Dienstag, 9. August 2011

Frechheit!

Durch Zufall habe ich mitbekommen, dass heute die online-Umfrage der EU zum Thema Plastiktütenverbot endet.

Ja, die EU-Apparatschiks kümmern sich auch noch um Glühbirnen, Gurkenkrümmungsgrade und Seilbahngesetze für jede Sandbank im Europa-Reich wenn ihnen schon das Wasser bis zum Halse steht. Völlig Wurst ob der Laden grad zusammenklappt, für irgendwelche Verbots- oder Besteuerungsinitiativen ist da immer noch Zeit.

Neu war mir allerdings, dass die Kollegen auch mal die Bürger zu ihren Ideen befragen. Löblich, löblich.
Nur ... wo fragen die das denn? Und warum erfahre ich das erst heute durch Zufall? Normalerweise halte ich mich doch eigentlich für recht gut informiert?

Hm, googeln wir mal: "Plastiktüten verbieten EU Abstimmung"

Erster Treffer ist 'ne BILD-Meldung vom Mai. "Online-Befragung findet statt" - ist aber kein Link dabei. Zweiter Treffer ist PI ... auch ohne Link. Aber im Kommentarbereich war jemand so freundlich.

Hier gehts also lang: http://ec.europa.eu/environment/consultations/plasticbags_en.htm

Bin mir jetzt grad nicht sicher, ob ich bei solchem Quatsch überhaupt mitmachen will, aber was solls. Ich meckere ja sonst immer, dass die mich nie fragen, also sollte ich da schon mittun wenns schon mal angeboten wird.

Erstmal passiert ... nix. Oh, man will mich "redirecten". Hm, schalte ich jetzt den Scriptblocker ab? Zähneknirschend ... ja. Grmpf!
Och nö, is ja alles englisch, und jetzt wollen die auch noch Zusatztexte!

Muss es doch auch auf deutsch geben, oder? Nope, ab hier ist Schluss mit der europäischen Sprachenvielfalt.
Ich versuchs aber trotzdem, so ein bissl Frage-und-Antwort Englisch kriege ich schon unfallfrei hin.

Jetzt reichts aber! Noch 'ne Seite? Noch mehr Zusatzantwort-Kästchen? Sind die komplett behämmert, oder wollen die mich weichkochen? Soll ich mich hier stundenlang durch Frageseiten hangeln bis ich aufgebe?
Ich gebe auf. Es reicht mir. Ich will mich mit diesem Kasperverein nicht rumärgern.

Wer mich nicht in meiner Sprache anreden kann, will wohl auch nicht wirklich Antworten von mir. Wie können die davon ausgehen, dass jeder sie versteht? Und was würden die z.B machen, wenn jeder die allfälligen 300 Zusatzworte in seiner Landesprache reinhämmern würde? In deutsch, baskisch, Farsi oder Urdu? Das lesen die doch eh nicht!

Was ist mit EU-Bürgern, die gar nicht auf die Idee kämen solchem Quark hinterherzugoogeln? Was mit denen, die überhaupt nicht netzaffin sind? Was ist mit Omma und Onkel Helmut? Was mit stolzen Franzosen, die nie auf die Idee kämen, dass es noch eine andere Sprache als Französisch gibt?

Also echt, solchen Murks können die auch gleich lassen. Es bleibt dabei - ich habe keinen Bock auf die EU-Kommission.

Lasst euch doch endlich eintüten!

3 Kommentare:

  1. Danke für den Hinweis. Ich habe durchgehalten und meine Meinung geäußert. Grundtenor:

    "Such matters should be regulated by the market, which is IMHO far more efficient than any EU bureaucracy will ever be!"

    Wird nix nutzen, weiß ich doch. Aber die Eurokraten sollen wenigstens mitbekommen, daß sie nicht jeden Scheiß regulieren sollen, nur weil's auf irgendeiner grünen agenda steht.

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  2. Hab das mal ausgefuellt... naja, so umfangreich war's nicht, da hab ich schon schlimmeres gesehen.

    Erschreckend nur, wie der Fragebogen aufgebaut ist: Die Entscheidungsebene Kommune kommt gar nicht vor und die Fragestellung allgemein laesst vermuten, dass die Richtlinie schon fertig in der Schublade liegt, nur in Detailfragen noch verschlimmbessert werden kann und nur noch auf einen geeigneten Anlass wartet (was macht eigentlich die Muell-Insel im Antlantik?).

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  3. Mir geht es ja vor allem darum, dass die EU-Kommissare sich bei dieser Verbotsinitiative so eine Art Scheinlegitimierung basteln. Seht her, wir haben euch doch gefragt!

    Aber es wird eben NICHT jeder gefragt, NICHT jedem ist diese Abstimmung überhaupt bekannt, und NICHT jeder kann die Fragen wie selbstverständlich beantworten. Man hat als EU-Bürger eben keine Möglichkeit, wie bei einer wirklichen Wahl, mittels klarer Ankreuzalternative abzustimmen.

    Das ganze Ding ist von vornherein sichtlich für den Rundordner konzipiert, und die Verantwortlichen machen sich nicht mal die Mühe, dem Ganzen wenigstens den Hauch eines seriösen Anstrichs zu geben.

    Sorry, wenn etwas derart offensichtlich für die Füße ist, dann investiere ich dafür weder Zeit noch Hirnkapazität.

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