Mittwoch, 3. April 2013

Calimero auf die Ohren

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von piratte.net

Yvonne von piratte.net macht Podcasts. Nach ihrem Erstling zum Thema Ahnenforschung, zu dem sie sich mit einem Hobby-Genealogen traf, folgte der zweite Streich mit einem Archäologen, der ihr einiges zum Limes zu sagen hatte.
Der dritte Podcast sollte sich ums Thema Kraftwerke und Stromversorgung drehen und dafür wurde nun ich als Gesprächspartner eingeladen.

Was ich natürlich dankend angenommen habe. :-)

Hier also das Ergebnis unseres "kleinen" Kraftwerkstalks: Calimero im Interview bei piratte.net

Donnerstag, 14. März 2013

Eine Alternative, endlich

Eine komische Parteigründung ist das. Nicht die Wutbürger formen sich zum Aufstand, nicht die junge Generation will mal wieder "alles anders machen", nein, Teile der akademischen Elite stehen nun auf.
Sie haben geklagt, sie haben gewettert, sie haben gemahnt, diskutiert und publiziert - aber der Dampfer Deutschland blieb unbeirrt auf alternativlosem Kurs. Käpt'n Merkel fährt weiter auf Sicht und die übriggebliebenen Leichtmatrosen kabbeln sich um die besten Plätze an Deck der MS TINA.

Wie lange eigentlich beklagt der alleingelassene Teil des Bürgertums schon das Vakuum, welches durch Merkels Öko-Sozialdemokratisierung der CDU entstanden ist? Und wer hatte überhaupt noch Hoffnung, dass da irgendetwas entstehen könnte? Etwas, dass keine Spinner anzieht, nicht ganz einfach mit mit dem Label "rechte Populisten" ausgezeichnet und in die Unberührbaren-Ecke gestellt werden kann?

Und plötzlich taucht da so eine Ansammlung Gelehrter auf. Diese Unterstützerliste dürfte wohl jeden potenziellen Plagiatejäger in den Wahnsinn treiben. Und sie treffen einen Nerv. Eben den Nerv jener, die sich  mittlerweile weder durch die Koalition noch durch irgendeine Opposition hinreichend vertreten fühlen. Die enttäuschten Wähler "des kleineren Übels", als auch die, die sich schon entmutigt ganz ins Lager der Nichtwähler zurückgezogen haben. Diese neuen, grau gewordenen Rebellen tragen nun Anzug und fahren Mittelklassewagen, für die sie nach legalen Parkplätzen suchen.

Dass ich das noch erleben darf! Es wird aber auch Zeit. Und ich bin froh, dass es keines Komikers bedurfte und auch keine sonstigen Irrlichter die Stimmen der Frustrierten einsammeln wollen.
Nein, andere als biedere und doch streitbare Professoren hätten wohl kaum eine Chance unseren One-way-Politikern mal die doch bestehenden Abzweigungen zu zeigen.

Nun glaube ich nicht, dass der behäbige Politbetrieb von heute auf morgen umgekrempelt werden kann, aber wir müssen überhaupt endlich wieder einmal Alternativen geboten bekommen!
Die Piraten waren über eine Saison ja mal ganz sehenswert - bis sie meinten eine Vollprogramm-Partei werden zu müssen. Und ein Vollprogramm für die doch überwiegend jungen und vorher unpolitischen Anhänger musste wohl leider ein linkes werden. Davon gibt es aber wirklich schon genug.

Jetzt also die Bürgerlichen. Und ja, noch auch vor allem die Älteren. Es muss sich wohl erst einmal setzen. Ankommen. Mit diesem Programm.
Es lohnt sich, die 8 definierten Politikfelder einmal aufzuklappen. Ich finde dort nichts, das ich nicht für unterstützenswert halte. Und diese 8 Felder reichen mir fürs Erste auch vollkommen aus.

Wir haben definitiv ein Währungsproblem, ein Staatschuldenproblem, ein Demokratieproblem, ein Bildungsproblem, eine ganz üble EU-Besoffenheit, einen Energieversorgungsirrsinn sondergleichen und Integrationsprobleme en masse. Es gibt genug neu zu justieren, und es braucht endlich jemanden, der der eingeschliffenen Fuhre mal die Alternativen aufzeigt:

für Respekt vor dem Recht und dem gegebenen Wort,
für demokratische Kontrolle, Transparenz und Bürgernähe
für Selbstbestimmung, Selbstverantwortung und solide Finanzen für alle Staaten.

Das klingt doch gut! Das verdient Unterstützung. Und wenn mir jetzt noch irgendjemand verrät, wo ich meine Unterstützerunterschrift leisten kann, dann wird die AfD diese bekommen. 2000 Stück pro Bundesland brauchen sie für die Zulassung zur BT-Wahl.

Jetzt wird natürlich wieder der Eine oder Andere unken, dass man mit dieser Unterstützung lediglich das bürgerliche Lager spalten würde; dass man somit einen rot-grünen Wahlerfolg erst wahrscheinlicher machen würde.
Aber jetzt mal ernsthaft. Glaubt noch irgendwer daran, dass eine unbedrängte Regierung Merkel, egal wen sie sich als Koalitionspartner mit ins Boot holt, das Ruder rumreißen würde? Weg von Ökopfad und Energie-Irrsinn? Ein Ende macht mit dem Ausverkauf des Landes nach Brüssel? Die Islamkonferenzen auflöst, das Steuersystem vereinfacht, den Staat verschlankt?

Never!

Und was könnte uns mit rot-grün an der Macht schon Schlimmeres blühen? Das französische Modell Hollande, auf das Deutschland als Euro-Bailouter auch noch (schneller) ausfällt? Na, dann werden wir halt endlich auch mal "gerettet" werden müssen, oder?

Montag, 11. März 2013

Münchner Weibergeschichten

Bei der Stadt verdienen Frauen mehr als Männer, titelt die Zeitung und ich wundere mich kein Stück darüber. Warum auch? Erstens kann man in Deutschland wahrscheinlich allerlei Betriebe finden, in denen die Durchschnittslöhne der dort angestellten Damen höher liegen, als die der Herren, und außerdem geht's hier zudem noch um einen kommunalen Arbeitgeber. Eine Stadt. München.

Da denke ich an all die kleinen Schmutzjobs, die eher von Männern ausgeübt werden und natürlich an einen großen Verwaltungsbereich. Dort fühlt sich ja sowohl Männchen als auch Weibchen wohl. Schön warm und heimelig zwischen "Vorgängen", Topfpflanzen und Kaffetassen. BAT irgendwas.
Und da man ja bei öffentlichen Arbeitgebern auch gern "bei gleicher Qualifikation" die Weibchen bevorzugt einstellt (Kunststück, wenn die Kohle nicht verdient werden muss, sondern eingezogen wird, kann man auch ganz gut mit Mutterschutz und Teilzeitmodellen leben. - Ganz ohne Häme gemeint.), kann ich mir auch gut vorstellen, dass man dort im mittleren und oberen Bereich die Damen ganz gut vertreten vorfindet.

Also alles nicht erwähnenswert.

Was diesen Fall aber so lächerlich macht ist die Tatsache, dass man solchen Quatsch überhaupt ausrechnen möchte. Wem bringt das was? Keine Ahnung, aber die Stadtkämmerei hatte wohl gerade nichts Wichtigeres zu tun.
Und dann kommt auch noch ganz überraschend so ein Ergebnis heraus. Herrgottsakra! Das stört doch die städtische Brauchtumspflege! Man weiß doch mit dem Herzen eines ganz sicher:
Frauen werden im Job oft benachteiligt. Das Problem ist bekannt – auch in München. Alljährlich wird auch hier beim „Equal Pay Day“ für mehr Lohngerechtigkeit demonstriert.
Und nun sowas! Das findet der rot-grüne Stadtrat jetzt aber extrem überprüfenswert. Kann doch wohl nicht sein! Wird sogar extern vergeben, der Überprüfungsjob. Sicher ist sicher. Wahrscheinlich an eine Untergruppe irgendwelcher rotgrünen Feminatsstrukturen, weil die Testosteronverschwörer ja überall sitzen könnten. Ja mei, die öffentliche Hand ist doch auch zum Geben da, nicht wahr?

Mein Gott, wie doof sind die denn da? Was erwarten die? Dass man der roten Stadtverwaltung München irgendeinen Gender-Gap-Strick drehen kann, weil auch rote Männchen schlussendlich nur zur globalen Testosteronverschwörung gehören?
Und was will man tun, wenn das geheimnisvoll gewichtete Ergebnis dann endlich in den politisch korrekten Empörungskram passen sollte? Ein paar Dutzend Doppelnamen-Frauen zur Pflichteinstellung vorschlagen, oder eine Östrogen-Zulage für städtische AngestelltInnen anregen? Demonstrieren gehen? Ach nee, das tut man ja eh schon.

Uiuiui, diese vorliegenden Zahlen sagen ja nun gar nichts aus, das ist ja Mischobst, meint die städtische Gleichstellungsbeauftragte. Ich weiß nicht, ob sich diese nicht ein bisschen schämt, wenn sie ihren Lohnzettel mit dem eines verdienstvollen Ordnungsämtlers im Außendienst vergleicht. Aber einen Hang zur Selbstreflexion darf man in diesem Job wohl nicht haben.
Naja, jedenfalls muss der völlig bedeutungslose Fall nun hochpolitisch aufgedröselt werden. Wahrscheinlich bis das richtige Ergebnis rauskommt. Sollen sie machen. Bei den Münchnern ist es wenigstens ihr eigenes Geld (hoffe ich doch mal).

Was mich aber völlig verblüfft hat, war folgende Aussage des Personalreferenten, mit der er der vertieften Rechnerei entkommen wollte:

„Das Tarifrecht des öffentlichen Dienstes behandelt Frauen und Männer gleich.“
Auch nach Auffassung des Kommunalen Arbeitgeberverbands Bayern sei das Entgeltsystem im öffentlichen Dienst diskriminierungsfrei, erklärt sein Referat in einer schriftlichen Beschlussvorlage zum Thema „Entgeltdiskriminierung“. Es gebe keine Eingruppierungs- und Vergütungsvorschriften, die unmittelbar auf das Geschlecht der Beschäftigten bezogen seien.
Häh? Man zeige mir bitte einen Tarifvertrag in diesem Lande, in welchem es Vorschriften gibt, die irgendwelche Geschlechterdiskriminierungen enthalten. Nur einen einzigen. Ist es das, was in den Hirnen derer herumspukt, die sich mit solchem Mumpitz tagtäglich herumschlagen müssen? Dass es irgendwo in West-Mecklenburg-Vorpommern oder im Hunsrück sowas wie Frauenvergütungstabellen gibt? Im frei laufenden Kapitalismus könnte sich ja jede Schweinerei verstecken, aber bei uns ist man - löblicherweise - diskriminierungsfrei?

Die haben doch da unten echt den Schuss nicht gehört! Allesamt!

Dienstag, 5. März 2013

Mindestlöhne

Das Thema Mindestlohn erregt mal wieder die Gemüter. Die Koalition schickt sich an auch noch die letzten Spezialgebiete der rot-grünen Opposition einzuhegen und eigene schwarz-gelbe Pflöcke einzurammen.
Wenige trauen sich noch dagegen aufzubegehren, riskiert man doch sofort das Stigma der sozialen Kälte. Und wir wollen doch lieber alle als warmherzige Kuscheltierchen wahrgenommen werden, oder?

Jetzt hat sich Volker Zastrow, FDP-Vize aus Sachsen, zu Wort gemeldet und erklärt, warum er den Antrag zur Positionierung der FDP mit dem Titel "Leistungsgerechtigkeit durch faire Löhne" im Präsidium abgelehnt hat.
Ihm sei kein funktionierendes Modell zur Einführung von Lohnuntergrenzen bekannt, sagte er, und sinngemäß, dass politischer Einfluss die notwendigen regionalen Differenzierungen (unterschiedliche Lebenshaltungskosten) außer Acht lassen würde. Dies könnte zur Arbeitsplatzvernichtung vor allem im strukturschwächeren Osten der Republik führen.

Verfechter der reinen Lehre sagen auch manchmal einfach nur knapp und klar, dass ein Mindestlohn dem Arbeitsverbot für Geringqualifizierte gleichkäme. Und da haben sie Recht. Ludwig von Mises sagte zur nicht marktgerechten Anhebung von Löhnen folgendes:

"Als Folge davon kann ein beträchtlicher Teil der Arbeitswilligen nur beschäftigt werden, wenn es Arbeitgeber gibt, die bereit sind, mit Verlust zu arbeiten. Und da Unternehmen auf die Dauer nicht mit Verlusten arbeiten können, schließen sie ihre Betriebe und die Leute werden arbeitslos. Die Festsetzung der Löhne über dem Niveau, das sie in einem freien Markt hätten, endet immer mit der Arbeitslosigkeit eines beträchtlichen Teils der Arbeitswilligen." (Mises, "Vom Wert der besseren Ideen", S.95)

Nun ist man es hierzulande ja mittlerweile gewohnt, dass absehbar eintretende Konsequenzen von politischem Handeln nicht gesehen werden, oder nicht akzeptiert werden wollen. Man rührt erstmal etwas ein, guckt sich dann an was passiert und geht davon aus, dass man bei unliebsamen Ergebnissen wiederum politisch gegensteuern kann. Fahren auf Sicht als Strategie.

Es ist aber schon erstaunlich, wie die bestehende Realität bei solchen Kuschelforderungen ausgeblendet wird. Zunächst haben wir ja schon einen Mindestlohn in Deutschland. Er nennt sich soziale Grundsicherung nach SGBII, oder umgangssprachlich HartzIV. Damit ist die Lebenshaltung in einem Maße gesichert, wie sonst wohl kaum noch auf der Welt. Das ist die Untergrenze dessen, was man in diesem Lande für ein menschenwürdiges Dasein braucht - ein darunter gehender Lohn existiert nicht.
Wer Spaß daran hat kann ja mal einen monatlichen HartzIV-Regelsatz inclusive aller vom Amt übernommenen Leistungen (Miete etc.) gegen einen Monatslohn mit 40-, 35 oder 25-Stunden-Woche aufrechnen.

Und jetzt sollte man mal einen Blick auf die Berufe werfen, die hier am Schlechtesten bezahlt werden, und das Ganze zusätzlich noch aus der Sicht eines Arbeitgebers betrachten. Dieser hat ja nicht nur die Löhne zu bezahlen, sondern auch noch allerlei andere Abgaben zu leisten, die schon vor allem staatlich verschuldet sind!

Ich hatte z.B. vor Kurzem einen Minidefekt am Auto. Der Werkstattmensch schaute sich das an, sagte dass das Austauschteil knapp 20 Euro kosten würde, dazu noch ca 10 Minuten seiner Arbeit ... naja, würde so um die dreißig Euro kosten. Der Handschlag kostete mich dann aber letztendlich ungefähr 75 Euro.
Nach Aufrechnung von allem Krimskrams, den der Werkstattbesitzer so zu tragen hat (und natürlich auf mich, den Kunden, umlegen muss) stand da ein Betrag auf der Rechnung, der es mich überlegen lässt, ob es mir das wert war. Wahrscheinlich hätte ich das auch selbst machen können, oder irgendein technisch versierter Bekannter - für 'nen Zehner auf die Kralle.

Es ist ja nicht so, dass der Monteur oder irgendein anderer Angestellter die Kohle bekommt, wenn erstmal die eingesetzten Materialkosten abgezogen sind. Es ist auch nicht so, dass nach Abzug der Arbeitskosten der  Rest als Unternehmerlohn eingesackt wird. Nö, da sind Kapitalkosten zu tragen, die Energiekosten zu bezahlen, allerlei Abgaben an Kammern, Berufsgenossenschaften, Versicherungen zu leisten, Steuerberater und die Aufbereitung für die Bundesstatistik kosten Geld, und nicht zu vergessen, die Abgaben für die Sozialversicherungen des Angestellten. Auch den euphemistisch so genannten "Arbeitgeberbeitrag" muss der Arbeitnehmer schließlich mit erwirtschaften.

Also hat mein Monteur nun einen Lohn von 75 Euro minus den 20 Euro für das Teil? 55 Euro für 10 Minuten Arbeit - also eine Stundenvergütung von 330 Euro? Eher nicht. Hat er brutto 20 €/h? Vielleicht. Bleiben ihm letztendlich 12-13 €/h netto? Ja, das könnte hinkommen.
Wo ist der Rest? Wahrscheinlich zum geringsten Teil bei seinem Arbeitgeber selbst.

In der öffentlichen Debatte wird dieser Hintergrund allerdings tunlichst ausgeblendet. Da gibt es nur die mies bezahlte, ausgebeutete Kreatur und dessen Chef, den knauserigen Blutsauger, der seinen tollen Mitarbeitern nicht die Butter aufs Brot gönnt. Ist es nicht so?
Man muss den knickerigen Boss nur dazu zwingen, seine Angestellten besser zu bezahlen, dann wird alles gut.

Aber schauen wir uns doch mal die angeblich schlechtbezahltesten Berufe in Deutschland an. Ich nehme hierzu mal die Angaben aus der Süddeutschen Zeitung.

10. Koch
9. Kellner/Stewardess
8. Fleisch-/Wurstwarenhersteller
7. Gästebetreuer (Portier, Barkeeper, Buffetkräfte etc.)
6. Wachschutz
5. Zimmermädchen u.ä.
4. Putzfrauen (Büro, privat)
3. Glas- und Gebäudereiniger
2. Textilreiniger
1. Friseur/Friseurin

Auffällig hier: Es sind zumeist Dienstleistungen die man "sich gönnt", die man selbst auch erledigen könnte, sich aber nicht unbedingt zumuten möchte, die "nice to have" aber nicht unbedingt unverzichtbar sind. Man bräuchte nicht unbedingt großes Fachwissen oder eine gründliche Ausbildung dafür. Klassische" schnell mal rein und schnell wieder raus"-Jobs für z.B. Studenten oder gering Qualifizierte. Eine überschaubare Einzelverantwortung und relativ hohe Austauschbarkeit.

Wenn wir davon ausgehen, dass das gesellschaftliche Gesamtbudget von uns als Kunden in etwa dem entspricht was momentan für diese Dienstleistungen ausgegeben wird - wie wird sich die Nachfrage nach diesen Dienstleistungen entwickeln, wenn sie nun teurer werden?
Ich habe mir z.B. vor Kurzem eine Haarschneidemaschine gekauft. Nicht aus finanziellen, sondern aus rein praktischen Gründen. Ich hatte halt keine Lust mehr darauf, wenn ich mal Zeit habe, von Friseur zu Friseur zu rennen und dort in 3 von 4 Fällen auf einem Termin bestanden wird. Mein Haupthaar ist, Kurzhaarschnitt sei Dank, so pflegeleicht, dass auch meine Frau mir das mal kurz stutzen kann. Auch wöchentlich, was rein optisch sehr angenehm ist. Jetzt entgehen den Friseurinnen die sonst sechswöchentlich fälligen 15 Euro (plus 3 Euro Trinkgeld). Auf diese Idee können andere auch kommen, wenn der Haarschnitt nun z.B. 20 Euro kosten würde.

Wie oft "braucht" man einen Koch? Die Lebensmittelpreise steigen, die Energiekosten auch - und damit selbstverständlich auch (überproportional) die Preise auf der Speisekarte. Es wird eh schon genug gemeckert, dass ein Restaurantbesuch zum Luxus wird - man kann doch auch daheim was Schönes machen.
Muss das Büro eigentlich täglich gesaugt werden? Reicht da nicht 1x pro Woche? Und mit dem Lappen über den Schreibtisch gehen, kriegt auch die Sachbearbeiterin zwischendurch mal hin. Da kann man schon sparen, wenn man will.
Müssen da eigentlich 2 Wachleute beschäftigt werden, wenn doch einer plus ein paar Kameras auch ausreichen würde?

Und so kann man sich zu jedem schlechtbezahlten Job auch ein Einsparszenario ausdenken. Denn eins ist sicher, das Gesamtbudget für solche Dienstleitungen wird nicht mit einem Mindestlohn wachsen. Es wird das passieren, was Mises schon vor über 50 Jahren in seinen Vorlesungen beschrieb.

Er hat aber auch noch etwas Grundlegendes nach dem oben zitierte Absatz ausgeführt:

"In Großbritannien war das Ergebnis der hohen, von den Gewerkschaften erzwungenen Löhne eine anhaltende, Jahre dauernde Arbeitslosigkeit. Millionen von Arbeitern waren arbeitslos, die Produktionsziffern sanken. Sogar die Sachverständigen waren verblüfft. In dieser Lage entschloss sich die Regierung zu einer Maßnahme, die sie für unvermeidlich hielt: Sie wertete die Währung ab.
Die Nominallöhne, auf denen die Gewerkschaften bestanden hatten, verloren damit an Kaufkraft. Die Reallöhne sanken."
(a.a.O., S.95)
Es ist nicht undenkbar, dass die Politik mit dem Einschwenken auf die linke Linie des Mindestlohnes schon etwas vorwegnehmen möchte, was die wirtschaftlich schwächeren Länder des Euroraums so vehement fordern. Die Abwertung des Euro. Diese würde wenigstens etwas erleichtert, wenn die unteren Einkommensschichten nicht so schnell auf die untragbar gewordenen Preissteigerungen verweisen würden.

Und interessant daran wäre, dass die heute so vermeintlich sozial denkend Mindestlöhne fordernde Mittelklasse (auch ein Mindestlohn brächte die heutigen Geringverdiener ja nicht wirklich in unangemessene Nähe des eigenen, sicherlich als verdient empfundenen Engeltes), die Verlierer dieser eingepreisten und angestrebten Inflationierung wären. Es wäre politisch ja nur eine definitive Lohn-Untergrenze eingezogen worden. Die heutigen Mittelklassegehälter blieben bei steigender Preisinflation ja erst einmal unberührt.

Herzlichen Glückwunsch!

Montag, 4. März 2013

Google und die Weltherrschaft

Der Kampf hat begonnen. Weltweit. Und Sie - Sie sind mittendrin.

Noch gar nicht mitbekommen? Ha! Sie sind doch schon längst nicht einfach mehr Friedrich Mustermann, wohnhaft in der Blumengasse 24 in Worpswede. Sie sind eine Mind Unit!
Glauben Sie nicht? Doch, glauben Sie mir ruhig. Zwei gegnerische Fraktionen sind dabei darum zu kämpfen, Sie und alles um Sie herum unter ihren Einfluss zu bekommen. In Echtzeit. Jetzt.

Sind Ihnen in der letzten Zeit vielleicht verdächtige Gestalten an belebten Orten aufgefallen? An Kirchen, Rathäusern, vielleicht an Kulturdenkmälern oder Wahrzeichen? Junge Männer, vielleicht auch Frauen, die immer wieder an denselben Orten auftauchen, irgendwelche Informationen in ihre Handys hacken, sich umsehen und hektisch wieder verschwinden?

Achten Sie mal drauf. Man erkennt sie daran, dass sie - einzeln oder in Gruppen - ihre Handys nicht am Ohr haben, sondern konzentriert draufstarren. Sie haben auch nicht unbedingt Ohrstöpsel drin, so dass man denken könnte, da scrollt jemand nur die Trackliste seines mp3-Players durch - nein, diese Typen haben manchmal sogar ein ominöses Verbindungskabel an ihrem Telefon, welches in einer Jacken- oder Umhängetasche verschwindet.

Sehr verdächtig.

Das findet auch die Polizei, die schon so manchen dieser Typen einer Kontrolle unterzogen hat. Bisher konnte man ihnen allerdings nichts nachweisen, was eine Ingewahrsamnahme gerechtfertigt hätte.
Kunststück. Ist doch noch völlig offen, wer die Guten und wer die Bösen in diesem Spiel sind.

Denn darum geht es. Es ist ein Spiel. Ich habe es nur mal schön dramatisiert. Und der Initiator dieses Spiel ist mal wieder der allwissende Internetkrake Google.

Was daran bemerkenswert ist? Zwei Dinge: Das Internet geht an die frische Luft, und, die unglaubliche Innovationskraft einer Firma, die ihre ersten Fans noch mit einer einfachen weißen Seite und einem Suchfeld gewonnen hat.

Das Spiel nennt sich Ingress (die Grundlagen hier bei Wikipedia) und wird im Wesentlichen per Handy-App gespielt. Es befindet sich derzeit noch in der closed beta, also einer hochentwickelten Vorveröffentlichung. Es ist noch gar nicht so einfach einen Zugangsschlüssel zu bekommen, weshalb die, welche ganz gierig darauf sind auch versuchen, die paar bei Google bekannten Einlader davon zu überzeugen, dass gerade sie einen Zugangscode verdienen. Da werden Fotomontagen erstellt, Ingress-Logos in Kuchenform gebacken, Fraktionskennzeichen in Sofakissen gestickt ... hier, bitte, ich, ich will auch einen Code! Guckt mal was ich da gebastelt habe!

Veröffentlicht wird die Bewerbung natürlich bei Google+, dem facebook-Konkurrenten. Es soll auch, gerüchteweise, von Vorteil sein ein Gmail-Adresse anzugeben, wenn man sich um einen Code bewirbt. Die App funktioniert (derzeit) nur auf Googles Android-System, neben Apples iPhone dem zweiten Betriebssystemriesen, und das Spielfeld, also die Grundlage des weltweiten Kampfes ist selbstverständlich Google-Maps (in einer futuristisch verdunkelten Variante).

Und so sieht das Schlachtfeld auf dem PC aus:


Zu sehen ist ein Stückchen Norddeutschland plus eines Teils von Polen. Die Metropolen Berlin und Hamburg sind hier gut zu erkennen. Blaue und grüne "Punkte" stellen Portale dar, die von der jeweiligen Fraktion gehalten und gegen feindliche Übernahme verteidigt werden. "Striche" sind Links zwischen Portalen einer Fraktion, und diese blauen und grünen Flächen sind sogenannte Control Fields. Dazu müssen drei eigene Portale miteinander verlinkt werden. Die innerhalb eines solchen Feldes lebenden Menschen werden dann als unter Schutz oder Einfluss stehende Mind Units bezeichnet und gezählt. Wie Google das berechnet ist mir schleierhaft, aber letztlich auch egal.

Das Interessante an dieser Sache ist, dass man seinen Hintern nach draußen bewegen muss. Nicht einfach vor die Haustür, sondern eben zu diesen Portalen. Auch durchaus (wenn man denn will) zu Portalen in fremden Städten. Je weiter voneinander entfernt, desto cooler sieht der Link auf der Karte aus. Und wenn man erstmal ein richtig großes Feld geschaffen hat, ist einem die Anerkennung (und der Neid der Gegner) sicher. Es gab z.B. mal ein grünes Feld (The green Mile), welches den größten Teil der Schweiz bedeckte. Und gerade gestern sah ich, dass irgendwelche verrückten Russen ein Feld von Moskau über St. Petersburg bis kurz vor Nowgorod gezogen hatten. DAS war wirklich mal ein großes Dreieck - DER Blickfang auf der Weltkarte. Allerdings auch für die eigene Fraktion nicht ohne, denn unter einem Control Field kann gar niemand mehr irgendwelche Portale verlinken.

Ja gut, es ist halt immer noch ein Spiel. Man muss nach draußen, na und?

Diese Portale sind nicht einfach über die Welt verstreuselt, sondern sie befinden sich an irgendwelchen besonderen Plätzen. Die ersten wurden mit Sicherheit von Google selbst irgendwo platziert, aber mittlerweile macht die Spielcommunity eigene Vorschläge. Man wird sozusagen dazu animiert, nach interessanten Plätzen zu suchen. Und andere Spieler werden wiederum dazu animiert, sich zu diesen Plätzen hinzubegeben. Eine tolle Kirche irgendwo abseits auf dem Lande? Ha, fahren wir doch mal hin. Die ist bestimmt nicht stark verteidigt. Im Urlaub mal weg von den Touristenorten? Da gibts doch diese zwei Portale im Hinterland, vielleicht kann man die ja verlinken.

Ich finde das großartig!

Und das Spiel bringt echte Menschen zusammen. Ein Einzelkämpfer wird nicht viel bewirken, erst in der Gruppe kann man Strategien entwickeln und Taktiken verwirklichen. So entstehen örtliche Communitys, auch fraktionsübergreifende, Stammtische, Raidgruppen, vielleicht auch sowas wie Ortsverbände, denen ein Fremder mit Portalschlüsseln weit entfernter Gebiete durchaus willkommen ist.

Auch hier: Großartig!

Und nicht zuletzt der sportliche Aspekt. Nicht nur dass der PC-Held seinen Hintern anlupfen und nach draußen gehen muss, es geht im taktischen Spiel auch darum "Energie" für seine Aktionen zu sammeln (sogenannte Exotic Matter, XM, die über die Welt verstreut herumliegt und mit dem Handy aufgesaugt werden kann) und sie damit gleichzeitig der gegnerischen Fraktion zu entziehen. Es gibt Taktiken, in denen ein Spieler sich künstlich energiearm macht, und dann anschließend mit dem Fahrrad die herumliegende XM absorbiert, während seine Kumpels voll aufgeladen ihre Aktionen durchziehen können. Vor einem nun von XM ausgehungerten Gegner.

Tja. Google bewegt. Jetzt auch physisch. Google vernetzt, hilft, vereinfacht. Mein Kalender wird selbstverständlich mit dem meiner Frau und unseren Handys synchronisiert. Diesen Blog hier schreibe ich in einer Software und unter einer URL die Google gehört, mein Handy wird von Googles Software betrieben und meine Gmail-Adresse räumt mir einfach mal 10 GB Speicherplatz ein.

Und das alles für lau.

Klar will der Netzgigant was dafür von mir haben, aber das mit Werbung berieselt werden nehme ich genauso in Kauf wie die Preisgabe der Nutzer- und Standortdaten, die Google von mir einsammeln kann. Wenn ich das nicht will, kann ich es jederzeit abschalten. Ich muss das alles nicht nutzen. All die Annehmlichkeiten könnte ich mir auch woanders zusammenstückeln oder ganz darauf verzichten. Ich muss mich auch nicht an die frische Luft begeben und irgendwelche virtuellen Portale in mir vorher fremden Örtchen hacken, ich muss keiner Community beitreten ... ich muss gar nichts.

Aber ich kann es. Kostenlos. Und wie man an diesem neuen Frischluftwettkampf um die virtuelle Weltherrschaft sehen kann, ist die Innovationskraft des Giganten aus Mountain View noch lange nicht erlahmt. Es gibt ständig was Neues, etwas so noch nicht gedachtes, aber wenn Google irgendwann mal lahmen sollte, wird sich ein Konkurrent finden, der wieder etwas noch besseres anbietet. Vielleicht für Geld, vielleicht auch für Daten, irgendeinen Deal wird man mir schon vorschlagen.

Und ich kann frei entscheiden, ob ich den Deal annehme. Denn ich bin der Kunde und damit der König für den Anbieter. Das ist das Schöne an der Marktwirtschaft, und daran sollte jeder mal denken, dem irgendwelche Politiker erzählen wollen, dass sie einen Plan haben wie sie das Leben für den "armen, hilflosen Verbraucher" verbessern können.

Ich denke, wir hätten immer noch die Wählscheibentelefone der Bundespost. Jetzt vielleicht in mehr als drei Farben und bezogen mit einer soften Umpuschelung, damit sich niemand am zwei Kilo schweren Hörer verletzt. Oder, Ilse Aigner?

Freitag, 8. Juni 2012

Kittelwechsel für Schleckerfrauen?

Schleckerfrauen und kein Ende. Und es wird immer blöder. Jetzt sollen die Verkäuferinnen also zu Pflegerinnen umgeschult werden. Klar, liegt ja nahe.
An Verkaufspersonal gibts ja anscheinend nirgends mehr Bedarf, aber an Pflegekräften immer. Und ob man nun Saftkisten in Regale wuchtet, oder Opi von links nach rechts dreht - wo ist der Unterschied? Naja, und ob man nun die Sauerei wegwischt, wenn ein Kunde 'ne Packung Joghurt hat fallen lassen, oder aber die wenn ... aber lassen wir das lieber.

Der Aktionismus, den die BuReg hier mal wieder an den Tag legt, ist bescheuert, aber systemimmanent. Man muss ja was tun! Ist ja auch Wurscht, ob eine Verkäuferin vielleicht weiter Verkäuferin bleiben will, oder nicht. Die Regierungsnannys haben da einen anderen Plan. Die denken da: Oh, Frauen - was kann man mit denen schon anfangen? Aufsichtsräte werden lassen, oder Topmanagerinnen? Nee, auch wenn das frauenquotenmäßig wünschenswert wäre - dafür sind sie bestimmt nicht qualifiziert genug. Waren ja nur Kassiererinnen und Kistenstaplerinnen. Also irgendwas anderes, was Frauen so können.

Pflege und Wartung von fremden Menschen? Toll! Das will ja jede machen. Liegt ihnen ja im Blut, irgendwie. Genetisch so angelegt. Wie Blumenbinden. Aber Floristinnen haben wir ja schon genug auf dem zweiten Bildungswege produziert.

Also Pflege klingt gut. Das kann man den Menschen da draußen im Lande auch gut verkaufen. Die denken da auch so an das Nächstliegende. Frau = soziale Ader. Geht auch bei jeder. Muss nicht jung, hübsch oder intelligent sein - Omis und Kinder füttern, das können sie alle.

Jetzt stelle man sich mal vor, wie es wäre wenn eine Baumarktkette in Deutschland dichtmachen müsste. Oh, die Holzmichelmänner werden arbeitslos! Was können wir denn da machen? Was haben wir da noch so an gesellschaftlich wünschenswerten Verwendungen?

Rapsbauern vielleicht? Wegen der ökologischen Energiewende? Windmühlenflügelputzer, Solarpanelpolierer? Oder Ingenieure, wir brauchen ja dringend Ingenieure sagt der BDI! Und mit Werkzeug und so ... also das können die bestimmt mit Links.

In Ballungsräumen bräuchte man auch noch Sozialarbeiter und Streetworker. Das wäre doch auch was. Da steckt in beiden Begriffen der Arbeiter drin. Das hat was Kerniges, was Männliches - und sozial ist es auch noch. Also um die Männer auch so ein bissl in die gesellschaftliche Pflicht zu nehmen, ohne sie zu sehr zu überfordern. Viele Männchen sind ja noch nicht so weit. Die haben das gewünschte soziale Bewusstsein noch nicht so entwickelt.
Naja, und wenn sie selbst das nicht wollen - fragen wir sie überhaupt? - dann geht immernoch Fahrradbeauftragter oder so was.

Was wäre jetzt aber wenn es eine Bank umreißen würde? Ist ja nun nicht so weit hergeholt. Auch wenn die Bank weiter als Zombie von der EZB untot erhalten würde - es könnte ja sein, dass da mal ein paar tausend Banker überflüssig werden würden. Wie würden unsere Ministerinen (sic!) denn darauf wohl reagieren?

Hm, Banker. Die haben ja mit Geld zu tun, nicht? Also die sind von Natur aus vertrauenswürdig und können rechnen. So eine Ladenkasse könnten die doch bestimmt beaufsichtigen, und mit Kunden können die auch umgehen. Und als Männer könnten die doch bestimmt auch Kisten stapeln und Regale füllen, oder? Wie wäre es denn mit 'ner Umschulung zu Verkäufern? Der Einzelhandel hat da doch bestimmt Bedarf.

Deppenrepublik.