das als Zukunftsinvestition gepriesen wird, aber keinerlei Ansprüche und auch keinerlei Mitspracherecht beinhaltet.
Da steht man als Staat also über Jahre knietief im Dispo und zeigt keinerlei Anzeichen, dass sich da jemals etwas dran ändern wird. Aber man will nun vom "reichen Onkel" Kohle haben, mit dem Versprechen, dass man diesen Onkel dann aber bestimmt irgendwann ganz stolz und zufrieden machen würde. Irgendwie.

Bekloppt.

Bekloppt sind Individuen im Allgemeinen aber nicht, wenn es um ihr Erspartes geht. Schließlich hat man selbst in der Vergangenheit darauf verzichtet, seine Einkünfte sofort auf den Kopf zu hauen und zu verkonsumieren. Vielleicht ist man auch Risiken eingegangen und hat einen Teil seiner Einkünfte intelligent investiert, so dass sie jetzt Früchte tragen. Warum sollte man sein Geld nun einem offensichtlichen Geldverschwender anvertrauen, wenn man von vornherein weiß, dass man es nie wieder sehen wird?

Dass sowas auf freiwilliger Basis nicht allzuviele Menschen machen würden, ist auch dem Politikerpärchen klar. Deswegen wollen sie ja eine Zwangsabgabe.
Man meint, dass man bei "den Deutschen" gut was abzwacken könnte, denn die haben ja angeblich 10 Billionen Euro auf der hohen Kante.
Die privaten Vermögen in Deutschland sind allerdings im Jahr 2010 ebenfalls auf einen Rekordstand von über zehn Billionen Euro angestiegen, davon je etwa die Hälfte in Form von Geldvermögen und Sachwerten wie Immobilien. Allein der Anstieg der Vermögen zwischen 2000 und 2010 ist mit 1,7 Billionen Euro so groß wie die gesamte Bundesschuld.
Okay, die Hälfte davon ist in Sachwerte investiert, müsste also erst einmal verkauft werden. Abgesehen davon, dass dafür ja dann auch Käufer gefunden werden müssten, die noch etwas übrig haben wenn der Staat sie auch zur Kasse gebeten hat, muss man wohl nicht befürchten, dass diese Werte flüssig gemacht werden müssen. Naja, eine Zwangshypothek auf Oma ihr klein Häuschen vielleicht, aber das wird man so natürlich nicht plakatieren.

Es bleiben also die ungeheuerlichen angeblich knapp 5 Billionen Euro Geldvermögen, die Begehrlichkeiten wecken. Nur werden diese wohl kaum mehrheitlich auf Girokonten in Cash verfügbar sein, sondern z.B. in Aktien, Festgeldkonten, Lebensversicherungen und ... Staatsanleihen geparkt sein.

Okay, dann lauft mal los ihr reichen Deutschen. Löst eure Konten auf, schmeißt eure Aktien auf den Markt und verkloppt z.B. all eure italienischen, französischen und deutschen Staatsanleihen. Überweisen könnt ihr die Kohle dann hierhin:

Bankverbindung zum Spenden an den Bund
Kontoinhaber: Bundeskasse Halle
Kontonummer: 860 01 040
Bankleitzahl: 86 000 000
Kontoführendes Institut: Bundesbank Leipzig
Verwendungszweck: Einzahlung zur Schuldentilgung für Bundesministerium der Finanzen

Na, das würde aber allgemeinen Jubel auslösen, oder?


Aber, wer sind denn eigentlich diese "reichen Deutschen"?
 Wir haben der vermögenden Hälfte der Bevölkerung erlaubt, über ihre Verhältnisse zu leben, indem sie auf ihren Konten mehr Euro verbuchen durfte, als Werte geschaffen wurden.
Aha? Die "vermögende Hälfte"? Man stelle sich mal in eine beliebige Menschenmenge, und frage wieviele sich davon als "vermögend" bezeichnen würden. Ich schätze mal, dass es nicht sehr viele sein werden. Guck an, da  sind also viele reich und wissen gar nichts davon.

Das werden sie aber erfahren, wenn es nach den gut abgesicherten grünen Sozialistenführern geht. Man muss sich nicht als vermögend fühlen, es reicht schon, wenn Umverteilungspolitiker wie Palmer und Brantner der Ansicht sind, dass man "über seine Verhältnisse lebt". Die Grenze bis zu der "die einem zustehenden Verhältnisse" noch akzeptabel sind, möchte unser Totalitaristenduo wahrscheinlich von "Experten" festlegen lassen. Jedem den doppelten Hartz IV Satz zugestehen, alles darüber ist unsozial. Das muss dann dem Staat zur verantwortungsvollen Umverteilung überantwortet werden.

Halleluja!

Aber okay, das Land liegt ja auch in Schutt und Asche. Millionen haben kein Dach über dem Kopf mehr, und es ist purer Zufall, dass ein paar (also die Hälfte) der hier Lebenden das Glück haben noch über Ersparnisse zu verfügen. Deshalb muss ein neuer Lastenausgleich her:
Vermögensabgabe. Das klingt nach Sozialneid. Oder Marxismus. Doch das war schon anders. Nach dem Krieg war es offensichtlich, dass Glück und Unglück darüber entschieden hatten, wer noch ein Haus besaß und wer eine zerbombte Ruine. Das Lastenausgleichsgesetz sollte dies korrigieren.Die Hälfte der größeren Vermögen in Deutschland wurde bis in die 60er-Jahre durch eine Sondersteuer eingezogen. Nicht trotz, sondern dank dieser Entscheidung erlebte Deutschland sein Wirtschaftswunder. Es kann also Situationen geben, in denen Eingriffe in das Eigentum und das Vermögen von Individuen durch Grundgesetz und Demokratie gerechtfertigt sind
Schöne neue, alte Welt! Es ist zwar nicht mehr offensichtlich, dass staatliche Eingriffe ins Eigentum notwendig sind, aber es ist trotzdem wieder an der Zeit - meinen ja nicht nur Palmer/Brantner, sondern auch genügend andere Linke.
Für eine Vermögensabgabe spricht aktuell nicht eine Linderung der Härten des Schicksals, auch keine ideologische Umverteilung, sondern die Wohlfahrt aller.
Die Wohlfahrt aller. Na klar. War es nicht das nie erreichbare Sisyphos-Ziel der allgemeinen Wohlfahrt, das die Staaten ins strukturelle Defizit trieb? Immer mehr Steuergeld in immer mehr Transfersysteme pumpen, Wähler mit Fürsorgeversprechen kaufen, und damit immer mehr Menschen aus der eigenverantwortlichen Lebensführung zu entlassen, trägt ja entscheidend dazu bei, dass das bürokratische Monster Staat nie wirklich satt wird.
Und die von der Wohlfahrt lebenden Menschen haben so weder Chance noch Antrieb selbst etwas zu sparen, was die Spirale natürlich weiterdrehen lässt.
In diesen geldvernichtenden Interventionsstrudel soll nun also noch mehr bisher produktives Kapital von eigenverantwortlichen Individuen zwangsabgesaugt werden?

Die beiden Autoren haben offensichtlich 'ne Meise, entsprechen damit aber dem linksgedrehten Zeitgeist. Erst wenn alle arm sind und vom Staate abhängig, dann wird die soziale Gleichheit verwirklicht sein. Dann gibt es nur noch den allwissenden staatlichen Planer, der festlegt, welche individuellen "Verhältnisse " angemessen sind.
Erst dann, wenn alle Eigeninitiative verpönt, jedes Gewinnstreben verachtet, jede Sparanstrengung als unsoziale "Kapitalakkumulation" unterbunden sein wird, dann kann das Monster Sozialstaat sich daran machen, die noch bestehenden letzten Reserven der Vergangenheit zu verfrühstücken.

Und dann, wenn wieder einmal alles zusammengebrochen ist und die Sündenböcke abgeurteilt wurden, erst dann kann aus der sozialfabrizierten Asche wieder Neues entstehen.

Sie merken es nicht. Keiner.

P.S. Das Ehepaar Palmer/Brantner verdient mit einem OB einer Stadt mit über 50000 Einwohnern und einer EU-Parlamentarierin mindestens 15000 Euro im Monat, wobei noch diverse Niedrigsteuer- und Vergünstigungsleckeris dazu kommen.

Mir zumindest ist Sozialneid fremd, und ich will jetzt gar nicht, dass sie davon irgendetwas abgeben sollen. Sie werden sich die Kohle schon redlich verdienen.
Aber die Frage muss erlaubt sein, wieso sie und all die anderen verbeamteten, angestellten und gewählten Steuergeldempfänger überhaupt so viel verdienen wollen? Schließlich entziehen sie damit dem großen, guten und verantwortungsvollen Wohlfahrtsgaranten Staat doch direkt einiges an dringend benötigtem Geld.

Sind solche Entnahmen aus der Staatskasse für Einzelpersonen denn überhaupt angemessen?


Nachtrag: Natürlich ist nicht alles frei rumfliegende Geld auch produktiv. Aber das ist nun wieder die Schuld des staatlich so gewünschten inflationären Papiergeldsystems, und die Baustelle möchte ich als Laie lieber nicht aufmachen.

Sonntag, 13. November 2011

Neue Kraftwerksinnereien

Zur Abwechslung gibt es heut mal nix zu meckern, sondern wieder mal etwas Berufliches.

Habs lange faulpelzig vor mir her geschoben, aber da es schon ungeduldige Nachfragen gab - hier ein neuer Teil meiner Kraftwerksinnereien

Mit Dank für das Interesse, und besten Grüßen ... Calimero


Mittwoch, 9. November 2011

Quo vadis Europa?

Welchen Weg wird Europa gehen? Wohin muss es sich entwickeln, wenn es Bestand haben soll? Gefährdet die derzeitige Uneinigkeit im Politikbetrieb und die Renitenz mancher Völker gar den Frieden auf dem Alten Kontinent?

Moment mal!

Wer fragt sowas, und warum? Sind die Einwohner Europas nun in Angst, oder nur ihre obersten Vertreter? Und welches Europa ist hier überhaupt gemeint?

Halten wir mal fest, dass es nicht um Europa geht, sondern nur um 26 der 46 Staaten des Kontinents (plus Zypern, Südhälfte). Und diese 27 Staaten (leider nur ihre Lenker) sollen sich jetzt entscheiden müssen, wie es mit ihrem "Friedensprojekt" weitergehen soll, denn sonst wird ja alles total schlimm. Man muss jetzt handeln, Weichen stellen, wissen was auf dem Spiel steht, - denn sonst ... uiuiui.

Aber hallo! Nur weil 27 Staaten sich in geografischer Nähe zueinander befinden, müssen sie sich jetzt einig werden, ob sie ihre Zusammenarbeit in Richtung Bundesstaat oder Transferunion ausweiten? Mehr von dem, was jetzt schon nicht so recht funktioniert? Warum sollte mehr Union eigentlich Abhilfe schaffen bei den Problemen die die jetzige Union erst hervorgebracht hat? Wäre hier nicht sogar weniger mehr?

Wenn man sich die Geschichte der europäischen Einigung ansieht, wird man feststellen, dass sie zumindest in den letzten Jahren alles andere als organisch war. Da war nichts mehr zwingend, naheliegend oder logisch. Jedenfalls für die Bevölkerungen nicht. Die wurden ja tunlichst auch rausgehalten aus der EU-Erweiterung. Entweder gar nicht befragt, oder befragt bis sie zu irgendeinem Gesamtpaket ein leises Ja hören ließen. Von selbst wären sie nie darauf gekommen, dass die Union immer größer und mächtiger werden müsste.

Doch wo kommts her, wo waren die Anfänge?

Wenn man sich mal die Weltkarte anguckt und mit einer Stadt vergleicht, dann ist Europa dort maximal ein kleines Stadtviertel. Eigentlich ist Kerneuropa eher ein Straßenzug in einem Stadtviertel. Okay, es ist eine alte, ehrwürdige und geschichtsträchtige Straße mit prächtigen Villen und schattigen Parks, wo einen jede Ecke an Historisches erinnert. Vielleicht ist Kerneuropa eine Art Schlossallee, gelegen in einem historischen Viertel. Altes Geld, alte Steine, Staub, Blattgold und mittlerweile alte Leute.

Die Geschichte dieser Straße ist aber eine blutige. Nahezu jede Villa beherbergte einmal Großmächte, oft gleichzeitig und gegeneinander. So wurde die Straße oft von Schlachten verwüstet und wieder aufgebaut. Man okkupierte das Nachbarhaus, versetzte Grenzsteine und verleibte sich fremdes Eigentum ein. Aber man heiratete auch untereinander, ging Allianzen ein und ließ die eigenen Kinder für fremder Häuser Macht marschieren.

Nach den letzten zwei Schlachten, die die halbe Stadt entzündet hatten, kam man überein, dass es so nicht weitergehen könnte. Man solle sich auf seine Gemeinsamkeiten besinnen und zusammenstehen gegen den mächtigen Feind im Osten. Und ... das Alte Europa prosperierte, wurde im Inneren friedlich, nach Außen hin reich und wieder eine feine Adresse in der Stadt.
Die Montanunion, die EWG, die Europäische Gemeinschaft - ein wirtschaftliche Erfolgsgeschichte in einer Welt der Machtblöcke, in ihrer Expansion nur dort hart abgebremst wo im Osten der Gegner stand.

Mit dem Fall der Sowjetunion entfiel aber auch diese Bremse und die Führer der Europäischen Union kannten nun kaum Grenzen mehr. Sie hatten während des kalten Krieges verinnerlicht, dass die Integration voranschreiten soll. Dass mehr Europa per se gut ist, und dass jeder Häuptling nur maximal ein, zwei Legislaturperioden Zeit hat um der europäischen Geschichte ein eigenes "Erfolgskapitel" hinzuzufügen.

Die Völker wurden schon lange nicht mehr gehört, denn der Prozess war alternativlos. Viele Treffen, Gipfel und dicke Vertragswerke waren nötig, viel Arbeit und Verhandlungsgeschick ... aber es wurden doch so schöne Fotos! Mit immer mehr Regierungschefs!

Und da setzt die Kritik an. Die Politik hat irgendwann vergessen die Herzen ihrer Völker mitzunehmen. Sie war und ist gefangen in einer Interventionsspirale, gefangen darin wie eine sozialistische Planwirtschaft oder wie jede Bürokratie. Es gibt kein Innehalten, Zweifeln oder gar einen versichernden Schritt zurück. Die Antwort auf sichtliche Probleme war und ist ein ständiges Mehr an Intervention. Handlungsfähig bleiben heißt das mittlerweile, wenn die Führer sich und den Weg betrachten, und dabei fragen WIE?

Das Volk dagegen fragt sich stattdessen WARUM? Natürlich will keiner der Regenten der erste sein der sagt: Ey Leute, wir schleppen hier langsam zuviel Gewicht den Berg lang hoch, und die neuen Mitkletterer in unserer Seilschaft sind auch nicht gerade eine große Hilfe. Lasst uns mal Absetzen, durchschnaufen und überlegen wie wir zurück zur letzten sicheren Position zurückkommen. Das Wetter wird schlechter, die Fußkranken mehr, und die bekannten Asthmatiker sind bisher auch nicht genesen. Wozu also weiterklettern zum nächsten Plateau von dem wir noch nicht einmal wissen wo es liegt?

Die Völker wollen das wissen, denn sie tragen das Gewicht, die Führer nur die Verantwortung.

Die Herzen der Völker wurden nicht mitgenommen? Wie das, wo doch die europäische Integration eine Frage des "Friedens in Europa" ist? Frieden ist doch das, was dem Volk am wichtigsten ist und viel zu oft in der Geschichte von gewissenlosen Führern aufs Spiel gesetzt wurde.

Vorab, ich halte das Inspielbringen der Frage des europäischen Friedens für eine Lüge, die lediglich das angeblich alternativlose Weiter so! der Regenten moralisch unterfüttern soll. Im Gegenteil, wenn die Seilschaft sich weiter blind und ohne Sicherung vorwärtstastet werden die Spannungen in der Gruppe stark genug um sich destruktiv zu entladen. Wir haben die verbalen Attacken gegen vermeintliche "Faulpelze", "Betrüger", "Kolonisatoren" und "Unterdrücker" ja schon heute. In Athen brennen deutsche Fahnen schon, wann brennt die erste Botschaft? Oder müssen die schon extra geschützt werden?

Zurück zu unserer Reisegruppe. Die Führer der Seilschaft kommunizieren auf der Augenhöhe einer privilegierten Kaste. Sie beschäftigen Dolmetscher, Beraterstäbe, Bodyguards und Flugbereitschaft. Für sie ist halt der Nikolas "die Franzosen", die Angela "die Deutschen" und der Silvio ist (noch) Italien. Wer dieser Augenhöhe nicht entspricht und dem Volk das Wort redet, ist ein "gefährlicher Populist" und somit nicht satisfaktionsfähig.

Die Völker als Lastenträger dagegen reden nicht so viel miteinander. Natürlich und glücklicherweise mehr als in der Vergangenheit. Man besucht sich, man kennt sich ein wenig und ja, man mag sich sogar. Also das was ein friedliches Miteinander bedingt, der Respekt und die Akzeptanz unter Nachbarn, ist ohne Zweifel vorhanden.
Aber will man auch, um im Beispiel Schlossallee und Nebenstraßen zu bleiben, alle Hecken auf ein Standardmaß stutzen, alle Zäune umreißen und alle Betriebskosten gemeinsam tragen? Schlimmer noch, will man wirklich alle Häuser in der gleichen Farbe anstreichen und auch noch die Klingelschilder abmontieren lassen, auf das eine gemeinsame Verwaltung für alle sprechen und das "gemeinsame Vermögen" nach Gutdünken umverteilen kann?

Ich glaube nicht. So eine Zusammenschluss muss im Streit enden. Nichtmal in einer selbstgewählten Gemeinschaft wie einer Ehe muss es Usus sein, dass man ein gemeinsames Konto führt. Und auch dort geht man schon dazu über, vor der Verbindung einen Ehevertrag zu unterzeichnen, in dem die Konditionen geregelt sind sollte es doch nicht über die Zeit halten. Selbst in der intimsten Zweierverbindung hält man sich also durchaus die Optionen offen, aber das haben die Euroführer in ihrer Geschichtsbeseeltheit einfach mal vergessen.

Und dann darf man die Frage der grundsätzlichen Völkerkompatibilität auch nicht außer Acht lassen. Sind wir, auch wenn wir nähere und entferntere Nachbarn sind, überhaupt dazu bereit uns in einer Zweckgemeinschaft zusammenleimen zu lassen? Sind wir uns hinreichend ähnlich, dass wir unseren Egoismus in einem unionierten Europastaat zurückstecken würden? Aufgehen in einem politischen Gebilde, welches eine bisher undefinierte Idee zusammenhalten soll?

Welche Idee soll das sein? Welcher Zweck uns einigen? Die Idee der friedlichen Koexistenz ist verwirklicht. Die Völker sind älter und kriegsmüde geworden. Könnte sich jemand vorstellen, dass es unter den europäischen Staaten noch zu mehr als rhetorischem Säbelrasseln kommen würde? Wo sind die stehenden Heere denen man noch einreden könnte, dass unmittelbare Gefahr vom Nachbarn ausgeht? Wo ist das Aggressionspotenzial in den Bevölkerungen, das skrupellose nationale Einpeitscher noch kanalisieren könnten? Keine Gefahr - nirgends.

Aber was ist der Zweck der Gemeinschaft? Liebe ist es ja nicht, also was soll der engere Zusammenschluss bringen? Eine politische Klammer um Völker die verschiedene Sprachen sprechen, also nicht einmal die Vertreter des Nachbarn ohne weiteres verstehen können? Nationen welche eine jeweils eigene Geschichte pflegen, die sich großteils um Kämpfe gegen die Nachbarn dreht? Völker die zwar eine Art gemeinsamer Kultur aufweisen, deren Mentalitäten aber äußerst heterogen sind?

Man hört es manchmal raus, wenn man das Friedensgeblubber der Europapriester ausblendet. Sie sagen dann Sachen wie, dass man sonst keine Chance gegen 1,2 Milliarden Chinesen, oder gegen 1 Milliarde Inder hätte. Dass die europäischen Einzelstaaten sonst keine hörbare Stimme im Konzert der Weltmächte hätten. Man würde sonst untergebuttert, übersehen, nicht wahrgenommen - abgehängt. Nur die Größe schützt uns vor drohender Bedeutungslosigkeit.

Aha? Der Bollwerk-Reflex ist also noch intakt, man möchte einen starken Bund gegen etwas, nicht für etwas. Das hatte Winnetou, der Häuptling der Apachen auch schon festgestellt, als er seinem weißen Bruder zeigte, dass ein Bündel Pfeile stärker ist als ein einzelner. Die Stämme sind schwach, aber zusammen sind wir stark!

Die Euroführer haben richtig erkannt, dass die ehemals förderliche Gemeinschaft zu einem zerstrittenen Haufen degeneriert ist, der alles andere als einen starken Eindruck macht. Nur liegt das gerade nicht an mangelnder Größe, sondern am dekadenlang propagierten "Mehr davon!". Nicht das Zuwenig an Union und Zentralismus schwächt die Gemeinschaft, sondern das Zuviel an unterschiedlichen Interessen. Und diese Interessen kann auch ein europäischer Zentralstaat mit Brüsseler Lenkungsbürokratie nicht nivellieren, denn diese bleiben bestehen und würden sogar noch schmerzlicher sichtbar und verschärften sich.

Eine Gemeinschaft von Schwachen - wobei dies wahrlich nicht für alle Teilnehmer zutrifft - kann eben nicht ohne einen Gegner zusammenhalten und dabei ständig innere Zugeständnisse machen, sowie laufend die Egoismen der Mitglieder zurückdrängen. Daher wird dieser ökonomisch-politische Gegner beschworen.

Nur, dieser Gegner ist ein Popanz. Ein Handelspartner kann halt kein ökonomischer Gegner sein. Ein Konkurrent ja, aber dem begegnet man nicht mit einer Ausweitung der eigenen Bürokratie und der Inkaufnahme zunehmender innergemeinschaftlicher Spannungen. Vor allem begegnet man ihm nicht, indem man die wirtschaftlich stärksten der Schlossallee-Bewohner permanent schwächt und für die Malaisen der Nachbarn zur Kasse bittet.

Und hey ... was die weltpolitische Bedeutung angeht, warum strebt ihr die überhaupt an? Fürs Ego? Was bringt euch die, außer zusätzlichen Überweisungen in fremde Kassen? Welche Interessen habt ihr denn so weltpolitisch, außer das ihr weiter überall mitreden wollt ohne wirklich etwas entscheiden zu können? Mehr Fotos mit noch mehr Staatschefs, noch mehr Dolmetscher, Beraterstäbe, Bodyguards und Flugbereitschaft?

Ich bin für eine europaweite Volksabstimmung in der gefragt werden soll, ob die Lastenträger für ein Weiter so! bereit sind, oder ob sie nicht lieber wieder ein paar Schritte zurück gehen wollen. Auch und gerade deswegen, weil ich weiter in guter Nachbarschaft leben möchte.


Hier zur Serie dazu in Zettels Raum
Hier und hier Politplatschquatsch zum gleichen Thema

Donnerstag, 3. November 2011

Democracy Schtonk!

Ein Hin und Her ist das hier. Eben noch überraschte der Griechenpremier mit der Ankündigung einer Volksabstimmung seine europäischen Mitregenten, und nun ist diese auch schon wieder abgesagt. So schnell kann das alles gehen.

Gerade noch erschrickt sich die eurotische Lenkungskaste, weil da einer der ihren aus den fest geschlossenen Reihen ausschert, und mit so gefährlichen und überwunden geglaubten Werkzeugen aus der demokratischen Mottenkiste droht, und zwei Tage später verfällt er wieder ins andere Extrem.

Man hat sich mit der Opposition geeinigt, und ist gewillt eine Übergangsregierung zu bilden, an der keine Politiker, sondern "Experten" beteiligt sein werden. Ja hossa! Die Herrschaft der "Wissenden" kennt man doch von irgendwo her. Und ... wer hats erfunden? Ein Grieche natürlich!

(als nachträglichen Einschub hier das entsprechende Zitat aus der Welt:
Die bürgerliche Oppositionspartei habe sich mit einer Übergangsregierung einverstanden erklärt, berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf hochrangige Quellen. „An dieser Übergangsregierung werden Experten und keine Politiker teilnehmen“, hieß es.)

Man mag mich kleinlich schimpfen, aber diese Wendung finde ich schon einigermaßen extrem. Nachdem die Parteiendemokratie europaweit versagt hat, flüchtete sich der Obergrieche erst überraschend ins Plebiszit, um kurz danach der Demokratie gleich komplett den Rücken zu kehren und zusammen mit seinen oppositionellen Gegenspielern eine "Expertenregierung" aufs Schild zu heben.

Ist das jetzt gut? Ist es schlecht? Für wen überhaupt? Und was soll Kostas Normalgrieche jetzt davon halten?

Aber das interessiert wohl mittlerweile eh keinen mehr so richtig.

Wenn ich mir das griechische Theater der letzten Tage, und auch das europäische in den Wochen und Monaten davor so anschaue, glaube ich nicht mehr, dass da noch irgendwer was einfangen kann.
Die Regelkreise für Geld und Schulden arbeiten zwar noch irgendwie provisorisch, aber das ganze System ist doch komplett aus dem Ruder gelaufen. Die jetzige Situation instabil zu nennen wäre eine Untertreibung. Alles schwingt - immer schneller und mit immer höherer Amplitude - und genau dort wo man Ruhe haben will, bei den Anlegern, schwindet das Vertrauen immer mehr.

Denn es geht doch letzten Endes nur darum, dass sich noch irgendjemand findet, der allen europäischen Schuldnern ihre demnächst anstehenden Staatsanleihen abkauft. Da stehen bis Ende 2012 allein für Frankreich, Italien und Deutschland schon etwa 1,5 Billionen Euro an. Wer soll da investieren wollen? In diese durcheinander geratene Eurozone?

Ob es bei all den unberechenbaren Störeinflüssen noch irgendetwas bringt ausgerechnet die Demokratie in Hellas auszuhebeln, wage ich zu bezweifeln, aber dass man es tut sagt doch einiges. Und auch, dass bisher noch kein Aufschrei der (Partei-) Demokraten Europas zu vernehmen war, lässt tief blicken.

Egal was ihr da unten macht, Hauptsache ihr gefährdet unser "Friedensprojekt" nicht. Das ist die Aussage. Vielleicht wäre ja auch eine Übergangsregierung des Militärs als stabilisierender Faktor genehm gewesen, aber seine obersten Waffenträger hatte Papandreu ja gestern schon gefeuert. Wer weiß warum.


Nachtrag: Falls jemand mit dem Titel nix anfangen kann: Democracy Schtonk! (auch wenn der Vergleich drastischst übertrieben ist)

Dienstag, 1. November 2011

Alice nicht in chains

Who the fuck is Vanessa Hessler? Ah ... Alice!

Und sie ist doch tatsächlich wieder zu haben! Also zu buchen.

Und zu haben.

Aber billig ist sie bestimmt nicht ... zu buchen, so als Topmodel.

Und zu haben?

Hm ... also wer bisher einen "orientalischen Herrschersohn mit Hang zu Reichtum, Luxus und hübschen Frauen" gewohnt war?

Au, da wird sie es schwer haben wieder einen passenden Geliebten zu finden. So ein Gaddafi-Sohn ist bestimmt schwer zu ersetzen. Der Kriegssieger Sarkozy hat ja schon seine Carla.
Aber hat Kim Jong Il nicht einen Filius im richtigen Alter? Und was ist mit Putin? Oder wer sitzt noch gerade so richtig fest im Sattel?

Ach naja, das wird schon wieder, liebe Vanessa. Es muss ja nicht immer ein Potentatensohn sein, oder? Und überhaupt kannst du doch froh sein, dass deine Liebe zum Prinzen aus dem Morgenland nicht vor hundert Jahren kriegerisch beendet wurde. Dann säßest du nämlich jetzt als Beute in irgendeinem staubigen Beduinenzelt, und müsstest dir das Gezicke der anderen Ehefrauen deines neuen Besitzers anhören.

So gesehen ist doch alles noch gut gelaufen, oder?

Frag doch mal das Volk

Ich hau mich weg! Was hat der listenreiche Grieche sich denn dabei gedacht?
In einer Sitzung seiner sozialistischen Regierungsfraktion kündigte der Regierungschef am Montagabend völlig überraschend an, dass er die EU-Gipfelbeschlüsse, denen er selbst erst vor fünf  Tagen zugestimmt hat, nun zur Volksabstimmung stellen will. 
Da sitzen die Euroland-Machthaber zum x-undzwanzigsten Male auf einem Gipfel herum, um sich nun endlich die wirklich wahre Eurorettung auszuschwitzen, und dann lässt Papa urplötzlich so einen Korken raus?

Holla! War es, wie der erste Kommentator des Artikels vermutete, so, dass Giorgious auch ein paar CDS gekauft hat und nun um seine wohlverdiente Pleite gebracht wurde?
Oder überkam ihn die Angst, weil er am Samstag angeblich selbst fast attackiert wurde? Panik vor einem "griechischen Frühling" mit abschließendem (Foto-)Shooting vorm Erdloch?

Völlig egal, aber ich könnte mir vorstellen, dass nach diesen News so etliche Regenten mal ganz herzhaft in ihre Schreibtischkante gebissen haben. Beim Zeus! Der spinnt doch, der Grieche!

Wie geht es nun weiter? Ist der Euro nun doch noch nicht gerettet? Oder wird jetzt die endgültige Mutter aller Eurorettungen fällig? Können wir uns noch auf weitere Gipfel freuen bis die Hellenen abgestimmt haben, oder wird denen das vom Zentralkommissariat verboten? Was sagt die EZB und der IWF dazu?

Ignoriert man auf europäischer Ebene diesen Volksdingens-Quatsch einfach? Oder vielleicht doch solange abstimmen lassen, bis das Ergebnis passt? Darin hat man ja Übung, und vielleicht ginge da auch was mit UN-Beobachtern oder so...

Wie wäre es mit Bestechung finanziellem Entgegenkommen? Oder dem Aufbau einer griechischen Solarindustrie, in der alle lebenden und mal gelebt habenden Griechen für die nächsten 99 Jahre eine Festanstellung ohne Anwesenheitspflicht bekommen?
Schön wäre auch eine Quote für die Zumischung von 20% griechischem Olivenöl in europäischen Dieselkraftstoff. Wenn die Quote nicht erfüllt wird, müssen halt die Mineralölkonzerne (haha) Strafen zahlen.

Also hey, ich dachte ja, dass dieser EFSF mit oder ohne einarmigen Hebel stirbt, weil die Iren nun auch an den Trog wollen, oder weil die Chinesen da nicht mitmachen wollen. Vielleicht auch, weil die "Rettung" Italien anscheinend nichts bringt, aber dass Papa Greek nach unendlich vielen Gipfeleien mal auf die Idee kommt sein Volk zu befragen, was es ihm eigentlich mit diesem ganzen Nazikarneval und dem Deutschlandfahne verbrennen sagen will ... darauf wäre ich nicht gekommen.

Es bleibt spannend.

Dienstag, 25. Oktober 2011

Randnotiz: Energiestein der Weisen gefunden?

Brandenburg goes Zukunft! Windenergie wird grundlastfähig! Erstes, weltweit einzigartiges Hybridkraftwerk ging heute in Betrieb!

Wow! Da hat wohl endlich einer den Stein der Weisen gefunden. Die mir das den ganzen Tag verkündigenden Radiomenschen hatten direkt ein erfürchtiges Vibrato in der Stimme, aber was ist daran nun eigentlich neu und substantiell?

Ich hatte vor Kurzem das Vergnügen dem Chef Public Affairs der Betreiberfirma in einer kuschligen Diskussionsrunde auf den Zahn fühlen zu können, als er uns die Vision der grundlastfähigen Windkraft näher erläutern sollte. Wir, das waren eine Handvoll Leute aus der Energieversorgungsbranche und ein paar Vertreter stromintensiver Industrien, die in den Genuss einer Projektvorstellung des Hybridkraftwerks kamen, wie sie sonst wahrscheinlich Medienvertretern, Politikern und potentiellen Investoren zuteil wird.

Wir sollten überzeugt werden und waren auch durchaus gespannt.

Es ist ja so: Windenergie heute ist teure, parasitäre Zufallsstromerzeugung. Freude daran haben nur die Betreiber, sowie Politiker und Ökogläubige. Das Problem liegt in der Tatsache, dass Strom derzeit halt nicht in den nötigen Größenordnungen gespeichert werden kann. Dies wiederum ruft immer wieder Visionäre auf den Plan, die entweder hunderte Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland neu errichten, oder halb Norwegen dafür überfluten wollen.
Und da kommt jetzt plötzlich die Firma Enertrag daher und offeriert uns eine smarte Lösung für das Problem? Eine, auf die anscheinend noch niemand gekommen ist, denn sonst wäre das Problem ja keines?

Der gute Mann von Enertrag (bestimmt ganz zufällig der ehemalige Wahlkampfmanager des Brandenburgischen Ministerpräsidenten Platzeck) ließ die Katze auch gleich aus dem Sack. Man setzt auf Wasserstoff!

Öhm ... ja, also die Elektrolyse ist ja nun schon ein zweihundert Jahre alter Hut, und bisher war Stand der Technik, dass das Verfahren der Wasserstoffgewinnung und -speicherung mit nachfolgender Verstromung sich selbst mit Windstrom nicht rechnen würde. (Großtechnisch wird H2 derzeit aus Erdgas (Methan) gewonnen, weil sich Elektrolyse selbst mit billigem Laufwasserstrom nicht rentiert.)

Ja, aaaber ... man hätte jetzt das Wasserstoff-Speicherproblem gelöst! Aha? Also keine energieaufwändige Gasverflüssigung mehr? Nein, man könne ja die schon vorhandenen Erdgasleitungen nutzen und dort den Wasserstoff einspeisen. Bis zu 5 Prozent Zumischung wären überhaupt kein Problem, und auch noch mehr wäre locker drin.

Okay, das klingt ja dann schonmal nach wieder nach der bekannten Biosprit-Zumischung, und nicht mehr nach grundlastfähigem Windstrom. Wenn ich meinen Kram nicht an freiwillig zahlende Kunden loswerde, speise ich ihn einfach in eine schon vorhandene Infrastruktur ein, und lasse mir das zwangsbezahlen. So ähnlich wie bei einem unzuverlässigen Wasserversorger, der seine ab und zu anfallenden Überkapazitäten in vorbeifahrenden Milchlastern verklappen möchte, weil er dir ja leider nicht die Bude überfluten darf. Hauptsache es wird bezahlt.

Dazu muss man noch sagen, dass diese Strom-Überkapazitäten ja nur anfallen, wenn dem Hybridkraftwerk der einfachste Weg, die Einspeisung ins Stromnetz, wegen Überlastung verwehrt bleibt. In einem solchen Fall bleibt die WKA nämlich sonst einfach außer Betrieb, und der Betreiber bekommt garantiert die Stromabgabe bezahlt, die er sonst hätte liefern können! So will es das Gesetz, im Irrenhaus Deutschland.

Diese Geschäftsmodell ist ja nun schon ein lohnendes, aber man kann davon ausgehen, dass die Wasserstoffproduktion nur dann angefahren werden würde, wenn der dabei erzielbare Garantiepreis noch höher als der für nicht gelieferten Windstrom ausfällt. Klingt nach einer verdammt teuren Zwangs-Gaseinspeisung.

Aber das ist ja nicht das einzige Standbein, welches man sich so vorstellt. Man setzt auch voll auf die nun endlich einsetzende Wasserstoffwirtschaft für Kraftfahrzeuge!
Gut, da forschen die Autokonzerne und die Mineralölwirtschaft nun auch schon seit etlichen Jahren dran rum, und haben bisher nur ein paar Prototypen und Stadtbusse auf die Straße gestellt. Da soll das Hybridkraftwerk jetzt also den Durchbruch ermöglichen?

Wir erinnern uns nochmal an die teure Herstellung per Wasserelektrolyse und an den Mindest-Garantiepreis ab dem es sich lohnt den ganzen Kram überhaupt in Betrieb zu nehmen. Wenn ich es noch recht in Erinnerung habe, dann wurde das Kilogramm Wasserstoff mit 11 Euro taxiert, denn hier kommt ja die teure Gasspeicherung, der man mit der Zwangsbeimischung ins Erdgasnetz aus dem Wege gehen wollte, wieder voll zum tragen. Das lohnt sich für den Privat-Kfz-Halter nun nicht wirklich, weshalb man ja hier den Fuhrpark des neuen Hauptstadtflughafens als Abnehmer im Visier hat. Als Monopolist kann der sich das leisten ... fürs grüne Gewissen und das Wohlwollen der politischen Klasse.

Aber was ist denn nun mit der großartig angekündigten Grundlastfähigkeit des Windstroms? Ich fragte direkt, ob man in Zukunft beim Hybridkraftwerk, wie bei einem herkömmlichen Stromversorger, eine definierte Leistung zu einem bestimmten Zeitpunkt abrufen könne. Eben wie bei einem Grundlastkraftwerk.

Augenaufschlag, Kopf wiegen ... naja, so - nein, leider nicht.

Also nicht einmal mit dem dritten Wasserstoffstandbein, der hypothetischen Beimischung ins Biogas eines zum Hybridkraftwerk gehörenden Blockheizkraftwerkes wäre eine wirkliche Grundlast zu gewährleisten. Alles nur eine Zusammenlegung von altbekannten, und zu Recht als unwirtschaftlich verworfenen Techniken. Die ebenfalls als möglich erwähnte zukünftige Gewinnung von Methan aus Wasserstoff, lasse ich mal lieber unkommentiert. Man lese nur ein paar Zeilen weiter oben, woraus Wasserstoff derzeit industriell gewonnen wird.

Die vollmundige Vorstellung wurde so zum absoluten Rohrkrepierer. Ein paar Leute mit Ahnung von der Materie konnten dem aufgeblasenen, grünen Wasserstoffballon mittels weniger Fragen sehr schnell die Luft rauslassen. Da war nix mehr, außer einer letzten Erklärung.

Na ja, man solle das doch nicht so kritisch vom heutigen Standpunkt aus bewerten. Natürlich ist das alles nicht eigentlich wirtschaftlich, aber man geht davon aus, dass die Energiepreise in Zukunft noch sehr stark ansteigen werden, und dann hätte man schon die erprobte Technik hier in Deutschland.

Zusammengefasst: Wir brauchen Förderungen (das Land Brandenburg seines ehemaligen Arbeitgebers Matthias Platzeck hat ja schon die Anlage bezuschusst), wir brauchen garantierte Abnahme zu unseren Preisen, wir brauchen fremde, schon bestehende Infrastruktur ... etc.
Und ansonsten hoffen wir einfach auf steigende Energiepreise, dann können wir auch profitabel arbeiten.

Also nix Neues unter der Sonne der "Erneuerbaren Energien". Auch keine grundlastfähige Windstromeinspeisung. Nur noch ein weiterer Subventionsjäger mit schönen neuen Prospekten.

Für Politik und Medien reicht das anscheinend. Mir nicht.


P.S. Wenn man sich den oben verlinkten Text des ZDF so ansieht - kann es sein, dass man bei den Öffi-Funkern auf dem Weg zur Einführung der "Einfachen Sprache" im Internet ist?

Samstag, 22. Oktober 2011

Wer hier keine Wohnung hat, bezieht auch keine mehr

Bei der Bustour einer Immobilienplattform zu Wohnungen in acht Berliner Stadtteilen ist es vereinzelt zu Protesten gekommen. Die linksautonome Szene fühlte sich davon provoziert.
So die Berliner Morgenpost. Und was passiert, wenn sich die linke Szene Berlins provoziert fühlt? Wenn die Guten, die Hätschelkinder der Politik und ihrer auch zu großen Teilen bürgerlichen Eltern sich gestört fühlen?
Wegen der Proteste mussten die Besichtigungen von Wohnungen in der Schlesischen Straße in Kreuzberg abgebrochen werden.
Tja, da muss man sich dem Mob wohl beugen. Angekündigt waren ja Aktionen, man rechnete mit Störenfrieden. Mit solchen, die zum Beispiel "blank ziehen" (d.h. nackt in zu besichtigenden Wohnungen tanzen - haha, lustig), was anscheinend schon zur Normalität in der Hauptstadt gehört.
Nun gab es aber beschmierte Wände und ein bissl Diebstahl nebenbei. Wollte man damit den Veranstalter davon abhalten, derlei Events auch weiterhin anzubieten? Wollte man den Vermietern zeigen, dass die Szene es nicht wünscht, dass Wohnungen (leerstehende wohlgemerkt!) zahlenden Mietern offeriert werden? Oder wollte man den Interessenten damit zu verstehen geben, dass sie unerwünscht sind?

Im verlinkten Video bringt es eine "Aktivistin" auf den Punkt: "Man darf es nicht hinnehmen, dass mit der Tatsache, dass Menschen ein Dach über dem Kopf haben wollen Geschäfte gemacht werden".
Au weia, das sitzt. Da sind also Geschäftemacher am Werke. "Skrupellose" womöglich! Na, da muss doch was getan werden! Zivilcourage ist da gefragt! Es wird doch immer gefordert, dass gegen Geschäftemacher vorgegangen werden muss.
Und wer, wenn nicht couragierte Linke, tut denn schon wirklich was gegen diese ... diese Immobilienhaie vielleicht? Passt das Wort? Bestimmt doch.

Man muss sich diesen Fall mal reinziehen. Da suchen tausende Menschen täglich neue Wohnungen, und tausende Wohnungen suchen neue Mieter. Ich habe das ganze gerade selbst durch, und weiß wie nervend sowas sein kann. Ein Segen sind dabei die Immobilienplattformen im Internet, die einem wenigstens einen komfortablen Überblick übers Angebot ermöglichen. Trotzdem müssen Termine selbst abgesprochen und Fahrten organisiert werden. Nicht unbedingt einfach für berufstätige Menschen, und bestimmt besonders aufwändig für Leute mit eingeschränkter Automobilität.

Und da hat jetzt einer dieser Plattformanbieter eine, wie ich finde, tolle Idee, und fasst den ganzen Kram einfach mal als "Lange Nacht der Wohnungsbesichtigungen" zusammen, und organisiert einen Kreuz- und Quer-Shuttleservice um Mieter und Wohnungen zusammenzubringen. Die unterschwellige Kritik meines Radiosenders dazu lautete "Aktion eines gewerblichen Anbieters". Ja, es hat nicht der Staat getan. Teufel aber auch!

Wie dem auch sei. Linke Gruppen fühlten sich provoziert - warum auch immer - und sie handelten dann entsprechend ihrer Agenda. Sie kennen es ja so. Diese Art des "die Dinge selbst in die Hand nehmens" gehört ja schon seit Jahren zur nicht ernsthaft hinterfragten Folklore der Bundesrepublik.

Irgendwelche Heinis fühlen sich provoziert oder betroffen, sie sind besorgt, oder nicht einverstanden mit dem Handeln völlig fremder Menschen und ziehen daraus den Schluss, dass sie zum Eingreifen ermächtigt sind.

Bauer Lindemann bringt unerwünschtes Saatgut in seine Scholle? "Befreien" wir das Feld, d.h. zerstören wir, was uns nicht gefällt. Denn wir sind besorgt um die Reinheit der Pflanzen und die Volksgesundheit.
Es steht ein Mercedes in der Seitenstraße? Zünden wir ihn an, denn wir sind besorgt ums Klima und wollen kein Blut für Öl.
Irgendwer betreibt eine industrielle Anlage? Prangern wir das an, organisieren wir die Besetzung des Werktors. Wer mutig ist kann sich Zutritt zum Gelände verschaffen und Transparente anbringen. Wir haben ja Angst um die Umwelt.
Castortransporte rollen? Zerstören wir die Schienen, blockieren wir, treiben wir den Aufwand hoch. Denn wir haben Angst vor Atomen.
Deutsche Soldaten in Afghanistan? Warum nicht Brandanschläge auf Bahngleise? Es hängt doch eh alles mit allem zusammen.

Aber der Knüller, der diesem Treiben so eine Art gesellschaftliche Weihe verleiht, ist das Verbandsklagerecht. Damit bekamen genau solche Hyperaktiven, welche immer annehmen, dass ihre Meinung auch maßgeblich für die Allgemeinheit (gern "die Umwelt") ist, endlich die Möglichkeit sich wirksam gegen unerwünschtes Tun von anderen zu stellen, ohne dabei zu illegalen Mitteln greifen zu müssen. Und das sogar noch dort, wo man selbst nicht im Geringsten tangiert wäre. Wenn man vielleicht auch nicht alles verhindern kann, hat man so doch wenigstens die Möglichkeit Kompensationen und Zuwendungen (für sich selbst) zu fordern und zu bekommen.

Wo bleibt eigentlich der Verband der besorgten Altmieter (Ureinwohner)? Da könnten dann auch besorgte und sich provoziert fühlende linke Gruppen aus Freiburg gegen die Gentrifizierung in Berlin klagen.
Es würden keine Wände mehr beschmiert und Getränke geklaut, stattdessen bekämen die Freiburger dann vielleicht Ausgleichzahlungen für linke Wohnprojekte von den Berliner Vermietern? Vielleicht bekäme aber auch die linksautonome Szene ein Versammlungs- und Schulungszentrum mit genug "Dach überm Kopf" von einer Immo-Plattform finanziert?

Das ist doch alles nur noch irrsinnig. Unsere Gesellschaft nimmt es irgendwie halb klaglos hin, dass sich irgendwelche Wirrköpfe zu Sachwaltern einer angenommenen Allgemeinheit hochstilisieren, oder unterstützt diese sogar noch gesetzgebend dabei. Und der einzelne Vertreter der Allgemeinheit selbst ist so lange zufrieden damit, wie es ihn nicht selbst betrifft.
Diesmal hat es "geschäftemachende" Vermieter und Makler, sowie ihre potentiellen Kunden getroffen. Diesmal nur in Berlin. Wer wird der Nächste sein, gegen den sich die "Besorgten" und "Provozierten" wenden werden?

Und wann wendet sich die Gesellschaft mal gegen diese "Aktivisten", und zwingt die Politik somit zum beherzten, vielleicht vorausschauendem Einschreiten?

Ich glaube bald nicht mehr, dass sich in dieser Beziehung mal was tun könnte. Der Leidensdruck sollte eigentlich schon hoch genug dafür sein, aber es passiert ... genau ... nix.

Vielleicht müssen wirklich die Betroffenen selbst präventiv tätig werden, wenn Staat und Medien solcherlei Treiben höchstens mit scherzhaft erhobenem Zeigefinger beantworten, oder einfach unfähig sind, dem die nötige höchstkritische Aufmerksamkeit zu widmen.

Ich hätte da so eine Idee für Leute, die ihre Geschäfte und ihr Eigentum vor den immergleichen Aktivistengruppen schützen, oder diesen wenigsten den Spaß an der Sache verleiden wollen.
Es gibt ja gerade in den meist betroffenen urbanen Ballungsgebieten jede Menge junge Männer mit zuwenig zu tun, und sehr viel "Ehre" im Leib. Wäre ich an der Stelle eines "skrupellosen" Geschäftemachers, und hätte ich die Nase voll von den linken "Aktivisten", würde ich mal meine Fühler ausstrecken, ob ich nicht ein paar der Jungs aus diesem Pool für meine Zwecke einspannen könnte.

Wer vielleicht nicht gerade wegen wichtiger Türstehertätigkeiten verhindert ist, aber trotzdem genug sozialpädagogisch verordnete Kickboxstunden absolviert hat, sollte für solcherart Einsatzzwecke doch gut zu gebrauchen sein. Eine konservative Grundhaltung der südländisch sozialisierten Heißsporne, die der der linken Gruppen konträr entgegengesetzt sein dürfte, kann man schonmal annehmen. Dazu dann noch ein paar Wichtigkeit vermittelnde Klamotten im corparate identity Look spendiert, die für das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit sorgen sollen, eine Frage der Ehre und des angemessenen Soldes - und schon schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.

Wenn sich diese beiden gesellschaftlich fast unantastbaren Gruppierungen auf solche (eventuell auch handfeste) Weise miteinander beschäftigen würden, wäre das doch durchaus mal eine kleine Ausgabe wert, oder?

Sonntag, 16. Oktober 2011

Occupy the occupiers

Als ich gestern erwachte, schaltete ich wie immer das Radio ein, und hörte zufällig zuerst die Inlandsnachricht des Tages.

"Tausende Menschen protestieren ... gegen die Banken ... in Frankfurt, Berlin, Hamburg"

Ohne weiter hinzuhören wusste ich, dass es sich bei diesen Protesten um linksorganisierte Veranstaltungen handeln muss. Erstens würden die Medien sonst nicht so enthusiastisch berichten, wenn sich Menschenmengen zusammenballen, und zweitens arbeitet man sich dort anscheinend wieder mal nur an Symptomen ab. Die bösen Banken! Na klar - DIE sind schuld! Müssen sie ja sein, in ihren Glastürmen, mit den ganzen anzugtragenden Besserverdienern ... diese Ausbeuter!

Grund zum Aufruhr hätten allerdings auch andere Bevölkerungsschichten, als nur die immer schnell zusammenzutrommelnden "Aktivisten" (so wurden sie im Radio genannt ... der dritte Grund, sofort auf linke Demonstranten zu schließen).
Aber eine begeisterte Meldung über tausende von Marktradikalen, die lautstark vor den Politikergarnisonen in Berlin, Paris und Brüssel, sowie vor der EZB in Frankfurt gegen die in der Sackgasse befindliche Geld-Planwirtschaft und ihre Hintermänner in der Politik protestieren, wird man auf diesem Kontinent wohl nie zu hören bekommen.

Begeisterte Medienbegleitung wäre sowieso nicht zu erwarten, weil da das bekannte Feindbild nicht stimmen würde. Mehr Markt fordern? Das können nur gefährliche Irre sein! Gegen etwas protestieren, das unter der sichtbaren Oberfläche für eklatante Fehlentwicklungen verantwortlich ist? Viel zu kompliziert. Sowas würde komplexes Nachdenken erfordern, oder gar die Hinterfragung des eigenen so einfachen Weltbildes. No way!

Na, und "tausende Marktradikale protestieren?" - kann sich das einer vorstellen? Ich nicht. Offensichtlich taugen die, die sich konsequent dem linken Mainstream verweigern (wenigstens hierzulande) nicht so recht zum Massenmenschen. Wie sollten auch jene, die in der Freiheit des individuellen Willens die Lösung für die Gesellschaftsprobleme sehen denn auch in einer Masse auftreten? Da wo nur die einfachste Botschaft, die klarste Ansage, die niederste Emotion und das Schuldigbleiben jeglicher stringenter Beweisführung zählen, da soll der reflektierende Individualist in einer Masse aufgehen? Wohl kaum.

Gleichwohl hätten gerade auch die Freunde des Kapitalismus viele gute Gründe für Protest. Protest gegen das Geldmonopol des Staates, welches keine (bessere) Konkurrenzwährung zulässt zum Beispiel. Protest auch dagegen, dass das staatliche Monopolgeld ausgerechnet auf der schlechtesten Basis, nämlich dem Rückzahlungsversprechen (sprich Schulden) von irgendjemandem aufbaut.
Protest dagegen, und Hinweis darauf, dass erst die selbstgemachten und geförderten Abhängigkeiten der Staaten von den Banken, diese zu den heutigen "systemrelevanten" Knoten im Weltfinanzgeflecht gemacht haben.

Es hat ja keiner die Staaten gezwungen, sich bei den Banken zu verschulden. Das hat man aber mit nur wenig reuiger Miene trotzdem jedes Jahr aufs Neue getan.
Eigentlich sollten die Steuergroschen der Bürger für ein funktionierendes Staatswesen ja ausreichen. Aber nein, man musste den Staat (fremdfinanziert) ja immer weiter aufblasen, die Bürokratie und deren Spielwiesen immer mehr ausweiten, ständig neue Handlungsfelder für sich beanspruchen und immer mehr Kompetenzen an sich reißen, die besser in Bürgerhand geblieben wären.

Nun hat man den Salat der hohen Staatsverschuldung. Aber weil der Staat ja mächtig ist, und die Regeln macht (auch machen soll), hat man Staatsanleihen einfach zu "risikolosen" Anleihen erklärt. Da musste keine Bank mehr gucken, ob sie sich so gewaltige Verbindlichkeiten überhaupt in die Bilanz holen sollte. Nö ... geht schon. Macht mal. Die Renten sind sicher! Einfacher kann man ja nun wirklich kein Geld anlegen. Ganz anders als beim unsicheren Kantonisten Realwirtschaftler. Das ist riskant, der kann mit seiner Unternehmung scheitern ... aber so ein Staat, der hat immer sichere Einnahmen, da braucht ihr nix mit Eigenkapital hinterlegen!

Sieht man ja, wie es funktioniert. Ganz hervorragend. Die Miniwirtschaft der hellenischen Fakelaki-Republik durfte sich so grandios übernehmen, und schon steht der von ebensolch "weitblickenden" Politikern geschaffene Esperanto-Papierwährungsraum des Euro kurz vor dem Kollaps.

Ja verdammt nochmal, sind denn da die Banken dran schuld? Klar, die haben die ganzen fragwürdigen Anleihen Griechenlands, Portugals und Spaniens aufgekauft. Die haben auch noch zugegriffen, obwohl Italien und Belgien schon bis über den Hals in Schulden steckten ... aber warum? Weil die Politiker als Regelmacher dies so wollten, förderten, forderten und die Risiken dabei stets kleinredeten. Wer hätte sich bei so "sicheren" Großgeschäften denn zurückhalten sollen?

Aber jetzt kommts richtig knallig. Während die Privatbanken, sofern nicht politikbeeinflusst, die Zeit nutzten und ihre Bilanzen bereinigten, haben die staatlichen, halbstaatlichen, oder politikhörigen Finanzinstitute (z.B. Frankreichs) den PIIGS-Schrott weiter behalten, und müssen nun um ihre Existenz bangen.

Und da trommeln nun attac, Grüne, SPD und Gewerkschaften ihre instant-empörten Anhänger zusammen um gegen "die Banken" zu demonstrieren? Gar Verstaatlichungen zu fordern? Gibt es noch größere Böcke als ausgerechnet Politiker, die man zu Gärtnern machen könnte? Das ist doch nun wirklich hochgradig absurd.

Trotzdem finde ich die Proteste gut. Die nichtlinke Fraktion bekommt den Hintern ja nicht hoch um sich zusammenzuschließen. Also sollte man das Aufbegehren gegen den Finanzwahnsinn als das nehmen, was es ist. Das Beste was wir haben. Der Anfang vielleicht.

Wer weiß, wohin das Ganze führt. Eventuell dreht die Kiste ja doch noch in eine andere Richtung. Die ersten Bürgerbewegten der Ex-DDR wollten auch noch einen "besseren, menschlicheren Sozialismus" in ihrem Staat. Rausgekommen ist am Ende der Anschluss ans "nichtsozialistische Ausland".

Vielleicht bringen die Proteste den einen oder anderen auch dazu, sich selbst Gedanken zu machen? Sich doch mit den wirklichen Hintergründen des ganzen Schlamassels zu beschäftigen, und zu erkennen, dass mit der einfachen Sündenbock-Sucherei nichts getan ist, wenn das politisch gewollte Papiergeld-Fundament einfach strukturell den Untergang eingebaut hat?

Gestern las ich irgendwo, dass einer der Redner, ich glaube in Frankfurt, die Rückkehr zum Goldstandard gefordert hat. Okay, das dürfte ein bisschen viel für die dem entwöhnte Masse sein, aber es zeigt, dass solche Bewegungen anfangs durchaus nicht homogen eingeschworen sein müssen. Mit Sicherheit laufen dort nicht nur stramme Rotbannerträger mit, sondern es trauen sich auch einfach besorgte Bürger zu solchen Kundgebungen, die um ihre Ersparnisse fürchten, und denen noch keiner gesagt hat, dass die Papiergeldmonopolisten auch mit ihren Versicherungen und Rentenanwartschaften ein staatliches Pyramidenspiel aufgezogen haben.

Da könnte also noch Platz für "die andere Sicht" sein. Ich würde hingehen.


P.S. In Halle wäre auch gern die Hölle los. Schöner Bericht von Politplatschquatsch: Occupy Staatskanzlei

Montag, 10. Oktober 2011

Cora Stephan schreibt es besser

Als ich gestern abend diesen schönen Artikel (Lesebefehl!) von Cora Stephan las, musste ich erstmal schlucken. Deutschland einig "Mamaland"? Mit so treffenden Beschreibungen wie dieser hier:
Die Muttilation erfasst alle Lebensbereiche. Keine Internationale Automobilausstellung ohne die Warnhinweise sanfter Moderatorinnenstimmen, dass PS-starke Autos Umweltzerstörer und Phallussymbole sind und wir es doch bitte lieber nachhaltig und klein hätten. Schlimm genug, dass aufstrebende Länder gentechnisch verändert essen und aufgemotzte Boliden fahren wollen, aber wenigstens an Deutschland soll die Welt nicht mehr zugrundegehen. Schon der Kinder wegen, auch wenn man hierzulande immer weniger davon bekommt.
Und das ist vielleicht auch besser so. Denn für kleine Jungs, die schon im Sandkasten einen Fahrradhelm tragen müssen, ist Mamas schützende Hand eine echte Plage. Übrigens auch für kleine Mädchen, die solche Mamasöhnchen später mal heiraten sollen, und für eine Alternative dankbar wären.
Das sitzt. Und das passt haargenau zu meiner hier gemachten Beobachtung der "Muttigesellschaft", die in ihrem Anspruch auf Allumarmung auch derer, die sich nicht umarmen lassen wollen, die Probleme bei den anderen, statt bei sich selbst sucht.

Hoppala ... nicht das ich mich unbewusst von Cora Stephan habe inspirieren lassen? Nein, Glück gehabt. Mein Artikel ist einen Tag früher erschienen. Dafür ist Frau Stephans besser und lässt erstens Hoffnung, und mich zweitens darüber nachdenken, ob meine Wahrnehmung nicht doch durch meinen täglichen medialen Input verzerrt wird. Sie schreibt:
In Mamaland gibt es nicht nur ein oder zwei Parallelgesellschaften. Politik und Öffentlichkeit blenden die interessantesten gern aus. Weshalb man davon ausgehen kann, dass der Erfindergeist seine Heimat heute in der größten Partei von allen findet: in der der Nichtwähler. Weil er bei fast allen relevanten Debatten in der Öffentlichkeit intonieren müsste, was einst Minderheiten zu behaupten pflegten: ich komme hier wieder einmal nicht vor.
Ja, die einen tun, während die anderen sich ständig Sorgen machen und Befürchtungen hegen. ... und nur letztere reden auch ständig darüber. Mamalands Mundwerkler räsonnieren und wiegen bedächtigt die Häupter. Und unsereiner hört ihnen auch noch zu, regt sich darüber auf, und textet seine Widerworte anschließend in die kleinen, feinen Ecken des politischen Minderheitenprogramms im Netz.

Ach, vielleicht höre ich ja wirklich einfach zuviel Radio.


Auch Politplatschquatsch verneigt sich.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Männer auf Identitätssuche?

Oh je, wie oft habe ich sowas schon lesen müssen. Das sogenannte starke Geschlecht steckt in der Krise.
Der Mann von heute muss sich neu definieren, alte Muster sind überholt ... bla bla bla.

Ist das wirklich so? Merkt davon jemand was, außer den Ärzten und Psychotherapeuten, den Pädagogen und Soziologen, denen sich doch hier nur ein weites, behandelbares Problemfeld öffnet? Sind Männer wirklich auf Identitätssuche in einer veränderten Welt, oder ist der Blickwinkel dieser Welt lediglich weiblicher geworden?

Was wirft man uns denn vor?
Männer werden drei bis vier Mal häufiger vom frühen Herztod ereilt als Frauen, sie rauchen und trinken mehr, sind häufiger Gewalt- und Unfallopfer und Männer bringen sich drei Mal häufiger um als Frauen – so heißt es in Statistiken. Im Schnitt leben Frauen fünf Jahre länger.
Aha.Wie immer. Männer leben riskanter, sind eher Borderliner als die Damen. Man hätte auch hinzufügen können, dass 90% der Obdachlosen männlichen Geschlechts sind, oder eben auch, dass die weit überwiegende Zahl der Nobelpreisträger ein Y-Chromosom aufweist.

Ich denke mal, dass die Erkenntnis Männer seien in allen Extremen überrepräsentiert, so alt wie die Menschheit ist. Mehr Idioten, aber auch mehr Genies, mehr Muttersöhnchen, aber auch mehr Outlaws.
Es ist davon auszugehen, dass das von der Natur auch so gewollt ist. Denn, nur wo es Extreme gibt, gibt es auch Veränderungen, Fortschritt meinethalben. Während das "gesunde" Mittelmaß beharrungsstark ist, strebt das Extreme hin zum Risiko. Die Möglichkeit des Scheiterns und Versagens inbegriffen.
Und wer wäre für diese Rolle besser geeignet als die Männchen? Diese Drohnen, welche auch ersetzbar sind?

Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob der Homo Sapiens ohne die risikofreudigen Männchen jemals über das Stadium des Sammlers und Höhlenbewohners hinausgekommen wäre. Die Jagd mit Waffen, die Zähmung des Feuers ... alles riskante Unternehmungen. Ob die Damen das damals angeregt haben? Ich wage es zu bezweifeln.

Man stelle sich mal eine Frederike Feuerstein vor, die mit einem angespitzen Stock zur Jagd aufgebrochen wäre. Die hätten die anderen Mädels in der Höhle aber sowas von gemobbt. ;-)

Nuja, heutzutage scheinen riskante Unterfangen ja unnütz zu sein. Wir haben ja alles. Ende der Geschichte. Fortbewegung, Kommunikation, Haushaltsgeräte ... sichere Straßen, Supermärkte, ein regendichtes Dach und eine warme Stube. Wer braucht in der sicheren Gesellschaft schon noch "die Extremisten"?

Und da liegt der Hase im Pfeffer. Die "sichere Gesellschaft" ist strukturell verweiblicht! Kein Wunder, dass diese mit Männlichkeit ihre Probleme hat. Das heißt nicht die Jungs haben ein Problem mit sich, sondern die Muttigesellschaft mit ihnen. Der Nanny-Staat ist besorgt, wenn man so will.

Wenn ich von Verweiblichung der Gesellschaft schreibe, mag das verwundern. Schließlich ackert man ja immer noch an der "Gleichstellung" der Frau rum, strickt an Frauenquoten, beklagt die "gläserne Decke" und das "old boys network". Trotzdem, oder gerade daran sieht man dass nicht mehr der Trend zur Verweiblichung geht, sondern, dass wir schon mittendrin sind.

Es geht eben um Gleichmachung, um Konsens, ums Behüten. Alle fein zusammenbleiben, keiner rennt vor und keiner bleibt zurück.
Und wer jetzt auf die doch beklagenswert hohe Anzahl der männlichen Chefs und Führungspositionsinhaber verweist, dem sei gesagt, dass auch die Jungs am oberen Ende der Karriereleiter mittlerweile ganz auf soft skills getrimmt werden. Und wenn die ihre "weiche Seite" nur gut schauspielern müssen um aufzusteigen. ;-)

Aber wo hakt es denn nun angeblich bei uns Normalmännern?
„Männer haben oft Angst, sich zu öffnen, Schwächen einzugestehen und Hilfe anzunehmen“
Ach ja, die Angst. Klar, bilden wir doch eine Selbsterfahrungsgruppe, einen Stuhlkreis. Mit Tee. Und dann hören wir dem Jürgen zu, welche Probleme er mit seiner Identität hat. So als Mann. Da erfahren wir dann, dass wir nicht alleine sind. Schließlich sind wir alle...
...seit Jahrzehnten der feministisch inspirierten Kritik ausgesetzt, das hat sich gar bis zur Entwertung des Männlichen gesteigert
Dies spiegele sich in Funk, Film und Fernsehen wider, wo der Mann zur überzeichneten Karikatur verkommen sei: Der Trottel, der eitle Gockel oder der Gewalttäter seien Stereotypen, die ständig auf der Leinwand zu sehen seien. „Wie soll man sich fühlen, wenn man immer nur als Problemfall gesehen wird?“
Uargs!

Interessiert das echt jemanden? Wie fühlt Mann sich denn da als Betroffener? Warum sollte Mann da eigentlich überhaupt betroffen sein? Leitet irgendwer wirklich sein Selbstbild von Leinwand-Problemfällen ab? Oder ist das auch nur eine Annahme der Mutti-Gesellschaft?

Richtig schön wird es aber, wenn für die heranwachsenden Jungs männliche Vorbilder gefordert werden, die den "Umgang mit Leistungsanforderungen" vorleben.
Wo sind die denn hin? Zuhause - alles Problemfälle? Nicht "männlich" genug? Ja, dürfen die denn überhaupt noch männlich sein, oder braucht man die nur, um mit tieferer Stimme die Benutzung von Spielzeugpistolen und Ego-Shootern zu untersagen?

Und was ist mit den schon so oft geforderten männlichen Erziehern? Kann es eventuell sein, dass nur wenige Kerle Lust auf die Erziehung fremder Leute Gören haben? Ist das vielleicht (igitt!) sogar genetisch bedingt? Und wieviele derjenigen die doch Erzieher werden wollen, dürften ihrer übertragenen Aufgabe dann trotzdem nur im gewünscht weichen Rahmen nachkommen? Somit wieder mit Problemfallergebnis?

Irgendwo beißt sich das alles. Im Muttireservat ecken Jungs halt an. Man muss schon das Reservat öffnen, und nicht männliche Glucken reinsetzen wollen.

Trotz des ganzen Problemfallgesabbels glaube ich nicht, dass der Mann an sich nach seiner Identität sucht. Ich glaube auch nicht, dass das gewachsene Modell Mann nicht mehr in die Zeit passt. Er passt sich halt an wo es ihm zweckdienlich erscheint, er eckt auch mal an oder duckt sich sicherheitshalber weg. Aber vor allem lernt er im Laufe seines Lebens schnell, dass Frau ihn gerade nicht so haben will, wie es ihn die Muttigesellschaft gerne lehren möchte.

Das subtil abwertendste was Mädels unter sich über einen Typen sagen können, so wurde es mir mehrfach bestätigt, sei nämlich: "Der ist nett."

Montag, 26. September 2011

Freiheit die ich meine

Die Piratenpartei ist in Berlin an- und die FDP dort unter die Räder gekommen. Beides betrachte ich mit gemischten Gefühlen.
Die FDP hat die Quittung dafür bekommen, dass sie (die Führung zumindest) ihre Wähler verprellt hat. Wo vor (und nach) der letzten Bundestagswahl noch Hoffnung auf eine liberalere Politik unter schwarz-gelb herrschte, wurde diese leider schwer enttäuscht. Kein bürgerlicher Aufbruch - nirgendwo.
Mitnichten lag jedenfalls das desaströse Abschneiden der FDP an den zarten Ordnungsrufen Phillip Röslers in Bezug auf die ungebremste Steuergeldverschleuderung zur "Rettung" Griechenlands. Auch wenn das die Konkurrenz gern so vermitteln will.

Im Gegenteil: Normalerweise sollte jeder Partei, die in der Euro-Rettungsfrage NICHT mit dem Strom der toten Fische schwimmt, ein Wählerpotential im mittleren zweistelligen Bereich zuzutrauen sein. Nur ... man traut ihr halt nicht mehr, dieser FDP. Ist leider so. Wenngleich das Thema im Hauptstadtwahlkampf wohl auch so nicht sehr entscheidend war.

Aber die Piraten haben es geschafft. Aus dem Stand. SIE haben ihre Wähler mobilisiert und wohl auch bisherige Nichtwähler zum Urnengang motiviert. Und das mit einem Thema, welches doch ein absolut liberales ist:

Freiheit nämlich.

Freiheit im Netz erstmal. Also im gemeinsamen Lebensraum der Piraten, ihrer Wählerschaft, und einer wachsenden Anzahl der Mitbürger hierzulande. Aber klingelt's? Da fühlen sich Menschen in ihrer Freiheit bedroht, befürchten Einschränkungen und Reglementierungen in einem Raum, der ihnen wichtig ist.
Nicht durch finstere Kapitalisten, denn denen zeigen sie sehr schnell wer die wirklichen Machthaber sind. Einfach durch Liebes- und Geldentzug. Nein, die Freiheit wird durch den Staat bedroht, und das wird auch so wahrgenommen.

Wir haben im Netz doch genau das, was Liberale einen freien Markt nennen. Und dieser wird nicht durch seine Akteure gefährdet, die als Anbieter und Nachfrager nunmal aufeinander angewiesen und voneinander abhängig sind, sondern die Gefahr kommt von Seiten der Politik.

Wie im Netz, so auch im Leben. Aber warum hat die einzige liberale Partei in Deutschland es versäumt, genau an dieser Stelle mal darauf hinzuweisen dass wir mit dem Internet endlich einen noch nicht politikverseuchten Bereich haben, bei dem man mal exemplarisch sehen kann wozu der freie Markt fähig ist?
Dass Verzerrungen und Ungerechtigkeit erst entstehen, wenn das freie Wechselspiel von Angebot und Nachfrage durch steuernde staatliche Eingriffe behindert wird?

Ist die FDP vielleicht einfach schon zu sehr im politischen Machbarkeitsdenken aller Parteien verstrickt, dass sie gar nicht mehr dazu fähig ist zu erkennen, dass die so verpönte Marktradikalität hier ein gutes Beispiel gefunden hat? Ich meine, dass gerade hier ein gutes, vielleicht das beste Thema aufzugreifen gewesen wäre um den Leuten zu zeigen, wie wichtig und wertvoll die Freiheit ist. Es hätte eine Wiederbelebung des Liberalismus werden können, wenn man zuerst für die Freiheit im Netz eingetreten wäre um dann auch zu zeigen, dass Freiheit dort nicht aufhört.

Denn dort endet sie anscheinend bei der Piratenpartei. Oder was soll ich von deren Forderungen nach einem bedingungslosen Grundeinkommen, oder der kostenlosen Nahverkehrsnutzung halten? Wer soll die bedingungslosen Einkommensbezieher und die arbeitenden Angestellten der Verkehrsbetriebe denn bezahlen? Wer kommt für Gerät und Treibstoff auf?

Der Staat, der eben noch so ungeliebte? Wo soll der das Geld dafür denn hernehmen? Aus Steuern? Egal, Hauptsache von anderen? Wie wäre es mit einer Internetbenutzungssteuer? Eher nicht, oder? Also wem soll er was wegnehmen? Wem soll der Staat für eure Freiheit die seinige, das verdiente Geld so einzusetzen wie er es für richtig hält, nehmen?

Freiheit auf Kosten anderer ist keine Freiheit, das ist Schmarotzertum. Und auf staatliche Gewalt gestütztes Schmarotzertum ist nochmal erbärmlicher. Wer sich Freiheit auf die Fahnen geschrieben hat muss sich im Klaren darüber sein, dass sie auch für alle anderen gelten, und fortwährend verteidigt werden muss. Gerade auch gegen das kalte Ungeheuer Staat.

Dass die arrivierten Kartellparteien nicht engagiert gegen ihren fürsorglichen Arbeitgeber und Postenbeschaffer vorgehen werden, sollte jedem klar sein. Von daher war es gut, dass es endlich mal wieder eine neue Truppe mit frischem Personal in die abgesteckten politischen Reviere eingebrochen ist. Schön auch, dass das Kernthema dieser Partei durchaus ein liberales ist. Schade ist jetzt aber, dass das schnell dazugewerkelte Füllprogramm (um nicht als 1-Punkt-Partei dazustehen) sich wieder einmal am linken Gutmenschen-Mainstream orientiert.

Vielleicht wird es ja noch. Vielleicht braucht die FDP noch mehrere Einstufungen unter "Sonstige" um sich wieder auf ihr Kernthema Freiheit (vor dem Staat, für den Markt) zu besinnen.
Vielleicht steht der Piratenparte aber auch eine Metamorphose zu einer wirklich freiheitlichen Partei bevor, wenn sie merkt, dass als Gegengewicht zu einer schon weitgehend sozialdemokratisierten Union nicht noch eine vierte linke Partei gebraucht wird.

Bis dahin hoffe ich wenigstens auf die Verteidigung der Netzfreiheit durch die Piraten ... leider nur der Spatz, und der noch nicht mal auf der Hand.

Aber man wird bescheiden.


P.S. Tut mir leid, dass ich so lange abwesend war. Bis hier einige wichtige Dinge im RL zum Abschluss gebracht wurden, wird es wohl leider auch in der nächsten Zeit kaum besonders hochfrequent werden. Hab den Kopf einfach nicht frei.
Aber das Ende der Trubelzeit ist schon langsam absehbar. ... Calimero

Samstag, 20. August 2011

Angriff der Öko-Vogonen

Die Klimapaniker-Zunft erfreut sich zwar immer noch ausgeprägter politischer Protektion, aber unter den Kollegen schwindet ihre Reputation nach meinem Eindruck doch langsam.
Das Publikum, sofern überhaupt daran interessiert, mäkelt seit langem schon an den Prognosen von Hansen, Schnellnhuber und Rahmstorf herum, oder ist wenigstens angefressen wegen der mannigfaltigen Belastungen für die Geldbeutel von Otto Normalverbraucher und Lischen Müller.
Lediglich diejenigen, die sich ausdrücklich nicht für eben jene Normalmenschen halten, bleiben beim Thema "Globale Erwärmung" noch hyperventilierend bei der Stange.

Wobei ... aus der befürchteten menschgemachten Erwärmung ist ja mittlerweile schon der menschgemachte Klimawandel geworden. So lässt sich alles eben einfacher erklären. Ob es warm wird oder kalt, ob es stürmt oder windstill ist, ob es regnet, schneit, hagelt oder trocken bleibt - ist das Wetter nicht wie im letzten Jahr, so ist das "Klimawandel". Menschgemacht selbstverständlich, klar.

Nun möchten unsere Regenten ja nicht, dass die Sahara ergrünt, Sibirien im Schlamm versinkt oder Tuvalu überflutet wird. Sie möchten nicht, dass Brandenburg zu Sandwüste wird, oder in Hamburg die gleichen klimatischen Verhältnisse wie im anscheinend ganzjährig unbewohnbaren Freiburg herrschen.
Na, und dann wären da noch die Verluste an tierischem Leben, die zu beklagen wären, und natürlich die 50 Millionen Klimaflüchtlinge, die eigentlich schon 2010 eingetroffen sein sollten.

Sagen wir mal so - die Klimapropheten haben eine Menge Visionen verbreitet, und die Politiker haben dies gern zum Anlass genommen um menschliches Tun großflächig zu beeinflussen, zu regeln, zu verbieten, oder wenigstens so richtig schön zu besteuern.

Glühlampen verbieten, Häuser in Styropor einpacken, CO2-Zertifikate für Holzpellets, Zufallsstrom für deutsche Michels und subventionierte Solarpanels für jeden Süddach-Eigner. Die Angst macht Schwachsinn durchsetzbar.

Nun ist es aber schon ein bissl unruhig geworden um die Prophezeiungen der Klimapriester von der Church of Global Warming.
Wir hatten Climategate und Himalayagate, wir hatten vier tote Eisbären, die auf das baldige Ertrinken aller Knuts und Flockes hindeuteten, obwohl es nichtmal von den vieren Fotos gab. Wir hatten Bodenmessstationen in mittlerweile urbanen Wärmeinseln, und nun strahlt die Erde auch noch mehr Wärme ab, als bisher angenommen.

Aber jetzt kommts. Wer meinte, dass irgendwann einmal wieder Vernunft in die Sache kommen würde, weil einfach zu viele Pfeiler der Treibhausgas-Theorie grundlegend morsch geworden sind, der sollte jetzt ganz stark sein.
Ab hier kann man sich von der Ratio komplett verabschieden, denn nun werden die Möglichkeiten surreal:

Wenn wir nicht mit unserem schändlichen Tun aufhören, und weiter Treibhausgase in die Erdatmosphäre pusten, dann könnten:
Öko-Aliens kommen und unsere Spezies vom Angesicht der Erde tilgen, um den Planeten zu retten.
Sagen Wissenschaftler. Schreibt der Guardian:
"Green" aliens might object to the environmental damage humans have caused on Earth and wipe us out to save the planet. "These scenarios give us reason to limit our growth and reduce our impact on global ecosystems. It would be particularly important for us to limit our emissions of greenhouse gases, since atmospheric composition can be observed from other planets," the authors write.
Ähm, ja. Okay. Da ist dann wohl nix mehr hinzuzufügen. Da müssen wir wirklich dringend handeln.
Ich hatte jahrelang geglaubt, dass die Men in Black eine Hollywood-Erfindung seien, und es sich bei Figuren wie Claudia Roth, Jürgen Trittin, oder Bärbel Höhn um ganz normale, wenn auch ein bisschen verdrehte Menschen handelt.

Vielleicht habe ich mich aber doch geirrt. Die mit Geheimwissen ausgestatteten MIB rapportieren der NASA und diese dem IPCC. Sie sehen Zusammenhänge, die unsereinem verschlossen bleiben, und versuchen uns lediglich vor Schlimmstem zu bewahren.
Die Vogonen sind grün! Und sie wollen keine galaktische Umgehungsstraße bauen, sondern aus der Erde einen Wildpark machen wenn wir nicht endlich einsichtig sind. Ganz sicher!


via: Propagandafront

Dienstag, 16. August 2011

Eurobonbons für den Club Med

Halleluja, was für ein Theater! Wollen wir Eurobonds? Sollen wir es tun? Müssen wir gar?

Schäuble sagt nein, Merkel sagt nein. Wir mussten aber schon in der Vergangenheit lernen, dass Angela, die Alternativlose nach langem Sträuben noch stets umgekippt ist. Und wer sollte sie auch stützen? Die CDU schwankt schon, nur die FDP hält noch stand. Wenn es aber Spitz auf Knopf stünde, und wirklich die Koalitionsfrage gestellt würde? Dann schlüge doch die Stunde der "Opposition" aus Grünen und der SPD. (Lediglich der Linken traue ich zu, dass sie keine Eurobonds befürworten, die würden lieber gleich "die Reichen" enteignen.)

Also ich würde jedenfalls nicht drauf wetten, dass die Eurobonds ausgerechnet von der Kanzlerin verhindert werden. Wo Frankreich uns doch so dringend braucht.

Überhaupt Frankreich. Wenn Paris nun auch sein Triple-A verlieren sollte, sind die dann raus aus der Nummer? Geht der Euro dann umgehend koppheister, oder sind die Eurobonds dann dringender denn je? Was wird, wenn die letzten Nachrichten zum marginalen deutschen Wirtschaftswachstum die Märkte annehmen lassen, dass jetzt auch die letzte Euro-Lokomotive schwächelt?
Ist das dann wurscht, weil eh alles an Verbindlichkeiten der Eurozone auf einen großen gemeinsamen Papiergeld-Lagerplatz gekippt wird?

Aber wenn das egal sein würde, weil es nur auf gemeinschaftliche Größe ankommt, dann könnte doch auch nur Frankreich seine Anleihen mit denen der Euro-Peripherie zusammenschmeißen, oder?
Da das aber anscheinend keiner will, scheint es also doch allein an Deutschland zu hängen. Also ist es auch ungünstig, wenn die "stärksten" Länder schwächeln - so stellt es sich mir jedenfalls dar. Ja nun?
Alle wollen also Euro-Bonds außer Deutschland? Nö, glaube ich nicht. Hat mal jemand die anderen Triple-A-Länder gefragt? Gar die Bürger derselben?

Wohl nicht. Und man wird auch wissen warum. Würde man die potentiell geforderten Leistungserbringer, d.h. die Leute deren Steueraufkommen gegen die ausstehenden Staatsschulden aufgerechnet wird, dazu befragen, würden sie den Schuldenvergemeinschaftern wohl mehrheitlich den Vogel zeigen.
Daher ist Volkes Meinung hierbei störend, wenn die Experten das Für und Wider der Euro-Anleihen diskutieren. Wobei ich hier mal kurz Tucholsky zitieren möchte:
"Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig."
Was verstehe ich, als Mini-Volksanteil, denn da nun falsch wenn ich Eurobonds gefühlsmäßig ablehne? Was bringt Experten dazu, diese Anleihen als positiv anzusehen?

Zunächst mal würde dadurch der Euro-Kollaps eventuell verhindert, und schlecht wirtschaftende Staaten des Alten Kontinents würden finanziell aufgefangen und gegen die "ungezügelten" (d.h. nicht steuerbaren) Märkte immunisiert. Fein soweit, sehe ich ein (in Politikerlogik) - doch zu welchem Preis? Und warum ist das überhaupt nötig?

Weil unsere Gemeinschaftswährung dran hängt, die Weltwirtschaft vielleicht sogar, und nicht zu vergessen die ganzen Lebensversicherungen, Banken und Pensionsfonds die die Spargroschen der Bürger verwalten. Stimmt, das ist keine schöne Vorstellung wenn sich da alles in Rauch auflösen würde.

Nur, wenn das alles an die Zahlungsfähigkeit der Eurozonenländer gebunden ist, und diese anscheinend nur gegeben ist wenn sich Deutschland als (bürgender und zahlender) Stabilitätsanker zur Verfügung stellt - ist das nicht ein bisschen viel Verantwortung? Was ist ein Weltfinanzsystem und eine Eurozone denn wert, wenn alles irgendwie auf die Zahlungswilligkeit der wertschaffenden Steuerbürger einer europäischen Mittelmacht aufgebaut sein soll? Ist das nicht grundsätzlich fragwürdig?

Ein neues Argument für Eurobonds habe ich erst kürzlich gelesen. Demnach wäre es toll, wenn die Eurozone eine riesige neue Anlagemöglichkeit böte, um sein (ungenutztes) Geld anzulegen. Quasi als Konkurrenz zu den US-Treasuries, die bisher den einzigen Papiergeld-Lagerplatz mit ausreichend Fassungsvermögen darstellen. Der Euro könnte so sogar zu einer Welt-Leitwährung werden.

Klingt da nicht ein bissl Allmachtsphantasie durch? Weil der US-Schuldenturm mittlerweile ein wenig wackelig geworden ist, hätten wir die Chance einen europäischen als Alternative zu installieren?

Da stelle ich mir doch die Frage, ob es nicht grundsätzlich falsch sein könnte die Weltwirtschaft auf Papiergeld-Schuldenbergen aufzubauen. Man sieht ja dass es irgendwann kritisch wird, und ein neues halbfragiles europäisches Billionengrab wird daran auch nichts ändern.
Auch muss die Frage gestellt werden, warum es überhaupt so einen Haufen Kapital geben muss, für dass es offensichtlich keinerlei realwirtschaftliche Verwendung zu geben scheint.

Ich glaube ja, dass Politiker und Mainstream-Ökonomen mit dem Papiergeldsystem eine für sie ideale Spielwiese um jeden Preis erhalten wollen. Die einen haben dadurch finanziellen Spielraum mit fast unbegrenztem Dispokredit, und die anderen meinen eine Welt ohne Naturgesetze zu verwalten in der es nichts gibt, was man nicht irgendwie noch regeln könnte.

Nur glaube ich schon, dass es ökonomische Naturgesetze ähnlich denen in der Physik gibt. Es gibt Masseträgheiten, Potenzialunterschiede, Anziehungskräfte, abstoßende Polaritäten und sicherlich noch diverse andere Analogien. Und dagegen kann man halt nicht dauerhaft anhalten.
Vor vierzig Jahren hat man den Karren auf die schiefe Ebene gesetzt, und seitdem beschleunigt er. Anfangs gut beherrschbar, aber mit steigender Geschwindigkeit wird es halt schwieriger die Kontrolle zu behalten.

Da mögen die USA als Schwergewicht auch bei hohem Tempo noch in der Spur gehalten werden können, während es Leichtgewichte wie Griechenland und Portugal schneller aus der Bahn wirft - aber auch wenn wir Europa per Gemeinschaftsbonds zu einer Schwergewichtsseifenkiste zusammenbinden wird die Fahrt nicht gebremst werden. Eher wird die Fuhre noch schneller. Da können die Mainstream-Ökonomen noch soviel am Fahrwerk und den Spoilern rumfrickeln - die Karre wird nicht langsamer. Kann sie leider gar nicht werden.

Darum sind Eurobonds meiner Meinung nach nur eine Art teure Stabilisatoren, welche Deutschland doch bitte kaufen möge. Für die Südschiene und für viele Mainstream-Ökonomen. Auf das die Kiste doch bitte noch eine Weile rollen möge.

Sowohl auf unserer schiefen Bahn, als auch auf der US-Amerikanischen.