Dienstag, 19. April 2011

Stinkbombe im (Rettungs)Zirkuszelt

Na, das wird ja lustig demnächst in unserer EUdSSR. Die Griechen haben sich mordsmäßig verschuldet und winden sich nun seit Monaten bei der Frage rum, wie sie da wieder raus kommen sollen. Die sozialistische Regierung in Athen tut sich so schon schwer, und andere Sozialisten erklären gleich, dass man weder zahlen kann, noch will.

Sowas freut die Finanzmärkte. Naja, bisher retten ja die angenommen noch zahlungsfähigeren EU-Staaten noch so ein wenig stümperhaft ein wenig von außen herum, was sie aber nicht unbedingt beliebter im von Staatspleite bedrohten Europa macht. Vor allem Deutschland tut sich dabei hervor, und zahlt nicht nur am meisten in den ganzen Rettungsschirm-Unsinn ein, sondern erfrecht sich auch noch, dafür ein wenig Eigenleistung zu verlangen. Auf dem Papier jedenfalls, also anfangs ... bevor Merkel und Schäuble (wie immer) einknicken.

Nuja, sei es wie es sei ... ich glaube sowieso nicht, dass das Pleite-Domino nach Griechenland, Irland und Portugal ein Ende haben wird. Auch wenn der Crah bisher noch mit Geldpflastern halbwegs aufgehalten werden konnte, wird es letztenendes doch knallen. Dafür dann mit größerer Fallhöhe und mehr Masse.

Wie lange das allerdings noch dauert, war bisher offen. Selbst als schon einige osteuropäische Länder ihren Unmut darüber geäußert hatten, dass sie für Pleiteländer mit höherem Lebensstandard nun in Haftung genommen werden sollen ist erstmal nichts passiert.

Jetzt hat aber ein kleines Volk von Nordmännern eine Stinkbombe in die Manege geworfen. Die Clowns, Gaukler und Dompteure gucken empört in Richtung Finnland, denn da schreit einer: "Euer Spiel gefällt mir nicht!"

Ach herrjeh ... die "Wahren Finnen"sind ausgebrochen und das kann Ärger bedeuten. Zumindest hier bei mir im Staatsfunk hyperventiliert man etwas. Das sind doch nicht die wahren Finnen! Nee, die wollen wir nicht. Aki Kaurismäki, Mika Häkkinnen ... ja die schon, die mögen wir. Aber übergewichtige, schwitzende Rechtspolitiker, die von ungebildeten jungen Männern gewählt werden, wie die Welt messerscharf analysierte? Zitat:
"Die fast 20 Prozent Wähler für die Wahren Finnen waren überwiegend Männer mit vergleichsweise schlechter Ausbildung. Die konnte der bebrillte, übergewichtige und oft sichtbar schwitzende Soini mit seinen Protestparolen gegen das akademische Establishment in Helsinki erfolgreich mobilisieren.
Er wirkte einfach viel farbiger als all die schlanken, akademisch wirkenden und um ausgewogene Mitte-Rhetorik bemühten Konkurrenten wie die liberale Ministerpräsidentin Mari Kiviniemi oder auch Katainen, der bisher Finanzminister war."
Tja, nun glaube ich irgendwie nicht, dass diese "Wahren Finnen" gewählt wurden, weil sie was gegen Sex vor der Ehe, zuviele Ausländer, oder die Homoehe haben. Für so rückwärtsgewandt halte ich die Finnen ja nun nicht.
Ich denke eher, dass allein ihre Anti-EUdSSR und Anti-Bail-out Haltung sie von diesen "schlanken, akademisch wirkenden und um ausgewogene Mitte-Rhetorik bemühten Konkurrenten" abgehoben hat. Die Finnen sind ja nicht dämlich, halten sie doch immerhin den europäischen PISA-Spitzenplatz (weltweit nur hinter China und Korea).

Sowas kann ein Establishment-Lautsprecher der bunten Republik  natürlich nicht verstehen. Hierzulande (PISA Rang 20) wählt der "gute Mensch" ja grün, oder rot, oder rot-grün ... oder gleich die Volksfront.
Und das obwohl schon schwarz-gelb derweil unter grüner Flagge segelt und gar nicht schnell genug nicht vorhandene Steuermilliarden in Europas Peripherie versenken kann.

Wovor hat das Establishment nun Angst? Vor der Machtergreifung finnischer Nationalkonservativer? Ach was. Davor, dass die Nordländer Portugal die "Hilfe" versagen könnten? Ich glaube nicht, macht Finnland doch nur ca 2% der Eurowirtschaft aus.

Nö, es geht um Symbolik. Ihr Veto-Recht bei den Bail-outs werden sie den Finnen schon zugestehen, vielmehr, sie werden es ihnen irgendwie abkaufen, irgendwelche Zugeständnisse machen.
Aber der Ball ist dann erstmal im Spiel, der erste Riss im Zirkuszelt. Was, wenn das Beispiel Schule macht?
Wenn noch irgendwo andere "ungebildete, junge Männer" die akademischen Politkiesel nicht mehr sehen wollen und einfach mal was anderes wählen? Wenn sich herausstellen sollte, dass die Finanzeskapaden der EURO-Bewahrer nun doch nicht "alternativlos" sein sollten? Wenn die politische Rettungsfront anfängt zu bröckeln (an den Märkten tut sie es ja eh schon)?

Nun ja, es wird spannend ... hoffe ich jedenfalls.

5 Kommentare:

  1. Sagen wir's mal so: Die Finnen übernähmen - falls es zu einer Regierungsbeteiligung der "wahren Finnen" käme - nur den Part, der längst schon Aufgabe des Bundesverfassungsgerichts hätte sein müssen. Dieses versucht - selbst nach Annhame der Klage (Hankel & Co.)- die ganze Sache offenbar auszusitzen. Schon, um nicht seiner vorherigen Festellung und Grenzziehung folgen zu müssen.

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  2. Naja im Ignorieren der eigenen Gesetzgebung hat man doch schon Übung, da wird es diesmal umso besser flutschen. Und: Ist Einstimmigkeit nicht sowieso doof wenn sie zum falschen Ergebnis führt? Echtma!

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  3. "....Einstimmigkeit nicht sowieso doof wenn sie zum falschen Ergebnis führt?"

    Wenn sie zum falschen Ergebnis führt, ist jede Entscheidung doof. Erst recht natürlich die einstimmige. Und deshalb hoffen wir (?) auf die Finnen, daß sie verhindern mögen, was die Deutschen (Merkel) nie schaffen (werden).

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  4. " ...und deshalb hoffen wir (?) auf die Finnen, daß sie verhindern mögen, was die Deutschen (Merkel) nie schaffen (werden)... "

    Kippis!

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  5. "Die" werden es den Finnen schon eintränken. Phaeton sollte deren Obermuck lieber nicht fahren.
    Ich bin gespannt wie Flitzebogen, was sich die Jünger Baphomets für Scherze einfallen lassen werden.

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