Samstag, 28. Mai 2011

Gefährliche Einflüsterer

Und wenn man mal nicht weiterweiß, dann gründet man 'nen Arbeitskreis. Dieses Motto kennt jeder, der sich ab und zu mal in der Hierarchieebene der Entscheider rumtreibt. Es ist ja auch nicht so ganz einfach eine endgültige Wahl zu treffen, wenn die Materie hochkomplex und die Konsequenzen weitreichend sind.

Das Prinzip dabei ist einfach. Der letztendliche Befehlsgeber delegiert die Entscheidungsfindung an ein Rudel Subalterne, die verschiedene Wege beleuchten und sich den Kopf darüber zerbrechen, welcher denn nun der richtige ist, während der Chef das Ergebnis entgegennimmt, dem ganzen vielleicht noch seinen Stempel aufdrückt, um es dann mit bestem Gewissen zu exekutieren.

Dabei gewinnen beide Seiten, während sie sich trotzdem ein Stück weit aus der Verantwortung stehlen können. Die "Experten" arbeiten ja nur zu und entscheiden nicht, während der Auftraggeber sich im Nachhinein auf das Expertenurteil berufen kann.

Früher war das bei Herrschern zumindest ein bisschen anders. Die damaligen Regenten hatten auch durchaus ihre Berater, manche als "graue Eminenz" im Hintergrund agierend, aber doch mächtig und gefürchtet. Kardinal Mazarin war mächtig unter Ludwig XIV, Michail Suslow lange Zeit die graue Eminenz des Kreml, sogar Karl der Große hatte seinen Einhard.
Beratung ja, aber im engsten und vertrauten Kreis. Nicht wie heutzutage, wo wir eine geradezu groteske Beraterinflation beobachten.

Unsere derzeitige Regentin hat sich ja nun auch mit jeder Menge Kasperkopfgremien umgeben, die ihr "den Weg" zeigen sollen. Nicht dort wo es nötig wäre, wie z.B. gerade beim akuten europäischen Staatsschuldendesaster, aber dafür umso mehr bei der Umwandlung des Industriestandortes Deutschland in ein ökologisch korrektes Armenhaus.

Wir haben da den Sachverständigenrat für Umweltfragen, der schon seit 1971 besteht, und vielleicht irgendwann sogar mal eine Existenzberechtigung hatte. Momentan beschäftigt er sich mit dem ökokorrekten Umbau der Energieversorgung.
Ferner gibt es noch einen Rat für Nachhaltige Entwicklung, der die Bundesregierung beraten soll. Wobei? Man ahnt es.
Außerdem haben wir seit kurzem auch eine Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung, der es nicht um die Sicherung unseres Strombedarfs, sondern um die Ausschließung gefühlter Risiken dabei geht (vulgo: Atomkraft nein danke). Lustig bei dieser Kommission ist ja, dass ausgerechnet der einzige Wirtschaftsmann in diesem Gremium der CEO von BASF ist, bei dem wohl zuerst die Lichter ausgehen werden. Zitat Welt:
"Seit Beginn des Atommoratoriums könne die Versorgung des deutschen Südwestens fast nur noch durch die großen Kohlekraftwerke im Raum Köln gesichert werden, heißt es dort. Falls es zu unvorhersehbaren Problemen mit den Stromtrassen komme oder rheinische Kraftwerke etwa wegen eines Kesselschadens ausfielen, müssten große industrielle Stromverbraucher im Rhein-Main-Gebiet voraussichtlich vom Netz getrennt werden. 
Sogenannte Lastabwurfpläne dafür gibt es bereits: Die BASF in Ludwigshafen, größter Chemiestandort Europas, müsste dann zuerst die besonders energiehungrigen Anlagen zur Chlor-Elektrolyse abstellen. Stabilisiert dies das öffentliche Stromnetz immer noch nicht, müssten schrittweise weitere BASF-Bereiche Feierabend machen."
Als Investor würde ich hierzulande langsam die Notbremse ziehen. Da könnte man ja gleich in China produzieren, wo wenigstens die Löhne noch geringer sind. Zitat FAZ:
Der Werksleiter macht die Bedeutung der Stromsperren mit einem einfachen Vergleich deutlich: „Sie erwarten hohen Besuch zum Abendessen. Während Sie kochen, schaltet jemand plötzlich den Herd ab.“ Dann könne man zwar improvisieren. „Aber Knäckebrot bei Kerzenschein ist nicht jedermanns Sache.“ Ein Betrieb wie der seine dürfe sich keine Lieferengpässe oder Abstriche an der Qualität erlauben, sagt der Ausländer. Außerdem trieben die Stromausfälle die Kosten in die Höhe. „Die Blackouts in China sind ein echter Wettbewerbsnachteil.“
Den größten Vogel schießt allerdings der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltfragen ab. Bei diesem geht es nicht mehr darum, ob in Klein-Kleckersdorf oder in den 357.111,91 km² merkelschen Hoheitsgebiets noch etwas gebaut oder betrieben werden darf, was nicht ausdrücklich von allen beteiligten Räten und Kommissionen als unbedenklich eingestuft wird - nö, hier wird gleich das ganz große Rad gedreht.

Unterhalb von "global", "umfassend", "fundamental" und "tiefgreifend" geht da garnix. Ein Strukturwandel zur "Großen Transformation" hin zu einer "Nachhaltigen Gesellschaft" soll es sein. Von einer "Dekarbonisierung" der Weltwirtschaft ist da die Rede, und das auch noch zuzüglich der Abschaffung der Kernenergie.
Man muss sich dazu vor Augen führen, dass bisher allein Deutschland sich den Luxus leistet, eine Stör-Infrastruktur von Zufallsenergieerzeugern auch noch großzügig zu subventionieren. Im Rest der Welt (wie auch hier im Übrigen) ist man weitgehend von der Kohlenstoffverwertung abhängig und ersetzt diese teilweise durch Nuklearenergie.

Ich will jetzt gar nicht so sehr auf Arten von Kraftwerken und Stromversorgung rumreiten, also sprechen wir mal ganz allgemein von Energie. Ohne Energie fährt kein LKW, kein Traktor, kein Schiff und auch keine Bahn, wirtschaftliche Produktion ist unmöglich, Kommunikation wie wir sie kennen undenkbar.
 
Dies fußt nun alles weitgehend auf Kohle, Öl, Gas und Uran, und diese Energieträger wollen Merkels Einflüsterer nun abschaffen.

(Ja ich weiß, in Brasilien fahren sie Auto mit Zuckerrohr-Ethanol, auf Island nutzt man prächtig die reich vorhandene Geothermie, und große Staudämme schaffen auch einen enormen Energieoutput (so sie denn genug Wasser gespeichert haben). Aber im Großen und Ganzen ist die Welt nun mal strukturell karbonisiert.)

Man könnte diese Truppe unter ihrem Chef Hans Joachim Schellnhuber nun für eine Art harmlose Spinner oder Ökoträumer halten, aber ihre Position als offizielle Berater Angela Merkels macht sie zu gefährlichen Einflüsterern.

Die Kanzlerin hätte schon vor einigen Jahren aufhorchen müssen, als Schellnhubers Potsdam Institut für Klimafolgenforschung sieben Thesen zum Klimawandel aufstellte und dabei eine "Kulturrevolution" forderte. Erst als die Blogosphäre dies öffentlich machte, änderte man den Begriff klammheimlich in "Große Transformation" um. Gemeint blieb das gleiche. Ein Großer Sprung nach vorn, nur diesmal in Richtung Öko-Steinzeit.

Merkel tat nichts, sie ließ ihren obersten "Klimaberater" weiter gewähren. Ich weiß nicht, was ausgerechnet Schellnhuber, einen explizit linken 68-er Chaosforscher dazu qualifiziert den klimapolitischen Chefideologen einer "bürgerlichen" Bundeskanzlerin zu geben (sie konservativ zu nennen wäre ein Witz), aber irgendetwas scheint sie an ihrer grauen Eminenz zu finden.


Im April dieses Jahres veröffentlichte der WBGU nun einen "Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation" (hier die Zusammenfassung), in welchem die ganzen menschenverachtenden Visionen Schellnhubers und seiner Adlaten schwarz auf weiß zu lesen sind.

Ich habe es zu lesen versucht, aber mich packte sehr schnell ein Würgereflex bei all diesem totalitären Umwälzungsdenken. Da ist von einem "fossilen industriellen Metabolismus" die Rede, den es zu beenden gilt, von einem "starken, planenden Staat" der die Umkehr steuern, und den Widerstand unwilliger Interessensgruppen überwinden soll, überhaupt von der Abkehr der Freiheit des Individuums hin zu einer kollektivistischen Gesellschaft, in der alles dem "Klimaziel" untergeordnet wird.

Warum? Na, weil es das Beste für die nachfolgenden Generationen ist. Das weiß Schnellnhubers Ökojakobinertruppe aber ganz genau.
Im Klartext: Wir sollen uns Einschränken, Verzicht üben, uns zurückentwickeln, damit irgendwelche Zukunftsmenschen eine - wie der WBGU ganz genau weiß - bessere Zukunft haben.
Wir heutigen Menschen haben sozusagen eine kranke Gesellschaft geformt, die Schellnhuber und Genossen mittels starkem Staatseingriff wieder heilen wollen. Und Heilung bedeutet dabei natürlich auch Schmerzen auszuhalten. Da müssen wir halt durch, das macht den Volkskörper gesund.

Ehrlich, ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen könnte. Diese steuerfinanzierten Irren gehören in eine geschlossene Anstalt, aber nicht in die Nähe der Macht.

Und, gibt es einen Aufschrei in den Medien? Immerhin wandelt da ein regierungsnahes Gremium auf den Pfaden totalitärer Weltverbesserer, die schon ein paar Millionen Tote auf dem Gewissen haben. Aber ... nix. Naja, jedenfalls fast nix.

Hier bekommt Fritz Vahrenholt (SPD) die Möglichkeit, seine Meinung zur drohenden Öko-Diktatur abzugeben. Er sagt dabei schon viel Richtiges, aber er geht dabei nicht weit genug. Die Arbeit dieses Beratergremiums stellt den Überbau für den Weg in eine Diktatur dar. Sie ist also dazu angetan, die freiheitlich demokratische Grundordnung zu zerstören, oder sehe ich das falsch?

Meines Erachtens nach gehört diese Vereinigung wegen Verfassungsfeindlichkeit verboten und nicht auf den Schoß der Kanzlerin. Es ist geradezu widerlich, dass solche "Experten" auch noch an den Trögen des Staates gemästet werden.

Einer der Zukunftsberater hatte an dieser Stelle schon die Möglichkeit zur Erklärung erhalten. Claus Leggewie, na klar. Ein linker Kulturwissenschaftler darf da natürlich auch mittun beim gesellschaftlichen Totalumbau. Seiner Ansicht nach ist das alles nicht so schlimm. Ökodiktatur? Lächerlich. Alles wird schön und supi in seiner Futur 2 Welt. Und das alles sogar mit mehr Demokratie. Und wenn das Volk beim großen Plan nicht mitmachen will?

Sicher doch.

Für beide Artikel gilt Lesebefehl. Aber der einzig passende Keil auf diesen groben Ökodiktatur-Klotz kommt von Propagandafront.de: Deutschland fest im Würgegriff radikaler Ökofaschisten


Nachtrag (00:30 Uhr): Auf achgut gibt es dazu jetzt auch noch einen Artikel: In kommunistischer Tradition

14 Kommentare:

  1. Danke Calimero,

    jeder der diese Unglaublichkeiten thematisiert, verdient es gelobt zu werden. Wenn es nicht schwarz-weiß zum Lesen vorliegen würde, könnte ich es gar nicht glauben. Ich bin gespannt darauf, wie die Politik sich bei der Übergabe der Endfassung des WBGU äußern wird.

    Beste Grüße B.

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  2. Lieber Calimero,

    Um die BASF mache ich mir die geringsten Sorgen, immerhin verfügt sie über ein eigenes Kraftwerk, das in der Lage ist (sein soll) 65% des von der BASF benötigten Stroms zu liefern.

    Neues BASF-Kraftwerk mit 90 Prozent Nutzungsrad

    Beck bezeichnete das neue Kraftwerk wegen seiner Effizienz als Beweis dafür, dass Ökonomie und Ökologie vereinbar seien. Deutschland zeige damit "Technologieoffenheit" und habe keinen Grund, die eigene Zukunft "in düsteren Farben zu malen". Voscherau betonte, mit der Entscheidung für das Kraftwerk sei auch das Bekenntnis verbunden, den Standort Ludwigshafen "auf längere Sicht erfolgreich zu betreiben".

    Hinzu kommt, dass die BASF mit Wintershall (Wingas) führend in der Erdgasförderung ist. Allerdings ist die Beteiligung an Nord-Stream ein Leckerbissen für Verschwörungstheoretiker (IM Arthur).

    The Stasi side of Gazprom and Russo-German pipelines

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  3. Vielleicht sollte mal jemand Merkels Doktorarbeit unter die Lupe nennen, denn daß sie wirklich Physikerin ist, ist nur schwer vorstellbar. ;(

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  4. Liebe Lyllith,

    der Kraftwerksartikel über die neue BASF-Anlage ist mal wieder ein Beitrag aus der PR-Abteilung.

    Zu den Mythen um KWK und Energieeffizienz müsste ich mal 'nen eigenen Artikel schreiben. Hier nur soviel:
    2 GT plus Abhitzekessel ist durchaus eine Standardkonfiguration. Wie bei jeder neu erbauten Anlage fließen da natürlich Erkenntnisse von älteren ein, deshalb ist jeder Neubau (in D zumindest) besser als die anderen.

    Wenn die da von bisher unerreichten 90% Brennstoffausnutzungsgrad schreiben, dann würfelt der normale Leser das mit den 30-40% Wirkungsgrad von Altkraftwerken zusammen und denkt so, dass da jetzt was grandios Tolles hingestellt wurde.
    Dem ist aber nicht so, weil Wirkungsgrad und Brennstoffausnutzungsgrad zwei Paar Schuhe sind.

    Ganz einfach gesagt ist Wirkungsgrad gleich (el.) Nutzleistung durch Aufwand. Brennstoffausnutzungsgrad ist aber (el. Nutzleistung plus nutzbare Wärmeleistung) durch Aufwand, daher liegt der immer um einiges höher (das auch bei normalen Kond.-Kraftwerken, nur wird er dort nicht angegeben).

    Das Schöne an der nutzbaren Wärmeleistung über dem Bruchstrich ist ja, dass bei der bloßen Wärmeerzeugung kaum Verluste auftreten (wenn man einen Topf Wasser heiß macht, hat man einen Topf voll heißem Wasser), während bis zur elektrisch nutzbaren Leistung noch einige Energieumwandlungsschritte nötig sind, die physikalisch unabwendbar verlustbehaftet sind.

    Noch kurz zu Gasturbinen an sich: Bei denen frisst der Verdichter allein schon knapp zwei Drittel der eigenen Leistung, außerdem müssen die (aus dem Gedäctnis) ca alle 1500 Betriebstunden in die Verschleißreparatur. Da hat sich BASF wohl eher eine Spitzenlast-Anlage hingestellt.

    Beste Grüße, Calimero

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  5. Danke, Calimero.

    Achso, Freiheit zur Selbstbeschränkung heisst es, wenn ein Gremium herausfindet, was ich wirklich will ("Wunsch zweiter Ordnung") und diesen Willen durchsetzt.

    "Wie Rauchverbot, Schuldenbremse und andere verfassungsrechtliche Regelungen zeigen, sind freie Menschen fähig, die Wucht ihrer spontanen Wünsche erster Ordnung durch Wünsche zweiter Ordnung zu zähmen. "

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  6. Hübsch, nicht wahr? Die Alpha-Menschen werden schon wissen, was gut für die Epsilons ist.
    Auch wenn man dafür im Futur 2 denken muss, wozu Epsions natürlich nicht fähig sind.

    Brave New World, ick hör' dir trapsen. :-(

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  7. Ich bin froh, daß ich ein Beta bin...Alphas müssen so schrecklich viel lernen...mit Gamma-Kindern spiel ich nicht.
    Brenneke 12/70

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  8. Calimero: "Zu den Mythen um KWK und Energieeffizienz müsste ich mal 'nen eigenen Artikel schreibe"

    Besten Dank schon im Voraus. Ihre absolut wissenswerten Beiträge aus Ihrem Berufsfeld lese ich immer besonders gern.
    Gruß G

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  9. Dumme Frage ist das wirklich so neu?
    Wenn ich mir die Titel der Haupt und Sonderberichte so anschaue dann ist das doch offensichtlich nur eine "logische" Fortschreibung...

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  10. Ach ja und die Titelgebung ist ebenfalls passend. Schau mal unter dem zitierten Papier:
    Klimapolitik nach Kopenhagen: Auf drei Ebenen zum Erfolg

    Erfolg ist "genau" das was in dem von dir "gewürdigten" Bericht vorausgesetzt wird... Wir brauchen somit keine Verschwörungen mehr wir haben ja wissenschaftliche Beiräte....

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  11. Ich habe mich heute da "durchgequält" und es noch viel schlimmer als Du schreibst es ist Ökoeugenik.....

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  12. Hallo Volker,

    ja, das habe ich schon gelesen und kann Herrn Keil nur absolut recht geben. Einfach genial zusammengefasst!

    Ich wollte es hier auch "prominent" verlinken, aber erst wenn es bei der Achse schon weiter nach hinten gerückt ist. Die haben ja doch eine ziemlich hohe Schlagzahl, und um diesen Text wäre es echt schade, wenn er so schnell wieder aus dem Blickfeld rückt.

    Also, den Lesebefehl unterstütze ich absolut - und in den nächsten Wochen werde ich nochmal einen Erinnerungsteaser dazu bringen.

    Beste Grüße, Calimero

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