Wir wollen unser'n alten Kaiser Wilhelm wiederhaben! Und wir kriegen - wahrscheinlich - 'ne Wurst. (zum Glück doch nicht!)
Hach ist das spannend! Schon als Christian Wulff sein Schloss noch verzweifelt verteidigte, wurden schon Namen für seine Nachfolge gehandelt. Zeitgeistgemäß sollte der neue Schlossherr, die neue Schlossherrin irgendwie angegrünt und sozial erscheinen.
Die bürgerliche Regierungsmehrheit nimmt für sich ja das Erstvorschlagsrecht in Anspruch, ist sich aber bewusst, dass sie gegen den Linksblock keinen dezidiert Konservativen durchbekommt.
Nebenbei ... ich glaube, sie selbst will das auch gar nicht. Man gibt sich ja modern. Der dahingegangene Patchwork-Präsi Christian "Islamintegrator" Wulff kann ja als erster Entwurf eines modernen Konsens-Präsidentens gewertet werden.
Andererseits ist es dem Volk anscheinend völlig Latte, ob der Aspirant schon mal eine UN-Umweltorganisation oder die evangelische Kirche Deutschlands geleitet hat. Dort, in den Schrebergärten, Baubuden und Cappuccino-Ausschankstellen der Republik bevorzugte man meiner Ansicht nach durchgängig den "zweiten Sieger" der letzten drei Wahlgänge - Joachim Gauck.
Und dieser ist ja bisher weder durch grüne Umbaufreude noch als Wegweiser zum Sozialismus aufgefallen.
Sei's drum. Die ersten gehandelten Kandidaten der Zeit vor dem Rücktritt waren :
Katrin Göring-Eckardt (Grüne, EKD-Hauptfrau)
Klaus Töpfer (CDU-Ticket, UN-Irgendwas für Grünes)
Norbert Lammert (CDU-Ticket, als Bundestagspräsident eh zweiter Mann im Staate)
Joachim Gauck (parteiloser Bürgerrechtler, Stasi-Aufklärer, ehemaliger Kandidat von SPD und Grünen)
Dann bekam, dem Ereignis geschuldet, das Kandidatenkarussell Schwung. Ich weiß nicht, ob da die Möchtegerns reihenweise die Finger hoben, oder ob Hinterbänkler und Redaktionen nur ihre Vorstellungen äußerten, um auch mal was sagen zu können. Ich vermute Letzteres.
Der Tag des Rücktritts - Freitag, der 17.Februar 2012:
Aus diversen redaktionellen und politischen Meinungsäußerungen, sowie Leserabstimmungen destillierten sich folgende Kandidaten:
Katrin Göring-Eckardt (Grünen-Ticket, Gutmenschenticket, EKD-Hauptfrau)
Klaus Töpfer (CDU-Ticket, UN-Irgendwas für Grünes)
Norbert Lammert (CDU-Ticket, als Bundestagspräsident eh zweiter Mann im Staate)
Joachim Gauck (parteiloser Bürgerrechtler, Stasi-Aufklärer, ehemaliger Kandidat von SPD und Grünen)
Thomas de Maizère (CDU-Ticket, Politadel, derzeit Verteidigungsminister)
Wolfgang Schäuble (CDU-Ticket, ehem. Kronprinz, ewiger BuPrä-Kandidat, derzeit Finanzminister und zukünftiger ESM-Gouverneur)
Margot Käßmann (SPD-Ticket, Gutmenschenticket, gefallene Bischöfin der Herzen, Schutzheilige der automobilen Weinliebhaber)
Ursula von der Leyen (CDU-Ticket, Mutti-Ticket, Powerfrau-Ticket)
Frank Walter Steinmeier (SPD-Ticket, Schröder-Imitator, BT-Wahlverlierer, diplomatischste Schneeeule der Sozialdemokratie)
Theo Waigel (CSU-Ticket, hohe Augenbrauenbekanntheit, ER brachte uns den Euro!)
Wenn man sich die Liste mal anguckt, fallen einige Kandidaten wohl von Vornherein aus der Wertung. Die Vita eines zukünftigen Staatsoberhauptes sollte besser keine Anknüpfpunkte für Kritiker und Verächtlichmacher bieten. Noch einen Präsidenten mit Spottnamenpotenzial oder erklärten Gegnern sollte uns die Politik besser nicht bieten. Sonst könnten sie den Job demnächst nämlich wirklich bei Ebay verticken - dann ist jeder Respekt verlorengegangen.
Es fallen (für mich) also aus: Waigel, der Euro-Unglücksbringer und seitdem in der Versenkung Verschwundene. Uschi vdL, die vielleicht bei CDU-Frauen gut ankommt, aber seit ihrer Internetsperren-Paranoia nicht nur bei der linksgestrickten jüngeren Generation als böse Hexe verrufen ist.
Käßmann? Nicht wirklich. Nicht mehr nach ihrer berühmten Autofahrt.
Steini, die Schneeeule ist wohl nicht ernst gemeint, oder? Was sollte ihn ausgerechnet dazu qualifizieren Bundespräsident zu werden? Die Deutschen haben ihm doch bisher doch schon jeden Wahlerfolg versagt.
Schäuble, der ehemalige Kofferträger Kohls? Sorry, wollen wir echt einen Bundespräsidenten, von dem in letzter Zeit Bilder in SS-Uniform aufgetaucht sind?
Hm, für mich lichten sich die Reihen also schon deutlich. Für die veröffentlichte Meinung noch nicht.
Tag 1 nach dem Rücktritt - Samstag, der 18.Februar:
Neu herein kommt Andreas Voßkuhle. Man hat sich daran erinnert, dass man mit Roman Herzog ja schon einmal Glück mit einem Verfassungsrichter im Schloss Bellevue gehabt hatte. Nach kurzer Bedenkzeit lehnt dieser jedoch dankend ab. Man hätte ihn dem gemeinen Volk sowieso erstmal vorstellen müssen, und ich glaube nicht, dass die Deutschen, die ja meiner Ansicht nach einen Ersatzmonarchen haben wollen, mit einem Unbekannten zufrieden wären. Also Voßkuhle raus.
Dafür kommt nun Bischof Wolfgang Huber als Neuer in die Lostrommel. Nach Göring-Eckardt und Käßmann der dritte Kandidat mit religionsbürokratischem Hintergrund. Ebenso neu sind Hans-Gert Pöttering, Jutta Limbach, Richard Schröder und der Elder Statesman Klaus von Dohnanyi. Überhaupt überschlägt sich Spekulationskarussell geradezu.
Offiziell aus der Wertung fallen jetzt nacheinander Norbert Lammert und Thomas de Maizère wegen eigener Absage. Inoffiziell aus dem Rennen sind Joachim Gauck (Mensch Mutti!!! Kannst du nicht mal über deinen Schatten springen?), Katrin Göring-Eckhardt und Klaus Töpfer. Dohnanyi hingegen wäre wohl doch etwas zu alt für den Job.
Uschi vdL und Schäuble kommen als amtierende Minister wohl auch nicht infrage.
Ein Spitzenvorschlag kommt dagegen aus einer an der offiziellen Kandidatensuche unbeteiligten Ecke der liberalen Blogosphäre. Der Name Asfa-Wossen Asserate wird dankenswerterweise von Ulrich Elkmann in Zettels kleinem Zimmer ins Spiel gebracht, und auch vom Hausherren gewürdigt.
Tag 2 nach dem Rücktritt - Sonntag, 19.Februar:
Bisher sind mir zumindest noch keine neuen Absagen bekannt geworden, dazugekommen ist allerdings der Name Petra Roth. Was auch immer die Frankfurter Oberbürgermeisterin dazu qualifizieren mag.
Stand zur Mittagszeit nach meinem Kenntnisstand also wie folgt:
Margot Käßmann
Frank-Walter Steinmeier
Theo Waigel
Wolfgang Huber
Hans-Gert Pöttering
Jutta Limbach
Richard Schröder
Petra Roth
Okay ... ich denke, diese Liste spricht für sich. Unser Kandidatenkarussell ist eine Wertigkeitszentrifuge. Die gewichtigsten Brocken fliegen nach und nach raus, manch Leichtgewicht bleibt dagegen unbeachtet kleben, weil sich schon niemand mehr daran erinnert.
Meiner Meinung nach wird es wohl keiner der Übriggebliebenen werden. Wenn doch, dann ist es letztlich auch egal und zeigt nur noch einmal deutlich, dass sich in der bunten Konsensrepublik keine wirklichen Schwergewichte halten können.
Ich würde ja gern mit dem Satz "Es bleibt spannend!" schließen, aber derzeit ist wohl die Luft raus. Hoffentlich kommt da noch was Besseres.
(Irrtümer und Änderungen vorbehalten, notwendige Richtigstellungen werden gern entgegengenommen.)
Nachtrag 20:45 Uhr:
Quieeetsch! Das Kandidatenkarussell hat nun doch abrupt gestoppt. Nach übereinstimmenden Eilmeldungen der berichtenden Medien haben sich Koalition und Opposition auf den vormaligen Kandidaten von SPD und Grünen geeinigt. Der bisher in allen ernstgemeinten Umfragen in Front liegende "Kandidat des Volkes" hat nun auch die Zustimmung aller größeren parteipolitischen Gruppen Deutschlands, und wird damit wohl der nächste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Herzlichen Glückwunsch
Joachim GauckVorausgegangen ist die einstimmige Entscheidung des Präsidiums der FDP für den besten Mann, mit dem durchaus vorhandenen Risiko damit die Koalition aufs Spiel zu setzen. Bis zuletzt zeigte sich die Union hartleibig, da sie hierbei eingestehen musste einfach keinen besseren als den gegnerischen Kandidaten präsentieren zu können.
Nun musste Mutti halt doch mal eine Niederlage eingestehen, hat aber am Ende doch noch Größe gezeigt. Trotzdem geht mein ungeteilter Dank an dieser Stelle an das Präsidium der
Freien Demokratischen Partei - Die Liberalen
Also ich darf als Ösi nur außer Konkurrenz, also eigentlich garnicht ... aber egal: ich bin bekanntlich für wen ganz anderen.
AntwortenLöschenUNd wenn der nicht, warum nicht die Bettina. Da spart man sich die Umzugskosten, und sie kann ja wohl wirklich nix dafür, für die Chose ihres Mannes. Modernes Patchwork-Design vermittelt sie auch, mit dem Tattoo kann sich die jüngere Generation identifizieren, und Mutti wird sie beim Regieren auch nicht gefährlich. Warum als nicht sie? Schlimmer als die oben angeführten Weiber kann sie net sein ...
^^ Bettina duerfte leider nicht, da noch nicht ausreichend vergreist... Mindestalter 40.
AntwortenLöschen"Nun musste Mutti halt doch mal eine Niederlage eingestehen, hat aber am Ende doch noch Größe gezeigt."
AntwortenLöschenNee, lieber Calimero, hat sie nicht, wie wir wissen. Sie konnte wohl schlecht die Koalition platzen lassen. Das Rösler imaginär mal mit der Faust auf den Tisch haut "den Gauck und sonst keinen" das muß Merkel an den Rand eines Infarktes gebracht haben. So eine widerspenstige Stirne hat sie sicher seit Jahren nicht mehr erlebt. Allein das war die unsägliche Wulf-Affäre wert.
Kompliment an Rösler!!!